Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

SA-Männer bei der Besetzung der Druckerei des Hessischen Tageblatts in Marburg, 13. März 1933

Besetzung der Redaktion des „Hessischen Tageblatts“ in Marburg durch die SA, 13. März 1933

Die SA besetzt die Redaktion des von Hermann Bauer (1897–1986) herausgegebenen „Hessischen Tageblatts“ in der Deutschhausstraße in Marburg. Das Erscheinen der Zeitung wird bis zum 17. März verboten.

In der Ausgabe seiner Zeitung vom 14. März gibt der Verleger und Schriftleiter Hermann Bauer den Lesern eine Erklärung für das Nichterscheinen des Blatts am Vortrag. Er berichtet, dass sein Betrieb um 11:20 Uhr von SA-Abteilungen unter Führung des Marburger SA-Führers Schmidt besetzt worden sei und ihn Schmidt aufgefordert habe, ihm die Fahnenabzüge für die Montagsausgabe vorzulegen, da er anderenfalls das Erscheinen nicht zulassen werde. Bauer habe dies jedoch abgelehnt, weil der SA-Führer für seine Aktion keinerlei Legitimation habe vorweisen können, woraufhin SA-Männer die Stereotypieeinrichtung und die Rotationsmaschine besetzt und das Erscheinen der Zeitung verhindert hätten.

Hermann Bauer schreibt weiter: Auf der Straße wurde gleichzeitig der Zugang zu meinem Betrieb abgeriegelt und im Innern die Telefonstation von SA-Posten besetzt. Trotzdem hatte ich noch Gelegenheit, mich mit dem Oberbürgermeister, dem Polizeikommissar und dem Oberpräsidenten in Kassel telefonisch zu verständigen, ohne eine Entsetzung meines Betriebes erreichen zu können.

Um wieder zu geordneten Verhältnissen zu kommen, bin ich abends 18 Uhr mit SA-Führer Schmidt beim Polizeikommissar zusammengetroffen, wo soweit eine Einigung erzielt wurde, daß um 18:30 Uhr die SA-Posten aus meinem Betrieb zurückgezogen wurden. Entgegen umlaufenden Gerüchten erkläre ich, daß keinerlei Durchsuchungen oder Beschlagnahmungen innerhalb der Betriebsräume erfolgten.
(OV)