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Landesausstellung und Einweihung des Hochzeitsturms in Darmstadt, 23. Mai 1908

Auf der Mathildenhöhe in Darmstadt wird die bis 31.Oktober 1908 andauernde „Landesausstellung für freie und angewandte Kunst“ eröffnet, für die der aus Österreich stammende Designer und Architekt Joseph Maria Olbrich (1867–1908) ein neues Ausstellungsgebäude („Gebäude für freie Kunst“) der Künstlerkolonie mit dem von der Stadt gestifteten „Hochzeitsturm“ errichtet hat. Der seit Jahresbeginn fertiggestellte 48,5 Meter hohe Backsteinturm mit den markanten fünf Abschlussbögen des Daches (in der Gestalt einer erhobenen Hand, deshalb auch „Fünffingerturm“) erinnert an die Vermählung von Großherzog Ernst Ludwig (1868–1937) mit seiner Frau Eleonore zu Solms-Hohensolms-Lich (1871–1937). Die Eröffnungsfeier findet im neuen Ausstellungsgebäude um 11 Uhr in Gegenwart des Großherzogs und seiner Frau sowie Mitgliedern der Regierung des Großherzogtums statt.

Nicht auf die Künstler der Mathildenhöhe beschränkt

Im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen Ausstellungen in den Jahren 1901 und 1904, die auf das Schaffen der Künstlerkolonie beschränkt waren, beteiligen sich in diesem Jahr auch andere, nicht zur Arbeitsgemeinschaft auf der Mathildenhöhe zählende, aber in Hessen geborene oder in Hessen ansässige Künstler, sowie Städte, Behörden und private Aussteller. Anders als zuvor, ist es in diesem Jahr Anliegen der Ausstellung, auch für ein breites Publikum erschwingliche Objekte zu präsentieren. Die gezeigten Werke gruppieren sich in die Kategorien „freie“ und „angewandte“ Kunst.

Präsentation von preiswerten Musterhäusern

Eine weitere Besonderheit gegenüber den früheren Ausstellungen ist die vom „Ernst-Ludwig-Verein für die Errichtung billiger Wohnungen“ initiierte Abteilung für Kleinwohnungskunst, das sogenannte Arbeiterdorf, in welchem preiswerte Musterhäuser gezeigt werden, an die namhafte Architekten und Künstler Hand angelegt haben. So stammt das gezeigte Musterhaus der Firma Opel aus Rüsselsheim von Olbrich; ein weiteres Musterhaus entstand nach einem Entwurf von Georg Metzendorf (1874–1934). Die Musterhäuser sind als Bestandteile einer am Osthang der Mathildenhöhe gezeigten Kleinwohnungssiedlung entstanden, bestehend aus einem Zweifamilienhaus, drei Einfamilienhäusern und zwei Doppelhäusern.

Ein ebenfalls eigens für die Landesausstellung entworfenes und erbautes Gebäude ist das „Oberhessische Ausstellungs-Haus“, ein zweigeschossiges Einfamilienhaus, das wiederum von Joseph Maria Olbrich in Zusammenarbeit mit dem deutschen Architekten Jakob Krug (1877–1965) entworfen wurde.1 Das Oberhessische Ausstellungs-Haus beherbergt die Produkte der oberhessischen Industrie und des hessischen Handwerks.
(KU)


  1. Jakob Krug, der auch zu den Organisatoren der Landesausstellung zählt, entwarf den Gartenpavillon des „Oberhessischen (Ausstellungs-) Hauses“. Darüber hinaus wurde er von Olbrich in die Planungen zum Hochzeitsturm und zur Ausstellungshalle einbezogen. Vgl. Nadja Villwock, Jakob Krug, in: Wissenschaftsstadt Darmstadt/Historischer Verein für Hessen e. V. (Hrsg.), Stadtlexikon Darmstadt (Online), URL: http://www.darmstadt-stadtlexikon.de/k/krug-jakob/ (eingesehen am 23.5.2016).
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Landesausstellung und Einweihung des Hochzeitsturms in Darmstadt, 23. Mai 1908“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/364> (Stand: 26.11.2022)
Ereignisse im April 1908 | Mai 1908 | Juni 1908
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