Hessische Biografie
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GND-Nummer
1112210261
Diethart I. [ID = 9773]
- * um 870, † 15.1.930 Hersfeld heute Bad Hersfeld, belegt 5.10.908, katholisch
Mönch, Provisor, Abt - Andere Namen ↑
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Weitere Namen:
- Diethart
- Diethard
- Diothardus
- Diothardus senior
- Thiethardus
- Thiothard
- Thiothart
- Diethart der Ältere
- Hersfeld, Diethart I. von
- Hersfeld, Diethart der Ältere von
- Hersfeld, Provisor Diethart von
- Hersfeld, Abt Diethart I. von
- Hersfeld, Abt Diethart der Ältere von
- Wirken ↑
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Werdegang:
- Um 870: Diethart wurde wohl in ein adliges Geschlecht aus den mitteldeutschen Regionen Hessen, Thüringen und Franken geboren und verbrachte dort auch seine Kindheit.
- Um 880: Vielleicht kam er schon in jungen Jahren in die osthessische Benediktinerabtei Hersfeld, wo er in diesem Falle die angesehene Klosterschule besuchte
- Vor 900: Zumindest wurde Diethart dann spätestens unter Abt Harderat Mönch der Reichsabtei Hersfeld und gewann dort ein gewisses Ansehen im Konvent
- 901/02: Als Abt Harderat 901 gestorben war, kam es zur widerrechtlichen Übernahme der Reichsabtei durch Sachsenherzog Otto I. den Erlauchten, der als Laienabt Diethart zu seinem Provisor ernannte, welcher für den fernen, weltlichen Klosterherrn die religiösen Akte ausführte. Doch ist unklar, ob Diethart nach dem Tod Harderats 901 bereits kurz als richtiger Abt amtierte und erst im Folgejahr von Otto zum Provisor degradiert wurde oder ob Otto die Herrschaft gleich nach Harderats Ableben 901 an sich zog, während Diethart erst als sein Provisor überhaupt in Erscheinung trat
- 5.10.908: König Ludwig IV. das Kind verlieh beziehungsweise bestätigte unter konradinischem Einfluss in Tribur die freie Abtswahl des Klosters Hersfeld nach Tod oder Resignation des Abtes Otto und verbot jegliche Besitzschmälerung. In dieser Urkunde wurde auch erstmals der Mönch Diethart erwähnt, welcher gegenwärtig nach Otto der Provisor des Klosters sei. Nach Tod oder Verzicht des Herzogs sollte zunächst Provisor Diethart lebenslang den Vorzug erhalten, bevor man wirklich frei wählen konnte.
- 30.11.912 Mit dem Tod des Laienabtes Otto trat dieser Fall ein und so wurde der bisherige Provisor nun folgerichtig als Diethart I. Hersfelder Abt
- 915, 924 und 926: Diethart I. hatte immer mehr mit den Einfällen der Ungarn zu kämpfen
- 927: Diethart I. entschloss sich als Provisor und Abt zur Resignation, worauf in Abstimmung mit ihm ein wohl aus Franken stammender Hirsauer Mönch gleichen Namens als Diethart II. Nachfolger wurde
- 927-930: Diethart I. verbrachte seinen Ruhestand wohl in Hersfeld.
- 15.1.930: Tod des ehemaligen Abtes Diethart I. wohl ebenfalls in Hersfeld.
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Funktion:
- Hersfeld, Provisor, 0902-0912
- Hersfeld, Abt, 0901? und 0912-0927 (als Diethart I.)
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Lebensorte:
- Hersfeld, heute Bad Hersfeld
- Nachweise ↑
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Quellen:
- Adalbert von Magdeburg: Fortsetzung der Chronik Reginos; in: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit; übersetzt von Albert Bauer und Reinhold Rau; Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters – Freiherr vom Stein – Gedächtnisausgabe, Band 8, Darmstadt 1971, S. 185-231, hier S. 192
- Lampert von Hersfeld: Annales; Edition nach Oswald Holder-Egger; neu übersetzt von Adolf Schmidt; erläutert von Wolfgang Dietrich Fritz; Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters – Freiherr vom Stein – Gedächtnisausgabe; herausgegeben von Rudolf Buchner; Band 13, unveränderter fotomechanischer Nachdruck der 1. Auflage 1957, Darmstadt 1962, S. 26 u. 28
- Ders.: Libelli de institutione Herveldensis ecclesiae quae supersunt; in: Lamperti monachi Hersfeldensis opera; recognovit Oswald Holder-Egger; accedunt Annales Weissenburgenses; Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum ex Monumentis Germaniae Historicis recusi; Band 38; Hannover/Leipzig 1894, S. 341-354, hier 348
- Leben und Wundertaten des Heiligen Wigbert, herausgegeben, eingeleitet, übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Michael Fleck, Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 67,4; Marburg 2010, Teil II, S. 138 u. 167, Anm. 27
- Weirich, Hans (Bearbeiter): Urkundenbuch der Reichsabtei Hersfeld: Teil 1, 1. Hälfte, mit Verwertung der Vorarbeiten Karl Hörgers (†); Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck; Band 19,1; Marburg 1936, Nr. 36, S. 63 f. u. Nr. 39-42, S. 74-78
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Literatur:
- Holger Th. Gräf, Hessischer Städteatlas – Bad Hersfeld; Lieferung I,2, Textheft, hrsg. von Ursula Braasch-Schwersmann; Kartographie von Anna Schulze und Peter Zientkiewicz; Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, Marburg 2007, S. 39-43, 49 f.
- Lipphardt, Konrad, Konrad: Beiträge zur Geschichte Bad Hersfelds und Umgebung – Stationen und Wegmarken, Kulturförderverein Ruhrgebiet e. V.; Nr. 69643; Gladbeck 2000, S. 24 f.
- Ziegler, Elisabeth: Mit Mitra und Krummstab – Die Äbte des Reichsklosters (der Reichsabtei) Hersfeld; in: Bad Hersfelder Jahresheft; Band 16; Bad Hersfeld 1970, S. 6-22, hier S. 7
- Zitierweise ↑
- „Diethart I.“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/1112210261> (Stand: 28.11.2023)