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Hessische Biografie

Kirchberg, Hartmann II. Burggraf von [ID = 9758]

* 1466 Farnroda (Thüringen), † 29.4.1529 Mainz, Begräbnisort: Mainz Dom, Sepultur der Kanoniker, katholisch
Dr. jur. – Universitätsrektor, Jurist, Domherr, Koadjutor, Propst, Abt
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Weitere Namen:

  • Hartmann
  • Hartmannus
  • Burggraf von Kirchberg, Hartmann
  • Burggraf von Kirchberg, Hartmann II.
  • Kirchberg, Burggraf Hartmann von
  • Fulda, Abt Hartmann II. von Kirchberg
  • Fulda, Abt Hartmann II. Burggraf von Kirchberg
  • Hersfeld, Abt Hartmann von Kirchberg
  • Hersfeld, Abt Hartmann Burggraf von Kirchberg
Wirken

Werdegang:

  • 1466 Geburt in Thüringen wohl im neuen Hauptsitz seiner Adelsfamilie in Farnroda
  • 1482 Immatrikulation an der Universität Erfurt
  • 1484 Wahl zum Rektor der Universität Erfurt
  • 1487 Ernennung zum Domherrn (Kanoniker) in Mainz
  • 1488 Promotion zum Doktor der Rechte an der Universität Mainz
  • 1493 Abgabe der Domherrenwürde in Mainz
  • 1495 Wiedererwerb der Mainzer Domherrenwürde
  • ab 1495 wiederholte Dienste für den Fuldaer Abt Johann II. von Henneberg-Schleusingen, der Vertrauen in Wesen und Können Hartmanns fasste
  • 1501 Ernennung zum Assessor (Beisitzer) am kaiserlichen Kammergericht in Nürnberg und zugleich kurmainzischen Rat
  • 1503 Begleitung des päpstlichen Legaten und Kardinals Raymund Peraudi, als dieser in Deutschland den Jubiläumsablass predigte
  • 26.3.1507 auf Wunsch des Fuldaer Abtes einstimmige Annahme durch das Stiftskapitel als Koadjutor Johanns II. mit dem Recht der Nachfolge
  • 1508 Reise an den Kaiserhof in Wien, wo sich Hartmann von Maximilian I. die Regalien erbat. Dann Weiterreise nach Rom zur Beschleunigung der päpstlichen Bestätigung.
  • 5.3.1509: Konfirmation durch Julius II. mit anschließender Rückkehr nach Fulda
  • 17.2.1510: Ablegung der Profess und Übernahme der Propstei Michaelsberg
  • 1507-1511: Koadjutor Hartmann unterstützte den benachbarten Hersfelder Abt Volpert Riedesel von Bellersheim in Prozessen vor dem kaiserlichen Kammergericht gegen die Stadt Hersfeld wegen des Geleitsrechtes in der Kommune.
  • 5.1513 Koadjutor Hartmann erwirkte eine Bulle Papst Leos X., in der die Vereinigung der beiden Reichsabteien Fulda und Hersfeld ausgesprochen wurde
  • 20.5.1513 Tod des Fuldaer Abtes Johann II. von Henneberg-Schleusingen, sodass nun sein Koadjutor als Hartmann II. dessen Nachfolge antreten sollte
  • 2.7.1513: Abtsweihe Hartmanns II. in der Fuldaer Stiftskirche durch den Mainzer Weihbischof.
  • 9.9.1513: Hartmann II. ließ den Dechanten (Dekan) des Stifts Hersfeld durch den Fuldaer Kanzler absetzen und den ergebenen Philipp Schenk zu Schweinsberg aus dem Fuldaer Konvent an seine Stelle treten.
  • 10.9.1513: Hartmann II. erschien mit Gefolge im hersfeldischen Abtsschloss Eichen (Eichhof) und sprach die Einverleibung der Reichsabtei aus – unbeschadet der Rechte des Landgrafen. Dazu übergab ihm der alte Abt Volpert symbolträchtig das Abteisiegel. Nun erhielt er zwar die Huldigung durch die Untertanen in den hersfeldischen Stiftsdörfern, doch verweigerten ihm dies die Bewohner der Stadt Hersfeld und schlossen vor Hartmann (als Hersfelder Abt ohne Ordnungszahl) und seinen Reisigen die Stadttore.
  • 15.12.1513: Hartmann II. empfing in Augsburg von Kaiser Maximilian I. noch die förmliche Belehnung mit den hersfeldischen Stiftsgütern
  • 5.1.1514 Hartmann II. nannte sich in einer Urkunde stolz Abt von Fulda und Hersfeld und verbot dort Georg von Weitershausen, Propst des Hersfelder Tochterklosters Frauensee, sich in die Verwaltungssachen des Stifts Hersfeld einzumischen.
  • 15.9.1515: Ludwig von Hanstein wurde unter dem Vorsitz des hessischen Kanzlers Johannes Feige zum Gegenabt Ludwig IV. gewählt „und ehrlich auf den breiten Altar gesetzt“. Daraufhin ließ Hartmann II. ihm an verschiedenen Orten durch seinen Hauptmann mit 40 Berittenen auflauern.
  • Anfang 1516: Der Widerstand des Fuldaer Kapitels wuchs angesichts der Inkorporationskosten, sodass es ein Bündnis mit der Ritterschaft schloss und Hartmann zur Rechenschaft zwingen wollte. Dieser floh nach Hammelburg und beschwerte sich von dort beim Kaiser
  • 30.3.1516 Abt Hartmann II. verzichtete durch eine Urkunde feierlich zugunsten Ludwigs IV. auf die Reichsabtei Hersfeld und nahm mit Fulda vorlieb
  • 30.4.1521 auf dem Reichstag von Worms erreichte Hartmann II. nur noch, dass ihm unter Verzicht auf jegliche Regierungsgewalt neben einer einmaligen Abfindung und einer jährlichen Pension der Titel eines Abtes von Fulda belassen wurde
  • 1521: Der entmachtete Abt Hartmann II. zog sich nach Mainz zurück, wo er sein Kanonikat am Dom noch immer besaß – und vielleicht auch seine illegitime Familie
  • 29.4.1529: nach mehrjähriger Gichterkrankung Tod in Mainz
  • danach Begräbnis in der Sepultur des dortigen Domes unter den Kanonikern

Funktion:

  • Erfurt, Universität, Rektor, 1484 (Wahl)
  • Mainz, Domherr, 1487-1493
  • Mainz, Domherr, 1495-1529
  • Heiliges Römisches Reich, Kammergericht, Assessor (Beisitzer), ab 1501
  • Mainz, Kurfürstentum, Rat, ab 1501
  • Fulda, Koadjutor, 1507-1513
  • St. Michael (Michaelsberg) bei Fulda, Propst, ab1510
  • Fulda, Abt, 1513-1521/1529 (als Hartmann II.)
  • Hersfeld, Abt, 1513-1516 (ohne Ordnungszahl)

Lebensorte:

  • Erfurt; Mainz; Nürnberg; Fulda; St. Michael (Michaelsberg) bei Fulda; Hersfeld; Eichhof; Neuenberg (Andreasberg) bei Fulda; Hammelburg
Familie

Vater:

Kirchberg, Albrecht Burggraf von

Mutter:

Kirchberg, Katharina Burggräfin von, geborene Greuss, Katharina von, seit spätestens 1466 verheiratete Burggräfin von Kirchberg

Partner:

  • Suntheim, Veronika von, Konkubine, in Mainz
Nachweise

Quellen:

Literatur:

Zitierweise
„Kirchberg, Hartmann II. Burggraf von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/1072863693> (Stand: 2.4.2024)