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Hessische Biografie

Portrait

Carl Christian Wernher
(1830–1889)

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Weitere Informationen

GND-Nummer

117304204

Wernher, Carl Christian [ID = 9110]

* 24.1.1830 Nierstein, † 24.3.1889 Oppenheim, evangelisch
Apotheker
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Wirken

Werdegang:

  • 1839-1846 Gymnasium in Gießen
  • 1846-1848 Höhere Gewerbeschule in Darmstadt
  • 1848-1851 Apothekerlehre in der Pelikan-Apotheke in Gießen
  • 1851 Gehilfenexamen
  • 1851-1855 Apothekergehilfe in Wörrstadt, Worms und Glan-Münchweiler
  • 1855/56 dreisemestriges Pharmaziestudium an der Universität Gießen mit Abschluss Staatsexamen
  • 1856/57 angestellter Apotheker in Kiel
  • 1857/58 angestellter Apotheker in Darmstadt (Hofapotheke)
  • 1858-1860 angestellter Apotheker in Worms (Adlerapotheke)
  • 1860 Apotheker in Waldmichelbach
  • 1881 Apotheker in Oppenheim (Löwenapotheke)
Familie

Vater:

Wernher, Philipp Wilhelm*, 1802-1887, Gutsbesitzer, Abgeordneter, Mitglied der Nationalversammlung

Mutter:

Carl, Caroline Auguste* Elisabeth, 1806-1833

Partner:

  • Weber, Luise* Friederike, * Glanmünchweiler 28.1.1836, † Oppenheim 28.11.1889, Heirat Glanmünchweiler 24.7.1860, Tochter des Ludwig Weber, Müller in Glanmünchweiler, und der Carolien Ritter, aus Oberhausen

Verwandte:

  • Wernher, Carl* Wilhelm <Sohn>, *Waldmichelbach 28.4.1861, † Oppenheim 27.9.1925, Apotheker in Oppenheim, 1925 Ehrenbürger von Oppenheim
  • Wernher, Ludwig* Ernst <Sohn>, * Waldmichelbach 30.6.1862, 1891-1897 Apotheker in Mutterstadt, danach aus gesundheitlichen Gründen Privatmann in Hanau
  • Obenauer, Julie, geb. Wernher <Tochter>, * Waldmichelbach 30.5.1867, † Oppenheim 1952, verheiratet Oppenheim 14.5.1891 mit Karl Friedrich* Jakob Obenauer, * Eich 17.10.1854, Oberlehrer in Oppenheim, Ghz. Hessischer Professor
Nachweise

Literatur:

  • Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien, Bd. 15, S. 464 f.
  • Carl Wernher, Chronik der Familie Wernher. Oppenheim 1906, S. 37-39, 71 f.
  • Hellmut Wernher/Udo Wernher, Die Familie Wernher – Politiker und Winzer. Seit sieben Generationen auf dem Haxthäuser Hof. In: Niersteiner Geschichtsblätter, Sonderausgabe 2016, S. 77 f.

Bildquelle:

Privatarchiv

Leben

Bereits im Alter von drei Jahren verlor er seine Mutter, als er fünf Jahre alt war, heiratete sein Vater ein zweites Mal und zu den bereits vorhandenen zwei Geschwistern kamen bis 1849 noch acht weitere hinzu. Die Stiefmutter Katharina geb. Dilg (1810–1865) wird in der Familienüberlieferung als tatkräftige Frau geschildert, die neben der Kindererziehung auch zahlreiche Aufgaben im väterlichen Gutshof in Nierstein übernahm. Wie viel Aufmerksamkeit den einzelnen Kindern in diesem großen Haushalt zu teil werden konnte, sei dahingestellt. Jedenfalls wurde Carl Christian als einziger der Geschwister im Alter von neun Jahren bei seinem Onkel, dem Medizinalrat Prof. Dr. Adolf Wernher, der mit seiner zweiten Ehefrau Josephine und zwei Kindern in Gießen lebte, untergebracht und kehrte danach nur noch besuchsweise in sein Elternhaus zurück. Die genauen Gründe dafür sind nicht überliefert, aber wahrscheinlich hing der Ortswechsel damit zusammen, dass er – nach den Volksschuljahren in Nierstein – in Gießen Schüler des dortigen Gymnasiums werden konnte. Bis Herbst 1846 genoss er als einziger seiner Brüder eine gymnasiale Schulbildung. Dann wechselte er an die höhere Gewerbeschule in Darmstadt, die er im August 1848 abschloss. Im Anschluss kehrte er nach Gießen zurück, um in der Pelikan-Apotheke bei Dr. W. Mettenheimer eine Apothekerlehre aufzunehmen. Am 15. März 1851 legte er in Darmstadt sein Apothekergehilfenexamen mit der Note 1 ab.

Als Apothekergehilfe arbeitete er zunächst ein Vierteljahr in Wörrstadt, dann drei Jahre bei dem Apotheker Pehn in der Mohrenapotheke in Worms. Am 1. April 1854 übernahm er als Gehilfe des Apothekers Wentz in Waldmohr die Leitung von dessen Filialapotheke in Glan-Münchweiler, wo er ein Jahr lang blieb. Dort lernte er seine spätere Ehefrau Luise Friederike Weber, die Tochter des Müllers Ludwig Weber, kennen.

Ab Frühjahr 1855 studierte Wernher Pharmazie in Gießen und legte am 3. Oktober 1856 sein Staatsexamen mit der Note 2 ab. Als angestellter Apotheker arbeitete er bis 1860 zunächst in Kiel, dann in der Hofapotheke in Darmstadt und schließlich in der Adlerapotheke in Worms.

Im Alter von 30 Jahren machte er sich selbständig. Am 31. Mai 1860 kaufte er die Apotheke in Waldmichelbach, die er am 1. August desselben Jahres übernahm. Wenige Tage zuvor, am 24. Juli, hatte er in Glan-Münchweiler Luise Friederike Weber geheiratet, die mit ihm zusammen in Waldmichelbach ihren Hausstand gründete und dort zwischen 1861 und 1867 drei Kinder auf die Welt brachte.

Wernher wirkte in Waldmichelbach weit über seine Apotheke hinaus. Er war Agent der Spar- und Leihkasse Heppenheim und vermittelte als solcher der Landbevölkerung Kredite. Zunächst – wie sein Vater – ein Anhänger der 1848er-Revolution, fand er nach der Reichsgründung 1871 seine politische Heimat bei der Nationalliberalen Partei, in der sich engagierte. Außerdem war er aktives Mitglied des Protestanten-Vereins in Hessen.

Nach 21 Jahren verkaufte er 1881 die Waldmichelbacher Apotheke und erwarb stattdessen die Löwenapotheke in Oppenheim, womit er sich im Alter von 51 Jahren seinem Geburtsort Nierstein, wo noch immer sein inzwischen betagter Vater lebte, wieder annäherte. Dort waren ihm aber nur noch weitere acht Jahre vergönnt. Am 24. März 1889 erlag er einem Schlaganfall, seine Frau überlebte ihn nur wenige Monate und starb am 28. November 1889 an den Folgen eines Gallsteinleidens, das sie schon seit vielen Jahren gequält hatte.

Sein ältester Sohn Carl, der nach seinem Tod die Oppenheimer Apotheke weiterführte, beschreibt Carl Christian Wernher in der „Chronik der Familie Wernher“ folgendermaßen: „Durch seine offene, gerade Art, die immer nur das Gute wollte und von jedermann auch das Beste voraussetzte, wußte er sich […] die Achtung seiner Mitbürger zu erringen, und sein Studienfreund Pfarrer Otto Bonhard konnte ihm in der Grabrede nachrühmen, daß er seines lauteren, liebenswürdigen Charakters wegen wohl keinen Feind gehabt.“ Offenbar unterschied er sich also charakterlich sehr von seinem Vater, der als äußerst begabt, aber auch als stark egozentrisch, einzelgängerisch, streng und autoritär galt.

Susanne Schlösser

Zitierweise
„Wernher, Carl Christian“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/117304204> (Stand: 28.11.2023)