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Hessische Biografie

Portrait

Wolfgang Moritz Prinz von Hessen
(1896–1989)

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Hessen, Wolfgang Moritz Prinz von [ID = 8721]

* 6.11.1896 Rumpenheim, † 12.7.1989 Frankfurt am Main, evangelisch
Rittmeister, Bankkaufmann, Landrat
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Wirken

Werdegang:

  • bis 1911 Besuch der Musterschule in Frankfurt am Main
  • Eintritt in die Hauptkadettenanstalt Groß-Lichterfelde bei Berlin
  • 8.1914 als Fähnrich in das Ulanen-Regiment Nr. 6 versetzt, ab 9.1914 Teilnehmer am Ersten Weltkrieg
  • 1.11.1914 Beförderung zum Leutnant
  • Sommer 1915 Notreifeprüfung an der Musterschule in Frankfurt am Main
  • 1917-1920 im Stabe des Oberkommandos von Mackensen bzw. in dessen Abwicklungsstelle
  • Rittmeister der Reserve
  • 1918 Kandidat für die Thronfolge in Finnland
  • sechs Semester juristische und volkswirtschaftliche Studien
  • Bankkaufmann bei M. M. Warburg & Co., Hamburg und bei der Industrie- und Handelskammer Wiesbaden
  • 1933 Eintritt in die NSDAP und SA
  • 22.12.1933-1945 Landrat des Obertaunuskreises
  • ab 1940 Teilnehmer am Zweiten Weltkrieg
  • 1943 aufgrund des „Prinzenerlasses“ aus der Wehrmacht entlassen
  • 1945 Verhaftung durch die US-Armee
  • 1948 im Entnazifizierungsverfahren als unbelastet eingestuft
  • 1949 Leiter der Hessischen Hausstiftung

Funktion:

  • Obertaunuskreis, Landrat, 1933-1945

Werke:

Familie

Vater:

Hessen, Friedrich Karl Landgraf von, 1868–1940, Chef des Hauses 1925, Königlich Preußischer General der Infanterie a.D.

Mutter:

Preußen, Margarethe* Beatrice Feodora Prinzessin von, 1872–1954

Partner:

  • Baden, Marie Alexandrine Prinzessin von, GND, * Salem 1.8.1902, † Frankfurt am Main 29.1.1944 (bei einem Luftangriff), Heirat Salem 17.9.1924, Tochter des Max Markgraf von Baden, Dr. sc. pol. h.c., Reichskanzler, und der Marie Louise, Prinzessin von Großbritannien und Irland, Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg
  • Moeller, Ottilie, * Frankfurt am Main 24.6.1903, † 1991, Heirat Frankfurt 7.9.1948, aus Frankfurt am Main, Tochter des Ludwig Moeller und der Eleonore Steinmann

Verwandte:

Nachweise

Literatur:

Bildquelle:

Prinz Wolfgang, Foto, AHH (beschnitten), in: Franz, Das Haus Hessen. Ein biographisches Lexikon, Darmstadt 2012, S. 186

Leben

Der jüngere Zwillingsbruder Philipps verbrachte mit diesem die erste Kindheit in Rumpenheim, später in Frankfurt am Main, wo beide ab 1906 das Gymnasium besuchten. 1911 kam Wolfgang auf eigenen Wunsch auf die Hauptkadettenanstalt nach Berlin-Lichterfelde, die seine älteren Brüder Friedrich und Max bereits besuchten. Im August 1914 wurde er aus der Unterprima als Fähnrich zum Ulanenregiment Nr. 6 versetzt, mit dem auch Bruder Friedrich den ersten Einsatz in Frankreich erlebte. Nach der Beförderung zum Leutnant im November 1914 und seiner Versetzung zum Generalkommando des XVIII. Armeekorps an der Westfront legte Wolfgang 1915 in Frankfurt am Main sein Notabitur ab und nahm 1916 mit dem Regiment am Serbien-Feldzug teil. Im September desselben Jahres rückten die Ulanen in Rumänien ein, wo Wolfgang den Tod des Bruders Friedrich erlebte. Den Rest des Krieges verbrachte er als Ordonnanzoffizier in der Operationsabteilung des Oberkommandos Feldmarschall August von Mackensens (1849–1945) in Bukarest und erhielt dort seine Beförderung zum Oberleutnant. Einen Monat vor dem Zusammenbruch des Kaiserreichs erfuhr Wolfgang, dass er zum finnischen Thronfolger designiert sei. Doch die Episode fand mit dem Thronverzicht seines Vaters Landgraf Friedrich Karl bereits im Dezember 1918 ihr Ende.

Nach dem Krieg war Prinz Wolfgang zunächst in der Abwicklungsstelle des Oberkommandos Mackensen in Kassel tätig. 1920 machte er eine Lehre beim Bankhaus Bethmann in Frankfurt am Main. In den folgenden Jahren arbeitete er bei Banken in Hamburg und New York und studierte in Frankfurt am Main einige Semester Jura und Geschichte. 1925 heiratete er in Schloss Salem Prinzessin Marie Alexandra von Baden, die Tochter des letzten kaiserlichen Reichskanzlers, Prinz Max. Bis 1933 war Wolfgang bei der Industrie- und Handelskammer in Wiesbaden tätig. Dann wurde er von Hermann Göring, den er von der Kadettenzeit her kannte, zum Landrat des Obertaunuskreises in Bad Homburg vor der Höhe ernannt. Im gleichen Jahr vollzog er den Beitritt zu NSDAP und SA. Nach Kriegsbeginn meldete sich Wolfgang 1940 als Rittmeister (Hauptmann) der Reserve zur Wehrmacht und wurde zum Oberquartiermeister des Oberkommandos Norwegen nach Oslo und 1941 nach Rovaniemi im finnischen Lappland versetzt. 1943 auf Grund von Hitlers „Prinzenerlass“ im Majorsrang aus der Wehrmacht entlassen, kehrte er ins Landratsamt Bad Homburg zurück. Im Januar 1944 verlor er seine Frau, Prinzessin Marie Alexandra, bei einem Luftangriff auf Frankfurt am Main. Nach dem Einmarsch der US-Army im März 1945 wurde Wolfgang verhaftet und bis zum Herbst 1946 in verschiedenen Lagern interniert In seinem Entnazifizierungsverfahren 1948 wurde er als „unbelastet“ eingestuft.

Im gleichen Jahr übernahm Wolfgang die Geschäftsführung der Kurhessischen Hausstiftung, deren Bestand durch Kriegseinwirkung stark gelitten hatte. Er verkaufte das bei einem Bombenangriff ausgebrannte Rumpenheim und Schloss Philippsruhe. Die Hauptverwaltung der Hausstiftung verlegte er nach Friedrichshof, das nach seiner Renovierung 1955 als „Schlosshotel Kronberg“ eröffnet wurde. Bereits zuvor hatte Wolfgang auf dem Grundstück seines zerbombten Frankfurter Wohnhauses an der Friedrich-Ebert-Anlage das Hotel „Hessischer Hof“ errichtet. Beide Hotels wurden 1956 aus dem Familienbesitz auf die Hausstiftung übertragen. Der verwitwete Prinz hatte 1948 die Frankfurterin Otti Moeller geheiratet, die vor dem Krieg dort ein Modegeschäft besessen hatte. Seine beiden Ehen blieben kinderlos.

Rainer v. Hessen

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 185 f.)

Zitierweise
„Hessen, Wolfgang Moritz Prinz von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/111345359> (Stand: 25.3.2024)