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Hessische Biografie

Portrait

Erwin Stein
(1903–1992)

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Stein, Erwin [ID = 7861]

* 7.3.1903 Grünberg, † 15.8.1992 Annerod, Begräbnisort: Kloster Arnsburg, evangelisch
Prof. Dr. jur. utr. – Jurist, Richter, Politiker, Abgeordneter, Verwaltungsfachmann
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Wirken

Werdegang:

  • 1909-1912 Vorschule des Realgymnasiums Hamborn
  • bis 1917 Höhere Bürgerschule in Vilbel, anschließend eineinhalb Jahre Oberrealschule Offenbach am Main
  • ab Ostern 1919 Lessing-Gymnasium in Frankfurt am Main, dort 3.1922 Reifeprüfung
  • Studium der Rechtswissenschaft an den Universitäten Heidelberg, Frankfurt am Main und Gießen
  • 11.1925 Bestehen der Ersten Staatsprüfung
  • 1928 Promotion zum Dr. jur. utr. an der Universität Gießen
  • 6.4.1929 Bestehen der Zweiten Staatsprüfung
  • verschiedene (unsichere) Stellen im hessischen Justizdienst und in einer Rechtsanwaltskanzlei in Offenbach
  • ab 1933 Rechtsanwalt in Offenbach
  • 1943 zur Wehrmacht eingezogen (bis 1945), englische Kriegsgefangenschaft
  • ab 1945 Rechtsanwalt in Offenbach am Main
  • Mitbegründer der CDU in Offenbach, die der Frankfurter CDU um Eugen Kogon und Walter Dirks („christlicher Sozialismus“) programmatisch nahe steht
  • 1945/46 Vorlesungen an der Volkshochschule Offenbach
  • 1946-1948 Mitglied der Offenbacher Stadtverordnetenversammlung, dort Vorsitzender der CDU-Fraktion
  • 15.7.-30.11.1946 Mitglied der Verfassungberatenden Landesversammlung Groß-Hessen
  • 1.12.1946-16.6.1951 Mitglied des Hessischen Landtags, Mandatsniederlegung, Nachfolger: Wilhelm Bauer
  • 6.1.1947-9.1.1951 Hessischer Kultusminister in der von Christian Stock geleiteten Großen Koalition von SPD und CDU
  • Vizepräsident der Ständigen Konferenz der Kultusminister
  • 7.9.1949-10.1.1951 Mitglied des Bundesrates
  • 8.11.1949-9.1.1951 zugleich Hessischer Justizminister
  • ab 1949 Kommentator der Hessischen Verfassung
  • 7.9.1951-31.12.1971 Richter am Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe (Mitglied im Ersten, dem „politischen“ Senat)
  • Mitherausgeber der Zeitschrift „Neue Politische Literatur“
  • 1954 Goethe-Plakette des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst
  • 4.7.1957 Ehrensenator der Universität Gießen
  • 1963 Honorarprofessor für Verfassungsrecht an den Universitäten Frankfurt am Main und Gießen
  • 1963 Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband
  • 1966 Wilhelm-Leuschner-Medaille
  • 1973 Ombudsmann für die Hessische Allgemeine, Kassel
  • Mitglied der Landessynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau
  • 17.12.1975 Honorarprofessor an der Universität Gießen
  • 1978 Erich-Hylla-Preis
  • 1990 Hessischer Verdienstorden

Funktion:

  • Groß-Hessen, Verfassungberatende Landesversammlung, Mitglied (CDU), 1946
  • Offenbach am Main, Stadtverordnetenversammlung, Mitglied (CDU), 1946-1948
  • Hessen, 01. Landtag, Mitglied (CDU), 1946-1950
  • Hessen, Kultusministerium, Minister, 1947-1951
  • Hessen, Ministerium der Justiz, Minister, 1949-1951
  • Deutschland, Bundesrepublik, Bundesrat, Mitglied, 1949-1951
  • Hessen, 02. Landtag, Mitglied (CDU), 1950-1951

Werke:

Familie

Vater:

Stein, Wilhelm Balthasar, Eisenbahningenieur, Reichsbahnbau-Oberinspektor

Mutter:

Ruppel, Frieda

Partner:

  • Herz, Hedwig, (⚭ 21.5.1931) † 23.3.1943 (Suizid), aus Gaulsheim (Rheinhessen), bis 12.4.1934 jüdisch
Nachweise

Literatur:

Bildquelle:

Foto, 22.9.1948; Urheberrechte: Foto Rudolph, Wiesbaden, vollständige und ausschließliche Nutzungsrechte: HHStAW, Nachweis in Arcinsys

Leben

Steins erste Ehefrau Hedwig begeht – angesichts der aufgrund ihres jüdischen Glaubens unmittelbar drohenden Deportation in ein Konzentrationslager – 1943 Selbstmord.

Innerhalb der Verfassungberatenden Landesversammlung bringt sich Stein insbesondere in den Bereichen Kirche und Staat, Schule und Staatsgerichtshof ein und wirkt als einer der Architekten der Hessischen Verfassung (Menk). Zusammen mit dem Offenbacher Rechtsanwalt Karl Kanka legt er Ende September 1946 ein „Organisationsstatut“ – den „Vollradser Entwurf“ – vor, das einen Verfassungskompromiss zwischen SPD und CDU ermöglichen soll.

Als hessischer Kultus- und Unterrichtsminister ist seine Politik einem christlich-humanistischen Weltbild verpflichtet und zielt darauf, gleiche Bildungschancen für alle herzustellen. Während seiner Amtszeit werden unter anderem die Schuldgeld- und Lernmittelfreiheit, die Errichtung politikwissenschaftlicher Lehrstühle an den Universitäten Frankfurt, Marburg und Darmstadt sowie die Schaffung einer zentralen Archivschule für Deutschland in Marburg beschlossen.

Zitierweise
„Stein, Erwin“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/118617249> (Stand: 13.2.2024)