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Hessische Biografie

Portrait

Philipp der Jüngere Landgraf von Hessen-Rheinfels
(1541–1583)

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Hessen-Rheinfels, Philipp der Jüngere Landgraf von [ID = 5718]

* 22.4.1541 Marburg, † 20.11.1583 Rheinfels, Begräbnisort: Sankt Goar Stiftskirche, evangelisch
Landgraf
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Weitere Namen:

  • Hessen, Philipp II. Landgraf von
  • Hessen, Philipp der Jüngere Landgraf von
Wirken

Werdegang:

  • 1552 als Elfjähriger als Geisel für das Festhalten Hessens am Vertrag von Chambord nach Basel gebracht, daraufhin geraume Zeit am französischen Hof
  • 5.12.1583 beigesetzt

Funktion:

  • Hessen-Rheinfels, Landgrafschaft, Landgraf, 1567-1583
Familie

Vater:

Hessen, Philipp Landgraf von, 1504–1567

Mutter:

Sachsen, Christina Herzogin von, 1505–1549

Partner:

  • Anna Elisabeth, Pfalz-Veldenz, Pfalzgräfin, GND, 1549–1609, Verlobung in Friedberg 15.11.1568, Vermählung (Beilager) Heidelberg 18.1.1569, Heimfahrt nach Rheinfels 22.8.1569, Tochter von Friedrich III. Pfalzgraf von Simmern, Kurfürst von der Pfalz, GND, * Simmern 14.2.1515, † Heidelberg 26.10.1576, und Maria Markgräfin von Brandenburg-Kulmbach, GND, * Ansbach 14.10.1519, † Heidelberg 31.10.1567

Verwandte:

Nachweise

Literatur:

Bildquelle:

„Lg. Philipp“ (Federzeichnung · 25,3 x 30,8 cm, beschnitten), in: Ferdinand Justi, Icones Professorum Marpurgensium. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg (Inventar-Nr. 28.105) / Foto: Bildarchiv Foto Marburg (Thomas Scheidt)

Leben

Der zweitjüngste Sohn Landgraf Philipps des Großmütigen erhielt bei der Landesteilung 1567 die zwischen der unteren Lahn und den westlichen Ausläufern des Taunus gelegene Niedergrafschaft Katzenelnbogen. Mit etwa 350 Quadratkilometern war sie kaum halb so groß wie die Obergrafschaft um Darmstadt, die der jüngere Bruder Georg bekommen hatte, durch ihre Lage am Rhein aber von erheblicher wirtschaftlicher, politischer und militärischer Bedeutung. Hier verliefen die wichtigsten Handelswege und Kommunikationsstränge im Westen des Reiches mit guten Verbindungen in die Niederlande und nach Frankreich; die Rheinzölle von St. Goar und Boppard brachten jährlich etwa 12.000 Gulden ein, und Rheinfels war eine der stärksten Burgen am Rhein.

Der junge Philipp hat die Chancen, die in diesen Voraussetzungen lagen, nicht genutzt. Auf politischem, militärischem und ökonomischem Gebiet besaß er weder Begabung, noch entwickelte er Ehrgeiz oder Interesse. In der Politik ließ er sich ganz vom älteren Bruder Wilhelm IV. in Kassel leiten, der häufiger auch in das Finanzgebaren des Jüngeren eingreifen musste. Philipp war den schönen Künsten, insbesondere der Malerei und Musik, wie überhaupt allen angenehmen Dingen des Lebens zugetan. Die Ausgaben für Hofstaat und Hofhaltung einschließlich der regelmäßigen Einkäufe von Luxuswaren auf der Frankfurter Messe verschlangen einen Großteil der Einnahmen.

Philipps Neigung zur Prachtentfaltung wurde von seiner Frau, der jüngeren Schwester seines Pfälzer Schwagers Ludwig, mit der er in glücklicher Ehe lebte, völlig geteilt. Für sie ließ er als Hochzeitsgeschenk und Wittumsbesitz Schloss Philippsruhe zu Braubach errichten. Gleichzeitig und unter großen Kosten wurde die alte Burg Rheinfels zu einer modernen und luxuriösen Residenz ausgebaut. Höfische Pracht und fürstliches Wohnen hatte der junge Philipp bereits in Paris kennengelernt, wo er sich als Elfjähriger während des „Fürsten-Aufstands“ zur Befreiung seines Vaters einige Monate als Bürgschafts-Geisel am Hofe König Heinrichs II. von Frankreich aufgehalten hatte.

Als Philipp, erst 42 Jahre alt, 1583 kinderlos starb, hinterließ er außer einer wohlgefüllten Silberkammer und einer beachtlichen Bildersammlung eine gewaltige Schuldenlast. Die Niedergrafschaft fiel nun an Hessen-Kassel. Landgraf Wilhelm hatte die Brüder in Marburg und Darmstadt mit Geldzahlungen und Sachwerten abfinden können. Lediglich das Amt Braubach verblieb der Witwe als eigener Besitz und gelangte nach ihrer Wiederverheiratung (1599) schließlich an Hessen-Darmstadt.

Fritz Wolff

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 73 f.)

Zitierweise
„Hessen-Rheinfels, Philipp der Jüngere Landgraf von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/102359121> (Stand: 25.3.2024)