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Hessische Biografie

Portrait

Wilhelm Carl Heraeus
(1827–1904)

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Heraeus, Wilhelm Carl [ID = 4593]

* 6.3.1827 Hanau, † 14.9.1904 Hanau, Begräbnisort: Hanau Hauptfriedhof, evangelisch-reformiert
Dr. phil. – Chemiker, Apotheker, Unternehmer
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Wirken

Werdegang:

  • bis 1842 Besuch des Gymnasiums in Hanau
  • übernimmt 1851 die Einhorn-Apotheke in Hanau
  • Gründer d. W. C. Heraeus GmbH
  • 1884-1898 Vizebürgermeister von Hanau
  • 1898 Ehrenbürger der Stadt Hanau

Funktion:

  • Hanau, Vizebürgermeister, 1884-1898
Familie

Vater:

Heraeus, Esay Carl, 1785-1830, Apotheker in Hanau

Mutter:

Jäger, Caroline, † 1861, sie verheiratet II. 1835 mit Johann Reinhard Crèpon, Apotheker, Tochter des Johann Christian Jäger, 1754-1822, Buchhändler in Frankfurt am Main, Eigentümer einer Papierfabrik in Hanau, und der Anne Katharina Margarethe Dörr

Partner:

  • Deines, Katharina (Kathinka*) Wilhelmine, (⚭ Hanau 28.5.1853) * Hanau 19.1.1835, † 1920, bedeutende Gehilfin ihres Mannes, Tochter des Conrad Deines, Zimmermeister und Fabrikant, und der Anna Margaretha Boch

Verwandte:

  • Landgrebe, Caroline, geb. Heraeus <Tochter>, 1854-1882, verheiratet mit Georg Landgrebe, Oberregierungsrat in Kassel
  • Zeh, Anna, geb. Heraeus <Tochter>, 1855, verheiratet mit Carl Zeh, Doktor der Medizin, Sanitätsrat
  • Pult, Auguste, geb. Heraeus <Tochter>, 1856-1884, verheiratet mit Vital Pult, Erster Staatsanwalt in Bonn
  • Riedel, Emma, geb. Heraeus <Tochter>, 1859, verheiratet mit Bernhard Riedel, 1846-1916, Professor der Chirurgie in Jena
  • Heraeus, Jean August Wilhelm* <Sohn>, 1860-1948, Apotheker
  • Heraeus, Heinrich (Henri François) <Sohn>, 1861-1910, Apotheker, Fabrikbesitzer
  • Heraeus, Emil <Sohn>, 1865, Landgerichtsrat in Kleve, verheiratet mit Anna Ullrich
  • König, Franz <Schwager>, 1832-1910, Professor der Chirurgie in Göttingen und Berlin, verheiratet mit Charlotte Deines, 1843-1892
Nachweise

Literatur:

Leben

Wilhelm Heraeus verlor früh seinen Vater. Seine Mutter ließ die Einhorn-Apotheke in Hanau, die 1676 durch Anna Margarethe Leutens in die Familie gekommen war, von Johann Reinhard Crépon verwalten, den sie 1835 heiratete. Wilhelm absolvierte u.a. in Frankfurt, Basel und Kassel seine Lehrzeiten und erlangte 1850 das Staatsexamen als Apotheker, sodaß er nun das väterliche Erbe antreten konnte. Allerdings hatte er 1851 noch in Göttingen bei den Professoren Friedrich Wöhler und Wilhelm Eduard Weber Chemie und Physik studiert.

Als er nun seiner Apotheke, wie dies in der Mitte des 19. Jahrhunderts üblich geworden war, einen chemischen Betrieb zur Seite stellte, konnte ihm Wöhler entscheidende Hinweise geben. Wilhelm Heraeus wollte das in den Hanauer Bijouteriefabriken in steigendem Maß verwendete Platin verarbeiten, welches bis dahin aus den Abfällen dieser Industrie nicht herausgelöst werden konnte. Heraeus löste das Platin aus dem Gold, welches er den Schmuckproduzenten wieder zurückgab und erhielt in der nassen Scheidung Platinschwamm, den er durch Pressen in Weißglut zu Platinblech und –draht verarbeitete. Wöhler wies ihn nun auf die Erfindung des französischen Chemikers Henri Étienne Sainte-Claire Deville, 1818–1881. Nach vielen Mißerfolgen gelang es auch Heraeus das Platin im Kalktiegel zu schmelzen. Nun begann die Verarbeitung des Platins in dem Heraeus-Werk in Hanau in großem Maßstab, auch wenn bis zur Übergabe an die Söhne 1889 die Belegschaft noch erstaunlich klein blieb. Wilhelm Heraeus selbst betonte oft, daß ihm seine Ehefrau Kathinka Deines, 1835-1920, seine „erste Gehülfin“ gewesen sei. Jedoch war die Grundlage für die dann folgende Expansion gelegt.

Wilhelm Heraeus war als erfolgreicher Unternehmer nicht nur 1876 bis 1882 Mitglied der Handelskammer, sondern auch in der kommunalpolitisch aktiv. Seit Anfang 1874 war er Mitglied des Stadtrats von Hanau. 1884 wurde er Stellvertreter des Oberbürgermeisters und leitete oft längere Zeit die städtische Verwaltung. Als er am 1. April 1898 aus dem Amt schied, ernannte ihn die Stadt Hanau zu ihrem Ehrenbürger. Er war in einem Zeitabschnitt für die Stadt tätig, in der diese geradezu explodierte. Das öffentliche Wohl, die soziale Fürsorge, deren Einrichtungen, die Krankenpflege, speziell in den Kriegsjahren 1870/71, der vaterländische Frauenverein u.ä. lagen ihm besonders am Herzen.

Den Höhepunkt seines Lebens, geprägt auch vom patriachalischem Selbstverständnis des erfolgreichen Großbürgertums im 19. Jahrhundert, erlebte das Ehe Heraeus 1903 mit dem Fest der goldenen Hochzeit im Kreis von Kindern, Schwiegerkindern, 23 Enkeln und vier Urenkeln. Diese Nachkommen haben sein Erbe bis heute treu bewahrt.

Lupold von Lehsten

Zitierweise
„Heraeus, Wilhelm Carl“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/116724870> (Stand: 28.11.2023)