Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Biografie

Portrait

Christoph Ernst Graf von Diez
(1543–1603)

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GND-Nummer

1250195470

Diez, Christoph Ernst Graf von [ID = 13608]

* 16.7.1543, † 20.4.1603 Ziegenhain Festung, evangelisch
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Weitere Namen:

  • Hessen, Christoph Ernst Graf zu Diez, und Herren zu Lißberg und Bickenbach, geborener aus dem Hause
Familie

Vater:

Hessen, Philipp Landgraf von, * Marburg 13.11.1504, † Kassel 31.3.1567

Mutter:

Saale, Margarethe von der, 1522–1566

Verwandte:

  • Diez, Philipp Graf von <Bruder>, 1541–1569
  • Diez, Hermann Graf von <Bruder>, 1542–1568
  • Diez, Margarethe Gräfin von <Schwester>, (1544–1608)
  • Diez, Albrecht Graf von <Bruder>, (1546–1569)
  • Diez, Philipp Konrad Graf von <Bruder>, (1547–1569)
  • Diez, Moritz Graf von <Bruder>, (1553–1575)
  • Diez, Ernst Graf von <Bruder>, (1554–1570)
  • Diez, Anna Gräfin von <Schwester>, (1557–1558)
Nachweise

Literatur:

Leben

Während die älteren Brüder ihre Ausbildung im französischen und braunschweigischen Hofdienst absolvierten, um dann die Militärlaufbahn einzuschlagen, studierte Margarethe von der Saales dritter Sohn Christoffel 1560–1564 an den Universitäten Marburg und Straßburg, wie das auch für die jüngeren Grafen von Diez belegt ist. Die Zukunft der Brüder, die sich nach der testamentarisch verbrieften „Donation“ von 1562 „geborene aus dem Hause Hessen, Grafen zu Diez und Herren zu Lißberg, Bickenbach…“ usw. nennen konnten, schien zunächst gesichert. Doch schon in den beiden ersten Jahren nach Landgraf Philipps Tod wurden vier Todesfälle gemeldet. Zuerst starb der in dänischen Diensten stehende Graf Hermann (1542–1568). Im Jahr darauf folgten die drei im französischen Heer dienenden Brüder Philipp (* 1541), Albrecht (* 1546) und Philipp Conrad (* 1547). Zwei davon erlagen bei Bourges einem schrecklichen Fieber; Albrecht, der das Obristen-Kommando des Ältesten übernommen hatte, fiel in der Schlacht von Moncontour gegen die Hugenotten. Wenige Jahre später waren auch die beiden jüngsten Brüder Ernst (1554–1570) und Moritz (1553–1575) nach Studienjahren in Marburg und Tübingen, offenbar an Krankheiten, verstorben.

Zum eigentlichen Problemfall wurde Graf Christoph Ernst, der als einziger in Hessen geblieben war und mit seinem wüsten Lebenswandel auf Burg Ulrichstein, der auch auf die Grenzen der den Diezern zugestandenen Rechte wenig Rücksicht nahm, unangenehmes Aufsehen erregte. Es gab Beschwerden über unterschiedliche Übergriffe, Raubüberfälle, Vergewaltigungen, Bandenbildung mit anderen Gesetzesbrechern. Das gewaltsame Ende brachte im April 1570 ein Handstreich der Landgrafen-Brüder Ludwig und Georg, die Ulrichstein mit 200 Reitern und 2000 Mann Fußvolk stürmten und den kriminellen Halbbruder in die Landesfestung Ziegenhain überstellten. Hier hat er zunächst in Kerkerhaft, dann in einer Art Sicherheitsverwahrung noch mehr als drei Jahrzehnte gelebt. Sein Interesse galt hinfort vorrangig theologisch-philosophischen Studien, wie dies die zahlreichen Randnotizen in den mehr als 500 Schweinslederbänden der wertvollen Privatbibliothek belegen, die nach seinem Tod der Universität Marburg zugeführt wurde.

Eckhart G. Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 75)

Zitierweise
„Diez, Christoph Ernst Graf von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/1250195470> (Stand: 25.3.2024)