Burgen, Schlösser, Herrenhäuser
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- 5219 Amöneburg
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- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 71. Amöneburg
- Ortskennziffer
- 53400802005
Weitere Informationen
Höfe bei Dreihausen
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340 m über NN
Gemarkung Dreihausen, Gemeinde Ebsdorfergrund, Landkreis Marburg-Biedenkopf Die «Höfe» genannte Befestigung lag 1,5 km südlich von Dreihausen auf einem von Westen nach Osten leicht abfallenden Hochplateau. Die am Beginn des 8. Jahrhunderts errichtete Anlage diente wahrscheinlich von der Karolinger- bis zur Salierzeit (8. bis 11. Jahrhundert) phasenweise als Etappenstation für die reisenden Könige des Frankenreichs und später des Heiligen Römischen Reichs sowie deren Gefolge. Auf diese Nutzung deutet zumindest auch die Existenz einer Rundkirche mit Apsis in der westlichen Oberburg hin. Bei den «Höfen» handelte es sich um eine große Doppelrechteckanlage mit Mörtelmauer und Graben. Wohl gegen Ende des 11. Jahrhunderts verfiel die Burg allmählich. Erhalten sind insbesondere die steinernen Fundamentreste der Rundkirche sowie die zweier Fachwerkbauten erhalten.
- Basisdaten ↑
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Historische Namensformen:
- Hainborg (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme Hessen-Kassel]
- große Hoynburg (1711)
- Höfe (1825)
- Hof, der [Niveaukarte Kurfürstentum Hessen 1840-1861, Nr. 71. Amöneburg]
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Ortstyp:
Burg
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Lagebezug:
12 km südöstlich von Marburg gelegen
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Lage:
1,5 km südlich von Dreihausen liegen auf einem von Westen nach Osten leicht abfallenden Hochplateau die Reste einer größeren Befestigungsanlage, die in ihrer Längsausrichtung im ganzen etwa isohypsensenkrecht zu sein scheint. Im Norden und Osten lehnt sich die Anlage an den vorhandenen Steilhang an. Auf der Süd- und Westseite befinden sich die Reste einer Befestigungsmauer mit vorgelagertem Graben, die die Burganlage hier von dem etwa gleich hoch gelegenen Außenbereich abtrennt.
- Geschichte ↑
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Burggeschichte:
Während die Oberburg lange Zeit bewohnt gewesen zu sein scheint, ließen sich für die kaum Siedlungsfunde ausmachen.
Es ist unklar ob und inwiefern ein Zusammenhang zwischen dieser Burg und einer weiteren, möglicherweise auf dem als "Hunnenburg" bezeichneten nordöstlich gelegenen Gipfel gelegenen Anlage bestand.
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Laufzeit:
2. Hälfte des 8. Jahrhundert–11./12. Jahrhundert
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Abgang:
Die Anlage wurde wohl zu einem bisher unbekannten Zeitraum in der zweiten Hälfte des 11. oder in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts aufgegeben.
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Sonstiges:
Die Burg wird im Volksmund als "Königshof" bezeichnet.
- Bau und Baugeschichte ↑
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Baugeschichte:
Das bislang vorliegende Fundmaterial datiert den Beginn der Befestigung in das 8. Jahrhundert und die Benutzung vornehmlich in die 2. Hälfte des 8. und in das 9. Jahrhundert. Die Aufgabe der Anlage erfolgte wohl in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts.
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Baubeschreibung:
Auf der Süd- und West-Seite liegen Reste einer Befestigungsmauer mit vorgelagertem Graben, welche die sog. Oberburg von dem etwa gleich hoch gelegenen Außenbereich des Plateaus abtrennt.
Bei den sog. Höfen handelte es sich um eine Doppelrechteckanlage (ca. 100 x 200 m) mit Mörtelmauer und Graben. Eine von Norden nach Süden verlaufende Zwischenmauer mit einem durch versetzte Mauerenden gebildeten Tor am Süd-Ende teilt die Befestigung in die westliche Oberburg (ca. 0,75 ha) und die östliche Unterburg (ca. 1,25 ha). Auf der Mitte der Nord-Mauer der Unterburg befindet sich das durch spätere Benutzung stark gestörte Eingangstor der Gesamtanlage. Eine Innenbesiedlung ist bislang nur in der Oberburg nachweisbar: Dort befand sich eine Rundkirche von 6 m Durchmesser mit Halbrundapsis und Altarblock, die wohl im späten 8. Jahrhundert erbaut wurde. Nordwestlich davon liegt das Unter- bzw. Kellergeschoß eines steinernen Gebäudes (ca. 9,80 m x 4,80 m). Zur West-Mauer hin wurden Steinreihen ergraben, die als Unterzüge zweier rechteckiger Fachwerkbauten zu deuten sind. Auf Grundlage geophysikalischer Messungen wurde eine zusätzliche Bebauung des Hochplateaus außerhalb des Ringwalls festgestellt.
Die Größe der Anlage, die Kirche mit ihrer aufwendigen Ausstattung (Ausmalung der Apsis; Altarplatte aus grünem Porphyrit mittelmeerischer Herkunft) sowie die zum Teil sehr qualitätvolle Keramik deuten auf eine herrschaftliche Funktion des Platzes, der demnach wahrscheinlich eine Anlage der fränkischen Reichsgewalt darstellte.
Ob es sich bei der Anlage um eine karolingische Königspfalz handelte, ist bisher allerdings noch unklar. Ebenso ist nicht bekannt, inwieweit die Burganlage mit drei für die Jahre 1054, 1057 und 1066 belegten Aufenthalte König Heinrichs IV. in Ebsdorf in Verbindung stehen.
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Erhaltungszustand:
Von der Burganlage haben sich insbesondere die steinerne Fundamentreste einer Rundkirche sowie die zweier Fachwerkbauten erhalten. Durch die Anlage eines Holzabfuhrweges wurde die Unterburg teilweise zerstört.
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Grabungen und Funde:
Bei systematischen Grabungen 1972/74 wurden u. a. das Unter- bzw. Kellergeschoss eines steinernen Gebäudes (ca. 9,80 m x 4,80 m) sowie die Reste einer Rundkirche mit aufwändig bemalter Apsis samt Altarplatte mit grünem Porphyrit aus dem Mittelmeerraum freigelegt. Zudem wurden Steinreihen erschlossen, die als Unterzüge zweier Fachwerkbauten interpretiert werden.
- Burgtyp ↑
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Bautyp:
Höhenburg; Kammburg; Doppelburg
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Gensen, Christenberg, Burgwald und Amöneburger Becken, in: Althessen im Frankenreich, S. 157-162 (Plan)
- Gensen, Althessens Frühzeit, S. 91
- Historisches Ortslexikon Marburg, S. 133-134
- Fees/Atzbach, Höfe Dreihausen, in: Jahrbuch für Archäologie und Paläontologie in Hessen 2006 (2007), S. 96-98
- Gockel, Art. Ebsdorf, in: Repertorium der deutschen Königspfalzen. Bd. 1, Hessen, Lieferung 1, 1983
- Losse, Burgen und Schlösser an der Lahn, 2007,
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EBIDAT:
- Zitierweise ↑
- „Höfe bei Dreihausen, Gemeinde Ebsdorfergrund“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/9172> (Stand: 20.1.2022)