Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

Burg Boyneburg

511 m über NN
Gemarkung Wichmannshausen, Gemeinde Sontra, Werra-Meißner-Kreis
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Die Boyneburg bei Eschwege ist zur Zeit der Staufer eine bedeutende Reichsburg. Sie liegt zwischen dem Reichsgut im Rhein-Main-Gebiet, der Wetterau, dem Reichsbesitz im Harz und dem in Thüringen. Mit ihrer Verleihung an die Landgrafen von Hessen werden diese 1292 in den Reichsfürstenstand erhoben.

Im 17. Jahrhundert wird die Burg zerstört und verfällt. Seit Mitte der 1980er Jahr wird sie ausgegraben und archäologisch erschlossen. Heute gehört die Burganlage zu einem Naturschutzgebiet.

Basisdaten

Historische Namensformen:

Ortstyp:

Burg

Lagebezug:

Etwa 3 km östlich von Wichmannshausen gelegen

Lage:

Die Burg liegt auf einem ca. 4,5 h großen, fast ebenen Hochplateau auf 500 m am nordwestlichen Ausläufer der Ringgauhochfläche auf einer steil nach Norden abfalllenden Bergkuppe. Ungefähr 10 km südlich von Eschwege befindet sie sich an einer Kreuzung wichtiger Fernstraßen.

Geschichte

Burggeschichte:

Vermutlich lebten schon vor 5000 Jahren Menschen hier und nutzten vom 6. bis zum 1. Jahrhundert vor Christi den Berg als befestigte Höhensiedlung. Im 11. Jahrhundert bauen die Grafen von Northeim, die bereits 1075 Rechte über Eschwege besitzen, die frühmittelalterliche Wallanlage zu einer Burg aus; sie dient den Grafen als Verwaltungs- und Herrschaftszentrum.

1107 wird erwähnt, dass die Burg auf Befehl König Heinrichs V. als Räubernest abgebrannt wurde. Nach dem Aussterben der Northeimer 1156 fällt sie als Lehen an den deutschen König zurück. Abt Marquard von Fulda erweitert die Burg, lässt Wohn- und Wirtschaftsgebäude neben großen Wällen anlegen. Der Ort wird als Pfalz durch den Stauferkaiser Friedrich I. 1156, 1166 und 1188 für Hoftage genutzt. Die geographische Lage zwischen dem Reichsbesitz im Frankfurter Raum, der Wetterau und im Norden im Harz um Goslar wie im Osten zu Thüringen hin, zeichnet sie als wichtigen Verbindungsort aus. Im 13. Jahrhundert übernimmt eine Ministerialienfamilie die Burg, die sich in drei Linien aufteilt: von Boyneburg-Hoenstein, von Boyneburg-Bischhausen-Laudenbach und von Boyneburg-Stedtfeld.

1292 erhebt der deutsche König Adolf von Nassau die hessischen Landgrafen in den Reichsfürstenstand und belehnt sie mit der Reichsburg Boyneburg und der Stadt Eschwege. Die Burgherren suchen ihre Unabhängigkeit, Reichsunmmitelbarkeit, zu erhalten und wenden sich an die territorialen Gegner der Hessen, wie den Erzbischof von Mainz, die Äbte von Fulda und von Hersfeld. Der Streit um die Lehnszugehörigkeit der Boyneburger bis ins 15. Jahrhundert wird unterschiedlich interpretiert. Doch bereits im Lehenbuch des Landgrafen Hermanns II von Hessen werden 1376 Boyneburg als Lehen, 1460 ausdrücklich alle drei Stämme der Familie als Lehnsleute des hessischen Landgrafen genannt.

Im 15. Jahrhundert verlassen die Familien die Burg als Wohnsitz und ziehen in neu errichtete Anwesen; die Burg wird durch einen Vogt bis 1672 verwaltet.

Im 30jährigen Krieg wird die Burg zerstört, geplündert und in Brand gesetzt. Die Ruinen werden durch die Familie und díe Bauern der Umgebung als Steinbruch genutzt.

Ersterwähnung:

1107

Laufzeit:

–1637

Besitzgeschichte:

Im 13. Jahrhundert übernimmt eine Ministerialienfamilie die Burg, die sich in drei Linien aufteilt: von Boyneburg-Hoenstein (ausgestorben 1792), von Boyneburg-Bischhausen-Laudenbach (ausgestorben 1803) und von Boyneburg-Stedtfeld. Sie verwalten die Burg als Ganerbengemeinschaft. Nach dem Vergleich mit dem hessischen Landgafen (1446) bleibt ein Verwalter auf der Burg zurück bis zu deren Zerstörung. Bis heute leben Mitglieder der von Boyneburg-Stedtfeld nahe der Burg auf dem Gut Boyneburgk.

Bau und Baugeschichte

Baubeschreibung:

Auf der sehr weitläufigen Burganlage von rund 4,5 ha findet sich eine Vorburg, die durch einen tiefen Wallgraben von einer trapezförmig angelegten Hauptburg abgetrennt wird. Von dieser sind zwei Seiten des ehemals fünfseitigen Bergfrieds und verschiedene Gebäudereste erhalten. Die Turmhöhe beträgt 23,90 m, fünf Geschosse sind zu erkennen. Neben einem Palas aus dem 12. Jahrhundert werden im 14. Jahrhundert zwei weitere größere Gebäude errichtet, sodass jeder Familien ein eigener Wohnbereich zusteht.

Ein Torhaus mit Kapelle wurde bereits 1952 wieder hergestellt

Denkmaltopographie:

DenkXweb Ruine der Boyneburg

Burgtyp

Bautyp:

Höhenburg; Gipfelburg

Rechtstyp:

Reichsburg

Funktionstyp:

Pfalz

Nachweise

Literatur:

EBIDAT:

Burg Boyneburg

Zitierweise
„Burg Boyneburg, Gemeinde Sontra“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/7658> (Stand: 19.4.2024)
Indizes

Sachbegriffe:

  • Boyneburg, Burgruine bei Eschwege und Sontra#4330827-2