Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

Schloss Spangenberg

295 m über NN
Gemarkung Spangenberg, Gemeinde Spangenberg, Schwalm-Eder-Kreis
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Die Schlossanlage befindet sich auf einer 295 m hohen Bergkuppe unweit nordwestlich der Spangenberger Altstadt. Burg und Stadt Spangenberg wurden nach 1214 von den Herren von Treffurt errichtet. Nachdem Spangenberg 1350 an die Landgrafen von Hessen gefallen war, nutzten diese die im 15. Jahrhundert zum Schloss ausgebaute Burg als Nebenresidenz und Jagdschloss, einige Landgräfinnen erhielten hier ihren Witwensitz. Im 16. und 17. Jahrhundert ließen die hessischen Landgrafen das Schloss mehrfach festungsartig ausbauen. Das Schloss setzt sich in der Hauptsache aus dem Torturm im Südwesten sowie einer Ringmauer zusammen, an die sich die Gebäude unterschiedlichen Alters der Kernburg lehnen, die einen geschlossenen Innenhof bilden. Umgeben ist das Schloss von einer spätgotischen Zwingermauer mit runden Schalentürmen. Das Schloss beherbergte im 19. Jahrhundert ein Gefängnis, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war dort eine Forstschule untergebracht. Bei einem Luftangriff brannte Schloss Spangenberg 1945 bis auf die Umfassungsmauern nieder. Von 1951 bis 1984 erfolgte der Wiederaufbau des Schlosses.

Basisdaten

Ortstyp:

Burg; Schloss

Bezeichnung der Siedlung:

Lagebezug:

20 km ostnordöstlich von Homberg (Efze) gelegen

Lage:

Die im 15. Jahrhundert zur Schlossanlage umgebaute Burg befindet sich auf einer 295 m hohen Bergkuppe unweit nordwestlich der Spangenberger Altstadt. Mit der Burg- und Schlossanlage konnte die nahe Spangenberg verlaufende Abschnitt der Handelsstraße Durch die langen Hessen kontrolliert werden.

Geschichte

Burggeschichte:

Seit dem Jahr 1350 nutzten die Landgrafen von Hessen die Burg- und spätere Schlossanlage als Nebenresidenz und Jagdschloss, einige Landgräfinnen erhielten hier zudem ihren Witwensitz. Im 15. Jahrhundert lagerte man hier von landgräflicher Seite sogar umfangreiche Archivbestände und größere Mengen Geldes ein, weil die Schlossanlage als äußerst sicher angesehen wurde. Aufgrund ihrer Wehrhaftigkeit durch den mehrfachen Ausbau der Befestigungsanlagen im 16. und 17. Jahrhundert blieb die Schlossanlage im Dreißigjährigen Krieg stets unter hessischer Kontrolle, während die Stadt im Jahr 1637 teilweise vernichtet wurde. Während des Siebenjährigen Krieges konnte das nun ausschließlich als Festung genutzte und von Invaliden bemannte Schloss durch französische Truppen 1758 handstreichartig erobert werden.

Besitzgeschichte:

Nach 1214 stehen Burg und Stadt Spangenberg als ziegenhainisches Lehen im Besitz der von Treffurt. Der erste in Urkunden genannte Besitzer von Burg und Stadt Spangenberg ist im Jahr 1235 der Ritter Hermann von Treffurt. 1347 erwerben die hessischen Landgrafen die Anrechte der Grafen von Ziegenhain auf Burg und Stadt Spangenberg. Im Jahr 1350 gehen Burg und Stadt Spangenberg schließlich in den Besitz der Landgrafen von Hessen über. 1438 werden die Landgrafen vom Kloster Fulda mit Burg und Stadt Spangenberg belehnt. 1584 ist Hans Wilhelm Kirchhof Burggraf auf dem Spangenberger Schloss.

Funktion:

Nebenresidenz; Jagdschloss; Festung

Sonstiges:

1885: 1 Wohnhaus mit 9 Bewohnern

1895: 1 Wohnhaus mit 2 Bewohnern

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Burg und Stadt Spangenberg wurden nach 1214 von den Herren von Treffurt errichtet. Unter Landgraf Ludwig I. von Hessen wurden die Befestigungen im 15. Jahrhundert verstärkt und die Burganlage in ein Schloss umgewandelt. Während der Herrschaft Landgraf Wilhelms IV. (1547-1552) erfolgten im Schmalkaldischen Krieg der festungsartige Ausbau der Schlossanlage sowie die Errichtung des großen Wohnbaus (um 1580). Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges wurden die Befestigungselemente von Schloss Spangenberg abermals erneuert. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und im 18. Jahrhundert nutzen die Landgrafen Schloss Spangenberg als Jagdschloss. Zwischen dem ausgehenden 18. Jahrhundert und 1866 war hier ein Gefängnis untergebracht. von 1907/1908 bis 1940 war Schloss Spangenberg dann Sitz der preußischen Forstschule. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Schloss als Gefangenenlager für britische Offiziere (sog. Oflag IX A) genutzt. Bei einem Luftangriff im Jahr 1945 brannte es bis auf die Umfassungsmauern ab. Im Zeitraum von 1951 bis 1984 erfolgte schließlich der Wiederaufbau des Schlosses. Heute sind im Schloss ein Hotelbetrieb und im zugehörigen Zeughaus ein Jadgmuseum untergebracht.

Baubeschreibung:

Die gesamte Schlossanlage ist mit einem System von vier Verteidigungsringen umgeben. Die Hauptburg setzt sich aus dem Torturm im Südwesten sowie einer Ringmauer zusammen, an die sich unterschiedlich alte Gebäude anlehnen, die einen geschlossenen Innenhof bilden. In ihrem unmittelbaren Vorfeld umgibt die Burg eine spätgotische Zwingermauer mit runden Schalentürmen. Davor verläuft wiederum ein tiefer und breiter Graben, dessen Contre-Escarpe (Außenmauer) in das 16. Jahrhundert zu datieren ist. Etwas weiter entfernt schließt sich eine äußere Wehranlage an, die im nordöstlichen Bereich mit einem Rondell bewehrt ist. An diesem Bering erfolgte nachträglich eine Erweiterung durch Bastionen. Innerhalb des nördlichen und westlichen Abschnitt dieses Ringes wurde im 17. Jahrhundert eine weitere Mauer angelegt.

Der Torbau der Schlossanlage überragt den Zwinger. Das äußere Tor ist mit einer spätgotischen steinmetzmäßigen Bearbeitung des Torbogens mit tiefgekehltem und gestäbtem überkreuztem Gewände sowie der Bekrönung der Zinnen darüber verziert.

Der Torturm ist in den beiden unteren Geschossen ohne jede Baunaht in das Ringmauerwerk integriert, nach rechts wird er aber durch einen späteren Anbau in Teilen verdeckt. In den beiden unteren Geschossen besteht der Torturm vor allem aus grauem und gelblichem, im oberen Abschnitt in Teilen auch aus rötlichem Mauerwerk. Auch im aufgestockten Teil über der Dachtraufe setzt sich der Torturm aus rotem Mauerwerk mit Eckquaderung zusammen. Dies deutet auf drei unterschiedliche Bauphasen hin. Das Rundbogen-Tor des Torturms besitzt Türflügel auf der Innenseite sowie einen Verschlussriegel dahinter und stammt vermutlich aus dem frühe 13. Jahrhundert. Der hofseitige Torbogen ist direkt neben der Abschlussfuge des ursprünglichen romanischen Schalenturms eingesetzt. Der Schalenturm verfügte zumindest im Erdgeschoss weder über einen hofseitigen Torbogen noch über begrenzendes Mauerwerk. Der hofwärts gelegene spitzbogige Torbogen ist mit archaischen Steinmetzzeichen, u.a. mit Kreuzen verziert. Diese in das 14. Jahrhundert einzuordnende Phase kann als die mittlere Turmbauphase angesehen werden, während die jüngste mit der erwähnte Aufstockung mit Eckquaderung einhergeht.

Der seitliche Turm, der sich am nördlichen Flügel links neben dem Torbau aus dem inneren Gebäudebering bis zur Zwingermauer erstreckt, weist ab der Zwingerhöhe Eckquader mit Randschlag aus und kann dem späten 16. Jahrhundert zugeordnet werden. Das darunter gelegene Mauerstück bis zur Grabentiefe aus Bruchstein dürfte ins 15. Jahrhundert datieren und einem Turm zugehörig sein, der vormals an gleicher Stelle stand. Vielleicht wurde dieser ältere Turm gleichzeitig mit der ersten Zwingeranlage erbaut, die durch Türme mit Schlüssellochschießscharten gekennzeichnet ist. Das weitere Mauerwerk des Zwingers setzt sich aus etwas sorgfältigeren Bruchquadern zusammen und dürfte später erneuert worden sein.

Der in Bruchstein errichtete nördliche Längsflügel schließt in einem Karniesprofil vielleicht des 17. Jahrhunderts ab. Der Ostbau besitzt in östlicher Richtung einen Dreiecksgiebel, dessen Spitze ein Obelisk (um 1600) bildet. Im Erdgeschoss befindet sich eine rundbogige Einfahrt mit Fase, darüber sitzt ein Entlastungsbogen.

Der kleinere Südostflügel weist in östlicher Richtung ein rechteckiges gestäbtes Fenster aus dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts und nach Süden ein einfaches spitzbogiges Fenster auf.

Der Südflügel setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Der östliche Teil enthält den ältesten Wohnbau des Schlosses. Auf der Außenseite besitzt dieser Gebäudeteil im Obergeschoss zwei große rundbogige Blendbögen mit nachträglich eingesetzten Doppelfenstern. Daneben befindet sich ein gekuppeltes Maßwerkfenster. Dieser ältere Teil der Schlossanlage besteht größtenteils aus grauem und gelblichem Mauerwerk und kann in die Zeit um 1200 datiert werden. Im obersten Geschoss, einer Aufstockung, ist im östlichen Bereich der Rest eines gekuppelten Dreipaß-Lanzettfensters aus der Mitte oder zweiten Hälfte des 13. Jh. erhalten geblieben. Das im Kern aus der Zeit um 1200 stammende Gebäude ist vormals ein Geschoss niedriger gewesen. Im unteren Geschoss sind zwei große Rechteckfenster mit weit abgefastem Gewände eingesetzt, die vermutlich aus dem 14. Jahrhundert stammen. Der westliche Abschnitt des Südflügels weist im unteren Geschoss ein etwas schlankeres und höheres Lanzettfenster auf, weshalb es dem späteren 13. Jahrhundert zugeordnet werden kann.

Im Schlosshof steht eine Brunnenschale der Renaissance, die sich ursprünglich an anderer Stelle befand. Diese Brunnenschale setzt sich aus vier Figuren, einem Mann mit Sense, einer Frau mit Sichel, einer Frau mit Füllhorn und einer vierte Figur zusammen. Hofwärts gelangt man in den östlichen Teil des Südflügels durch das Portal zum Schlossbrunnen, wo man sich nach etwa zwei Metern an der romanischen Mauer mit romanischem Portal befindet. Daraus kann gefolgert werden, dass das Hofniveau in romanischer Zeit etwa 10 Treppenstufen, also etwa drei Meter tiefer gelegen haben dürfte als heute.

Nordöstlich liegt auf der Bergkuppe das ehemalige Zeughaus, heute ein Jagdmuseum. In einem Teil des Gebäudes befindet sich eine große zur Burg hin unvermauerte Öffnung, mit einer Treppe in ein Kellerniveau und Schießscharten in verschiedene Richtungen, heute alle gegen den Hang laufend, einst vielleicht frei, so dass hier wohl von einer Kasematte auszugehen ist. Zwischen 30 und 50 Meter unterhalb des Gebäudes finden sich die äußeren Befestigungsmauern und vermutlichen Kasemattenanlagen auf Höhe des äußeren Vortores der Burg.

Im nordöstlichen Bereich der Bergkuppe befindet sich das ehemalige Zeughaus der Schlossanlage, das heute ein Jagdmuseum beherbergt. Ein Gebäudeteil des Zeughauses weist eine große unvermauerte Öffnung zur Burg auf und verfügt über eine Treppe auf Kellerniveau und mehrere Schießscharten. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um eine frühere Kasematte. Zwischen 30 und 50 Meter unterhalb des Zeughauses liegen die äußeren Befestigungsmauern und vermutlichen Kasemattenanlagen auf Höhe des äußeren Vortores der Burg.

Erhaltungszustand:

Von der ursprünglichen Burganlage der Herren von Treffurt aus dem 13. und 14. Jahrhundert hat sich lediglich ein Gewölbekeller erhalten, in dem sich ein vormals etwa 126 m tiefer Brunnenschacht befindet.

Burgtyp

Bautyp:

Höhenburg; Gipfelburg; Stadtburg

Funktionstyp:

Residenzschloss; Jagdschloss; Witwensitz

Nachweise

Literatur:

EBIDAT:

Schloss Spangenberg

Zitierweise
„Schloss Spangenberg, Gemeinde Spangenberg“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/7634> (Stand: 15.3.2024)