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Ortskennziffer
63501512002

Burg Nordenbeck

366 m über NN
Gemarkung Nordenbeck, Gemeinde Korbach, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Die Burg Nordenbeck ist vermutlich im 13. Jahrhundert erbaut worden. Nachdem sie im 14. Jahrhundert in den Besitz der Herren von Viermund gelangt war, wurde sie Anfang des 15. Jahrhunderts erneuert und ausgebaut. Der Wohnturm stammt aus dieser Zeit und zählt zu den wenigen erhaltenen spätmittelalterlichen Wohntürmen. In der Turmkapelle haben sich zudem Wandmalereien aus der Mitte des 15. Jahrhunderts erhalten. Der übrige Teil der Burganlage wurde im 19. Jahrhundert größtenteils abgetragen und stark verändert. Der Wohnturm ist in Privatbesitz und nicht öffentlich zugänglich.

Basisdaten

Ortstyp:

Burg; Schloss

Bezeichnung der Siedlung:

Lagebezug:

gut 4 km südsüdwestlich von Korbach

Lage:

Die Burg liegt am Südrand des Ortes Nordenbeck, heute Stadtteil von Korbach, Goldhäuser Strasse 9.

Geschichte

Burggeschichte:

Seit Mitte des 14. Jahrhunderts war die Burg Nordenbeck Stammsitz der Familie von Viermund, die im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts zu großem Reichtum gelangte und umfangreichen Besitz im Grenzbereich von Hessen, Waldeck und Westfalen zusammentragen konnte. Nach dem Tod Hermanns von Viermund 1563 kam es zu einem langen Erbschaftsstreit zwischen seiner Tochter Anna und seinen beiden Neffen Philipp II. und Arnold von Viermund. Philipp II. und Arnold hielten die Burg zeitweise besetzt und Annas erster Ehemann, Graf Heinrich IX. von Waldeck-Wildungen starb 1577 bei dem Versuch Nordenbeck zurückzuerobern. Das Reichskammergericht entschied 1580 zugunsten Annas, die 1583 in zweiter Ehe den Reichskammergerichtspräsidenten Kuno von Winneberg heiratete. In einem zweiten Urteil des Gerichts wurden Anna von Viermund 1587 weitere väterliche Güter zugesprochen.

Laufzeit:

13. Jahrhundert–

Besitzgeschichte:

Die Burg war, vermutlich als Lehen der Grafen von Itter, im Besitz der Herren von Nordenbeck, die sich seit 1306 urkundlich nachweisen lassen. Kunigunde, Tochter des Ambrosius von Nordenbeck, heiratete 1341 Konrad (Kurt) von Viermund und mit Ambrosius Brosecke von Viermund, dem zweiten Sohn Kunigundes und Konrads, ging die Burg Nordenbeck in den Besitz der Familie von Viermund über. Nach einem langen Erbschaftsstreit zwischen Philipp II. und Arnold einerseits und Anna von Viermund andererseits wurde die Burg 1580 Anna zugesprochen und kam nach ihrem Tod 1599 an ihren Ehemann Kuno von Winneberg. Im Jahre 1605 erbte sie sein Neffe Dietrich von Braunsberg und 1623 kam sie durch Heirat an die Familie von Bourschied. Nach 1790 pachtete die Familie Canisius das Burggut und erwarb es im Jahre 1826. Wohnturm und Gut sind bis heute im Besitz der Familie Canisius.

Abgang:

Der Mitte des 15. Jahrhunderts errichtete Wohnbau wurde 1851 bis 1854 abgerissen.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Wann die Burg ursprünglich erbaut wurde, ist nicht bekannt. Unter Ambrosius Brosecke von Viermund wurde 1412 der Wohnturm errichtet, in einer dendrochronologischen Untersuchung der Balken konnte 1405 als frühestes Fälldatum bestimmt werden. In den Jahren 1443 bis 1453 entstand daneben ein Wohnbau. Die Vorburg ist jünger. Der Graben zwischen Vor- und Kernburg ist 1567 überbaut worden, in den Jahren davor scheint die Burg ausgebaut und verstärkt worden zu sein. Unter Verwendung älteren Baumaterials ließ Johann Ludwig von Bourscheid 1801 auf dem Gelände der Vorburg ein neues Herrenhaus errichten, der alte Wohnbau der kenrburg wurde wegen Baufälligkeit 1851 bis 1854 abgebrochen. 1881 wurde das Herrenhaus nach Norden erweitert und das Dach des mittelalterlichen Wohnturms erneuert. Vor 2014 wurden die Malereien in der Kapelle gesichert und das Schieferdach erneuert.

Baubeschreibung:

Burg Nordenbeck bestand aus einer Kern- und einer Vorburg. Beide waren durch einen Graben getrennt, der zudem die gesamte Burganlage umschloss. Der Wohnturm in der Kernburg hat sechs Stockwerke und eine Grundfläche von 11 mal 12 Metern, bei einer Wandstärke von 2 Metern. Mehrere Räume des Turms hatten einen Kamin. Der Wohnturm war vom zweiten Geschoss des benachbarten Gebäudes aus zugänglich. Das 1801 errichtete Herrenhaus hat ein massives Unter- und ein Fachwerkobergeschoss mit Mansarddach.

In einer vor dem Teilabriss der Burg veröffentlichten Beschreibung heißt es 1845: „In der Mitte steht der noch wohlerhaltene viereckige Thurm, 46 Fuß lang und breit, bis zu seiner Spitze über 100 hoch. Das Mauerwerk, über 7 Fuß dick, hält 3 Etagen mit 3 Kaminen und nimmt in jeder um einen halben Fuß ab. Die unterste diente zur Aufbewahrung allerlei Rüstzeugs, die zweite war zu einer Kapelle eingerichtet, an deren Wänden man noch die verblichenen Abbildungen der Apostel sieht. Die oberste enthält nur ein großes Gemach. Das Dach, von allen Seiten allmählig beilaufend, hat 4 Etagen; aus einer in die andere, führen Treppen von gelegten Eichenklötzen. In einer Entfernung von 5 Fuß um den Thurm, ist die Burg gebaut und durch vier kleinere runde Thürme, zu einem Viereck geschlossen. Drei Seiten derselben enthielten nur Stallungen, die vierte war zu einer Wohnung eingerichtet, welche neben einer großen Halle, nur noch zwei große Gemächer enthielt, von denen das eine an die in einem Eckthurm angebrachte Küche stieß. Ein anderer dieser Eckthürme enthielt das Burgverließ, dessen Erdgeschoß noch jetz in den Mauern befestigte, schwere Eisenringe, zum Anschließen der Gefangenen hat. Die anderen beiden Eckthürme dienten zu Wohnungen, von denen eine recht freundlich zugerichtet war. Alle Gewölbe der Burg sind von Backstein, die Mauern von hartem Burchstein so glatt und fest gefügt, daß sie nur äusserste Gewalt zu brechen vermag. Diese Gebäude waren mit Wasser umgeben und nur über eine Zugbrücke durch ein Thor zugänglich, welches jedoch nicht groß genug war, um einen Wagen durchzulassen. Nahe bei der Burg, namentlich beim Eingange auf den Burgplatz, standen noch einige schön gemauerte Gebäude, welche hauptsächlich Stallungen dienten. Ein nach Innen gemauerter Wall von 20 Fuß Höhe, der theilweise auch noch Gewölbe enthielt, umgab das Wasser. Er war durch Wachthürme und kleinere, noch jetz stehende Aussenwerke flankirt, die noch ihre alten Kanonen auf Lavetten tragen. Um ihn herum, zog sich abermals ein 12 Fuß tiefer Wassergraben, über den ebenfalls eine Zugbrücke führte.“ (Seibertz, Familiengeschichte, S. 81, online)

Erhaltungszustand:

Erhalten haben sich Teile der Wehrmauer der Kernburg mit zwei viereckigen Bastionen sowie der Wohnturm aus dem frühen 15. Jahrhundert. In der Kapelle des Wohnturms (3. Obergeschoss) sind frühneuzeitliche Wandmalereien aus der zweiten Ausmalungsphase der Kapelle erhalten. Auch mehrere Geschütze aus dem 16. Jahrhundert existieren noch.

Grabungen und Funde:

Bei Sanierungsarbeiten in der Kapelle konnte in der Altarnische eine unter dem Putz liegende Arma-Christi-Malerei aus dem 15. Jahrhundert nachgewiesen werden. Die restauratorischen Untersuchungen ergaben für die sichtbaren Malereien eine Datierung in „die zweite, nachgotische, frühneuzeitliche Ausgestaltung der Kapelle“ (Buchstab, Wohnturm, S. 25).

Burgtyp

Bautyp:

Niederungsburg; Wasserburg

Rechtstyp:

Herrenhaus

Funktionstyp:

Wohnsitz

Nachweise

Quellen:

Literatur:

EBIDAT:

Burg Nordenbeck

Zitierweise
„Burg Nordenbeck, Gemeinde Korbach“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/7546> (Stand: 13.11.2020)