Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

Schloss Arolsen

280 m über NN
Gemarkung Arolsen, Gemeinde Bad Arolsen, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Das ältere Schloss Arolsen ging aus einem 1526 säkularisierten Antoniterkloster hervor, das die Grafen von Waldeck bis 1530 umbauen, erweitern und befestigen ließen. Bis 1692 diente es unterschiedlichen Linien des Waldecker Grafenhauses als Residenz oder Witwensitz. Nach dem Aussterben verschiedener Seitenlinien war Christian Ludwig seit 1692 alleiniger Graf von Waldeck, und die 1687 eingeführte Primogenitur verhinderte weitere Teilungen der Grafschaft. Sein Sohn Friedrich Anton Ulrich von Waldeck, 1712 in den erblichen Reichsfürstenstand erhoben, ließ den älteren Schlossbau abtragen und 1713 begannen die Arbeiten am neuen Residenzschloss Arolsen. Die großzügige dreiflügelige Barockanlage dient heute als Museum, wird aber auch noch von Nachfahren der ehemaligen Fürstenfamilie bewohnt.

Basisdaten

Weitere Namen:

  • Residenzschloss Arolsen

Ortstyp:

Schloss

Bezeichnung der Siedlung:

Lagebezug:

gut 30 km nordwestlich von Kassel

Lage:

Das Schloss Arolsen liegt am Nordostrand des historischen Stadtkerns.

Geschichte

Burggeschichte:

Erst in der Frühen Neuzeit entstand in Arolsen ein Herrschaftssitz. Im Jahre 1526 war das seit 1493 bestehende Antoniterkloster Arolsen säkularisiert worden (zuvor, 1131 bis 1493, Augustinerinnenkloster). Nach Umbauten und Erweiterungen wurde das nunmehrige Schloss Arolsen zu einer der Residenzen der Grafschaft Waldeck, die seit 1397 mehrfach zwischen verschiedenen Linien des Hauses Waldeck aufgeteilt worden war. Zeitweise diente das Schloss als Witwensitz. Nach dem Tod des Grafen Georg Friedrich von Waldeck war Graf Christian Ludwig alleiniger Graf von Waldeck und aufgrund des Hausgesetzes von 1687, mit dem die Primogenitur eingeführt wurde, kam es nicht mehr zu Erbteilungen. Christian Ludwig verlegte seine Residenz von Schloss Christiansburg in Kleinern nach Arolsen. Im Jahre 1712 erhob Kaiser Karl VI. die Grafen von Waldeck in den Reichsfürstenstand. Im Frühjahr 1713 begann der seit 1710 vorbereitete Neubau des Residenzschlosses in Arolsen, während der Bauzeit wohnte das Fürstenpaar in Schloss Louisenthal. Gleichzeitig wurde auch die Stadt Arolsen planmäßig angelegt. Sowohl Schloss- als auch Stadtplanung konnten jedoch nur unvollständig verwirklicht werden. Arolsen blieb bis 1918 Residenz der Fürsten zu Waldeck und Pyrmont.

Heute beherbergt das Schloss ein Museum und wird weiterhin von Nachfahren der ehemaligen Fürstenfamilie bewohnt.

Laufzeit:

(1526) 1713–

Besitzgeschichte:

Seit seinem Bau 1526 bis zum Tod Philipps III. 1539 war das Schloss Arolsen im Besitz der Grafen von Waldeck-Eisenberg (ältere Linie), bis 1567 war es Sitz Anna von Cleves, der Witwe Philipps III. In den Jahren 1567 bis 1592 gehörte das Schloss den Grafen von Waldeck zu Landau (neuere Linie), 1597 fiel es an die Grafen von Waldeck-Eisenberg (mittlere Linie) und kam 1607 an die Grafen von Waldeck-Eisenberg (neuere Linie). Nach dem Tod Fürst Georg Friedrichs von Waldeck-Eisenberg erbte Christian Ludwig von Waldeck-Wildungen (neuere Linie) Schloss Arolsen und wurde zudem alleiniger Herrscher der Grafschaft Waldeck. Bis zur Abdankung Fürst Friedrichs 1918 blieb das Schloss im Besitz der Grafen, seit 1712 Fürsten zu Waldeck und Pyrmont. Die Verhandlungen über die Vermögensaufteilung der Fürstenfamilie zogen sich bis 1929 hin, seitdem ist das Schloss im Besitz der „Waldeckischen Domanialverwaltung“, heute ein Eigenbetrieb des Landkreises Waldeck-Frankenberg. Die ehemalige Fürstenfamilie erhielt ein Nießbrauchrecht am Arolser Schloss. Um den Erhalt und die Pflege des Schlossinventars und der Kunstsammlungen kümmert sich eine mittlerweile gemeinnützige Familienstiftung (Stiftung des Fürstlichen Hauses Waldeck und Pyrmont).

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Der erste Schlossbau in Arolsen entstand, als Graf Philipp III. von Waldeck in den Jahren 1526 bis 1530 das zuvor säkularisierte Antoniterkloster (1493-1526) zu seiner Residenz umbauen und einen neuen Hauptbau mit Wohn- und Repräsentationsräumen errichten ließ. Während des 30jährigen Krieges wurden die Befestigungsanlagen verstärkt. Im Jahre 1677 wurde das Schloss renoviert.

Am 13. Mai 1710 ließ Graf Friedrich Anton Ulrich von Waldeck den Grundstein für das neue Residenzschloss in Arolsen legen. Allerdings begann der eigentliche Neubau erst im Frühjahr 1713, nachdem das alte Schloss abgetragen worden war. Die Bauleitung hatte zunächst Anton Heinrich Horst (1675-1743), seit 1713/14 Julius Ludwig Rothweil (1675/76-1750) und seit 1732 dessen Sohn Franz Friedrich Rothweil (1709-1777). Finanzierungsprobleme stellten den Bau mehrfach in Frage. 1720 bezogen Friedrich Anton Ulrich von Waldeck und seine Frau Luise das noch in weiten Teilen unfertige Schloss, bis 1725 konnten die inneren und die äußeren Seitenflügel vollendet werden. Mit der Weihe der Schlosskapelle am 2. November 1728 waren die Bauarbeiten zum größten Teil abgeschlossen, die Einrichtung der Innenräume dauerte jedoch deutlich länger. Der große Saal im Obergeschoss des Hauptbaus wurde erst in den Jahren 1809 bis 1811 ausgestaltet, nach Entwürfen Theodor Eschers (1768-1832). In den Jahren 1986 bis 2009 wurde das Schloss saniert.

Baubeschreibung:

Zum alten Schloss in Arolsen gehörten nach einer Beschreibung von 1692 ein zweiflügeliger dreigeschossiger Hauptbau, ein zweigeschossiger Bau mit Gäste- und Personalzimmern sowie Wirtschaftsräumen (sogenanntes „Langes Haus“, ursprünglich Teil des Klosters), die frühere Klosterkirche und weitere Wirtschaftsbauten (Mühle, Schlachthaus). Eine Mauer mit drei Rundbastionen schützte das Schloss, das zudem von einem Wassergraben umgeben war.

Das neue Residenzschloss Arolsen ist eine axialsymmetrische barocke Dreiflügelanlage mit einem inneren Ehrenhof (Cour d'Honneur). Zwei nach außen verschobene Seitenflügel - Küchenflügel im Osten und Kanzleiflügel im Westen - begrenzen den äußeren Hof, zwei übereck gestellte Pavillons flankieren den südlichen Eingang zu diesem Hof, den man über eine Brücke erreicht. Im Osten, Süden und Westen war die Anlage ursprünglich von einem Graben umschlossen. Die äußeren Seitenflügel sind eingeschossig mit Mansarddach und haben jeweils zwei leicht hervortretenden zweigeschossige Eckpavillons. Hauptbau und innere Seitenflügel sind zweigeschossig mit Mansarddach, der leicht vorspringende Mittelrisalit des Hauptbaus hat ein weiteres Halbgeschoss und einen breiten Giebel. Der Schlossbau ist an drei Seiten von einem anglisierten Schlosspark umgeben.

Alle Bauteile des Schlosses sind um ein klares Achsensystem gruppiert, sehr wirkungsvoll ist die Aufstufung der Baukörper von den Pavillons über die äußeren Seitenflügel hin zum Corps de Logis (Wohnbau: Haupttrakt und innere Seitenflügel).

Erhaltungszustand:

Reste des alten Schlosses haben sich nicht erhalten. Das neue Residenzschloss entspricht weitgehend dem Originalzustand.

Burgtyp

Bautyp:

Schloss

Rechtstyp:

Residenzburg; Residenzschloss

Funktionstyp:

Residenz; Amtssitz

Nachweise

Quellen:

Literatur:

Zitierweise
„Schloss Arolsen, Gemeinde Bad Arolsen“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/63500201006> (Stand: 1.10.2018)