Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

Übersichtskarte Hessen
Messtischblatt
4821 Fritzlar
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Ortskennziffer
63400511009

Burg Züschen

225 m über NN
Gemarkung Züschen, Gemeinde Fritzlar, Schwalm-Eder-Kreis
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Die Burg liegt am Ortsrand von Züschen, an der südöstlichen Ecke der ehemaligen Stadtbefestigung. Die 1341 erstmals erwähnte Burganlage wurde wahrscheinlich von den von Züschen als Familiensitz errichtet. Der Abriss der Burg erfolgte wohl um 1600. Im Anschluss wurde dort von den von Meysenbug ein herrschaftlicher Gutshof mit stattlichem zweigeschossigen Herrenhaus erbaut. Infolge eines Brandes wurden Herrenhaus und Gutshof 1862 erheblichen baulichen Veränderungen unterzogen. Der Gutsbetrieb und das Herrenhaus sind bis heute erhalten, als Relikt der Burganlage existiert ein Wohnturm, der in das Herrenhaus integriert ist.

Basisdaten

Weitere Namen:

  • Altes Schloss
  • Rittergut

Ortstyp:

Burg

Bezeichnung der Siedlung:

Lagebezug:

20 km nordnordwestlich von Homberg (Efze) gelegen

Lage:

Das sog. Alte Schloss, auch als Rittergut bezeichnet, liegt im Südosten von Züschen (Obertor 18), an der Südostecke der früheren Stadtbefestigung an der Stelle einer vormaligen Burganlage.

Geschichte

Burggeschichte:

Über die Gründung ist wenig bekannt, ebenso sind die Besitzverhältnisse zwischen Fritzlar (Mainz), den Landgrafen von Hessen und den Grafen von Waldeck strittig. 1359 wird Ritter Curt von Berninghausen als Burgmann auf der Burg Züschen genannt. 1393 erhalten die Grafen von Waldeck das Schloss und Güter in Züschen bestätigt, setzen diesen Besitz mehrfach als Pfand ein. Die Familie von Meysenbug erwirbt die Burg (seit 1438), ist sowohl Lehnsträger der Waldecker wie der Hessischen Landgrafen. 1635 verzichtet Hessen in einem Vergleich auf Züschen. Die Waldecker Grafen bleiben die Lehnsherren bis ins. 19. Jahrhundert.

1891 erwirbt Wilhelm Garvens, Großindustrieller aus Hannover, das Gut und lässt es in einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb durch den Kasseler Architekten Heinrich Schmidtmann umgestalten. Durch ein Tor im Norden wird ein großer Hof erreicht, umgeben von den Wirtschaftsgebäuden und dem Wohnhaus. Bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts wird der gesamte Betrieb elektrifiziert, werden elektrische Anlagen zur Beleuchtung und für die Dresch-, Melk- und Pumparbeiten eingerichtet. Talabwärts gewinnen Turbinen an der Mühle Energie. Die Musteranlage entwickelt sich zu einem Besuchermagnet für den europäischen Adel und Wirtschaftsfachleute.

In der Zeit des Nationalsozialismus befindet sich im Scheunenbereich ein Zwangsarbeiterlager französischer Kriegsgefangener.

Ein Großteil der ehemaligen Pferde-, Vieh-, und Schweineställe steht heute leer, einige Scheunen- und Werkstattbereiche werden durch einen ortsansässigen Schreiner und den Pächter der landwirtschaftlichen Flächen genutzt.

Ersterwähnung:

1341

Besitzgeschichte:

Nach einer Reihe von anderweitigen Verpfändungen ab 1382 belehnt Graf Otto III. von Waldeck 1433 Johann von Meysenbug endgültig mit Burg und Stadt Züschen. Die von Meysenbug bleiben bis zum Aussterben der Züschener Linie der Familie im Jahr 1810 Inhaber dieses Lehens. Danach kam deren Besitz in Züschen an Johann Friedrich von Dalwigk, 1840 an den Grafen von Stolberg-Wernigerode. 1891 erstand der Unternehmer Wilhelm Garvens den Gutskomplex und errichtete oberhalb des sog. Alten Schloss einen Schlossbau in historisierendem Stil, das sog. Schloss Garvensburg.

1913 erbt sein Sohn Wolfgang das Anwesen, nach dessen Tod geht es an seine Frau Hildegard von Garvens-Garvensburg über und ist bis heute im Besitz der Familie.

Adel:

Herren von Meysenbug (1237-1810)

Sonstiges:

1350: Curt von Berninghausen als Burgmann

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Das sog. Alte Schloss samt Wirtschaftsbauten wurde von den von Meysenbug im 16. Jahrhundert an der Stelle einer früheren Burganlage errichtet. Im Jahr 1862 wurden bei einem Großbrand die Gutsgebäude mit Ausnahme des alten Wohnturms zerstört, was eine grundlegende Erneuerung der Hofanlage erforderlich machte.

Baubeschreibung:

Die Anlage des sog. Alten Schlosses besteht aus einem massiven Herrenhaus (16. Jahrhundert) mit zweigeschossigem Erker, das 1862 infolge eines Brandes erheblich verändert und erweitert wurde, sowie einem unmittelbar angrenzenden Wirtschaftshof mit Gebäuden, die in den Zeitraum zwischen 16. und 18. Jahrhundert datieren. Im Herrenhaus haben sich Reste des Wohnturms der Burganlage (Grundfläche von ca. 10 x 13 m und Wanddicke von ca. 1,5 m) sowie Teile der Stützmauern und der Gewölbekeller erhalten. Eine Karte aus dem 16. Jahrhundert zeigt, dass die Burg ungefähr einen ovalen Grundriss hatte.

Erhaltungszustand:

Von der früheren Burganlage hat sich neben Resten der Stützmauer vor allem der alte Wohnturm erhalten, der in das Herrenhaus des 16. Jahrhunderts integriert wurde, außerdem ein Keller mit rundbogigem Kreuzgewölbe und einer Mittelstütze mit Schmuckelementen sowie einer Wendeltreppe mit steinernen Blockstufen.

Der Gutsbetrieb wird mit Hilfe von Fördermitteln der EU und des Denkmalschutzes in Stand gehalten.

Burgtyp

Bautyp:

Niederungsburg; Stadtburg

Rechtstyp:

Lehnsburg; Pfandburg

Funktionstyp:

Adelssitz; Stammsitz

Nachweise

Quellen:

Literatur:

EBIDAT:

Burg Züschen

Zitierweise
„Burg Züschen, Gemeinde Fritzlar“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/63400511009> (Stand: 15.12.2023)