Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

Übersichtskarte Hessen
Messtischblatt
5020 Gilserberg
Moderne Karten
Kartenangebot der Landesvermessung
Historische Karten
Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 51. Gilserberg
Ortskennziffer
63401004018

Burg Jesberg

270 m über NN
Gemarkung Jesberg, Gemeinde Jesberg, Schwalm-Eder-Kreis
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Burg Jesberg liegt oberhalb des gleichnamigen Ortes auf einer oval ausgebildeten Kuppe. Die 1241 erstmals urkundlich erwähnte Anlage wurde von den von Linsingen Anfang des 13. Jahrhunderts auf eigenem Grund und Boden errichtet. Nachdem 1241 erfolgten Verkauf an das Erzstift Mainz diente Burg Jesberg bis ins 15. Jahrhundert als bedeutender Stützpunkt in den Auseinandersetzungen mit den Landgrafen von Hessen. Östlich des im Zentrum der Kernburg gelegenen Bergfrieds befand sich der Palas. Im Zuge des innerhessischen Konfliktes zwischen den Landgrafen Ludwig II. und Heinrich III. wurde Burg Jesberg 1469 zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte 1524, allerdings verfiel die Burganlage spätestens seit 1586 endgültig. Erhalten sind der markante Bergfried sowie Teile von Palas, Kellerräumen, Flankentürmen und Mauerzügen.

Basisdaten

Historische Namensformen:

  • Jasberg, apud (um 1240) [Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde Alte Folge 3, 1843, S. 85]
  • Lenswidehusen nunc Jagsperg (1241)
  • Jagesberg, de (1241)
  • Jagisberg (1270)
  • Jaisberc (1271)
  • Geisberg (1274)
  • Jaisberg, in (1277)
  • Jesberg (1299)
  • Jesberg (1345)
  • Jespurg, zu (1348)
  • Jagisberg (1351)
  • Yesberg (1358)
  • Yesperg (1359)
  • Jeßburgk (1359) [XVI]
  • Jeßburg (1362)
  • Jezperg, von (1367)
  • Yeisberg (1421)
  • Gssperh (1507)
  • Geßbergk (1509)
  • Jespurgk (1528)
  • Jesporgk (1554)
  • Jespurg (1580)

Ortstyp:

Burg

Bezeichnung der Siedlung:

  • castrum (1241)
  • Burg Jagisberg (1313) [Vogt, RggEbMz Nr. 1607]
  • Haus (1348)
  • Thurm und Kemenade (1358)
  • Burg (1585)

Lagebezug:

18 km westsüdwestlich von Homberg (Efze) gelegen

Lage:

Am Ostrand von Jesberg liegen die Ruinen der wüsten Burg auf einer oval ausgebildeten Kuppe, die von einem nach Norden leicht abfallenden Feldrücken westlich steil gegen den Talgrund des in die Gilsa mündenden Treisbaches vorspringt. Burg Jesberg befand sich an der alten Fritzlarer Straße, einer der ältesten hessischen Handelsstraßen, welche die Wetterau mit dem unteren Edertal um Fritzlar und Gudensberg verband. Neben Fritzlar, Naumburg und der Heiligenburg bei Felsberg entwickelte sich Burg Jesberg zu einem Hauptstützpunkt des Erzstifts Mainz im niederhessischen Raum.

Geschichte

Burggeschichte:

Um das Jahr 1350 wurde die Burganlage aus bislang noch unbekannten Gründen im Rahmen des Konfliktes zwischen dem Erzstift Mainz und den hessischen Landgrafen erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Nachdem die Herren von Linsingen im Jahre 1400 Lehnsleute des Landgrafen von Hessen geworden waren, belagerten mainzsiche Truppen die Burganalage und eroberten sie schließlich. Im Jahr 1427 war die Burg Schauplatz des letztlich entscheidenden Krieges zwischen Landgraf Ludwig I. von Hessen und Erzbischof Konrad von Mainz, als das mainzische Aufgebot unter dem Befehl des Grafen Gottfried von Leiningen im Anschluss an seine Niederlage am 23. Juli 1427 auf der Großenengliser Platte bei Fritzlar zunächst nach Jesberg floh, bevor es am 10. August 1427 auf dem Münsterfeld bei Fulda ein zweites Mal vom Landgrafen besiegt wurde.

Laufzeit:

Anfang 13. Jahrhundert–

Besitzgeschichte:

Burg Jesberg wird Anfang des 13. Jahrhundert durch die von Linsingen erbaut. Am 2. April 1241 erfolgt der Verkauf durch dieselben an Erzbischof Siegfried III. von Mainz. 1336 wird Burg Jesberg durch Mainz an Johann Grüßing von Falkenberg versetzt. Johann Grüßing von Falkenberg versetzt 1346 mit erzbischöflicher Genehmigung die Burg Jesberg an seinen Bruder Otto, Domherr zu Mainz, und an die von Linsingen. Im Jahr 1348 verzichtet Hermann von Falkenberg zugunsten seiner Söhne und Brüder auf Haus Jesberg. 1351 verleiht Erzbischof Heinrich von Mainz das Jesberger Burglehen, das Johann Grüßing von Falkenberg innehatte, an dessen Sohn Johann. Johann Grüßing von Falkenberg verkauft 1354 die Hälfte seiner Pfandschaft an Burg Jesberg seinem Vetter Thilo von Falkenberg.

1359 gestattet Erzbischof Gerlach von Mainz die Lösung des Hauses Jesberg durch die von Falkenberg und von Linsingen. Im Jahr 1362 soll Johann von Falkenberg ein Viertel des Hauses Jesberg besitzen wie bisher sein Bruder Otto. Erzbischof Johann von Mainz vergleicht sich im Jahr 1403 mit den von Linsingen wegen des halben Schlosses Jesberg und verleiht den von Grifte das halbe Schloss Jesberg. 1583 tritt Mainz die Lösung der Pfandschaft Jesberg an Hessen ab. 1586 werden die von Linsingen mit Burg und Gericht Jesberg belehnt; es folgen Belehnungen der von Linsingen bis 1696. Mit deren Aussterben kommt es 1721 zum Heimfall an Hessen. Von 1723 bis zum Jahr 1752 wird Prinz Maximilian von Hessen mit Burg und Gericht Jesberg belehnt. 1820 steht das Burggelände im Besitz der Jesberger Familie Appell. Im Jahr 1964 gelangten die Ruine und das Burggelände in den Besitz der Gemeinde Jesberg.

Abgang:

Der endgültige Verfall von Burg Jesberg setzte ab 1586 ein, als die Anlage wieder hessisch wurde und ihren strategischen Wert einbüßte. Hernach diente die Ruine von Burg Jesberg zur Gewinnung von Baumaterial für Häuser in Jesberg. Vor der vollkommenen Zerstörung wurde die Burg durch den Jesberger Kaufmann Appell bewahrt, der die Burgreste um das Jahr 1820 erwarb.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Burg Jesberg wird Ende des 12 oder Anfang des 13. Jahrhundert durch die von Linsingen auf eigenem Grund erbaut. Um das Jahr 1350 wird die Burganlage aus bislang noch unbekannten Gründen im Rahmen des Konfliktes zwischen dem Erzstift Mainz und den hessischen Landgrafen erheblich beschädigt. In den Jahren 1425 und 1426 wird die Burganlage unter der Bauleitung des Fritzlarer Ministerialen Happel Katzmann mit Ausnahme des romanischen Bergfrieds nahezu vollständig erneuert. In Zug dieser Arbeiten wird die Burg außerdem erheblich erweitert und durch das Ausheben eines Wallgrabens verstärkt.

Im Verlauf des sog. Hessischen Bruderkriegs erobern und zerstören 1469 böhmische Söldner, die im Dienste Landgraf Ludwigs II. von Niederhessen stehen, die Burg, welche anschließend verfällt. Erst 1524 erfolgt der Wiederaufbau von Burg Jesberg, deren erneuter Verfall aber schon 1586 wieder einsetzt.

Erhaltungszustand:

Im Zeitraum von 1980 bis 1987 erfolgte die Restauration der Burgruine mit Bergfried und den erhalten gebliebenen Teilen von Palas, Kellern, Flankentürmen und der Mauern von 1426 und von 1524.

Burgtyp

Bautyp:

Höhenburg; Gipfelburg

Funktionstyp:

Adelssitz

Nachweise

Literatur:

EBIDAT:

Burg Jesberg

Zitierweise
„Burg Jesberg, Gemeinde Jesberg“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/4449> (Stand: 10.3.2022)