Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

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4821 Fritzlar
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 30. Fritzlar
Ortskennziffer
63400508001

Büraburg

279 m über NN
Gemarkung Ungedanken, Gemeinde Fritzlar, Schwalm-Eder-Kreis
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Die Büraburg lag auf einem Bergsporn am Nordostrand des Kellerwaldes, 1 km ostsüdöstlich von Ungedanken. Die Befestigungsanlage wurde dem Fundmaterial zufolge im späten 7. Jahrhundert errichtet und diente als Mittelpunkt der fränkischen Reichsgewalt in Nordhessen sowie zwischen 742 und 755 als Bischofssitz. Darüber hinaus war die Burg militärischer Stützpunkt der Franken während der Sachsenkriege Karls des Großen im Zeitraum von 772 bis 804. Das 8 Hektar messende Plateau des Bürabergs war ehemals mit einer mehrfach erweiterten Ringmauer von bis 1,80 m Höhe umgeben, die zusätzlich durch steinerne Torbauten gesichert wurde. Nach dem Ende der Sachsenkriege verlor die Büraburg im 9. Jahrhundert allmählich ihre militärische Funktion, sodass die ansässige Bevölkerung ins benachbarte Fritzlar abgewandert sein dürfte. Als erkennbare Reste sind im nördlichen und östlichen Bereich der Büraburg Mauern der 2. Bauphase in einer Höhe von bis zu 1,80 m erhalten.

Basisdaten

Historische Namensformen:

Ortstyp:

Burg

Bezeichnung der Siedlung:

  • oppidum (742)
  • castrum (774)
  • mons (1274, 1279 und 1307)
  • wüst (1340)
  • geholcz (1454)

Lagebezug:

15 km nordwestlich von Homberg (Efze) gelegen

Lage:

Auf einem etwa 12 Hektar großen, nach Osten vorspringenden, im Nordosten und Süden steil abfallenden Bergsporn am Rande des Kellerwaldes, 1,5 km südwestlich von Fritzlar und 1 km ostsüdöstlich von Ungedanken, befinden sich die schwachen Reste (Gräben) der frühmittelalterlichen Befestigungsanlage. Das Burggelände liegt teilweise unter Wald. Auf höchster Stelle des Bergplateaus befindet sich eine Kapelle, deren Chorbogenwand in das 7. Jahrhundert n. Chr. datiert werden konnte.

Geschichte

Burggeschichte:

774 wurde die fränkische Büraburg erfolglos durch die Sachsen belagert.

Ersterwähnung:

742

Laufzeit:

Spätes 17. Jahrhundert–Ende des 9. Jahrhunderts

Funktion:

Die Büraburg war besonders im 8. Jahrhundert Mittelpunkt der fränkischen Reichsgewalt im nordhessischen Raum. Daneben war die Befestigungsanlage von 742 bis 755 kurzzeitig Sitz des Missionsbistums Büraburg unter Bischof Witta. Während der Sachsenkriege diente sie auch als Fliehburg für die umliegende Bevölkerung. Nach dem Ende der Sachsenkriege zu Beginn des 9. Jahrhunderts verlor die Büraburg allmählich ihre militärische Bedeutung.

Abgang:

Nachdem die Büraburg zu Beginn des 9. Jahrhundert sukzessive ihre militärische Funktion einbüßte, dienten die Mauern und andere Befestigungsbauten der Bevölkerung des Umlandes immer wieder als Steinbruch, nachweislich zuletzt 1603.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Eine vor- und frühgeschichtliche Besiedlung des Bergplateaus bis ins 5. Jahrhundert v. Chr. lässt sich u.a. durch den kaiserzeitlichen Friedhof am östlichen Aufgang der Burg nachweisen.

Nach Analyse des Fundmaterials bestand die frühmittelalterliche Anlage vom späten 7. Jahrhundert bis etwa um 850. Die Errichtung der Büraburg ist historisch in Zusammenhang mit der Erfassung des nordhessischen Raumes durch die fränkische Reichsgewalt zu bringen (besonders im 8. Jahrhundert). Als königliche Burg behielt die Büraburg ihre militärische Bedeutung noch während der Sachsenkriege Karls des Großen.

Baubeschreibung:

Die Büraburg ist eine frühmittelalterliche Befestigungsanlage mit birnenförmigem Umriss. Sie weist eine Länge von 340 m (Ost-West) und eine Breite von 300 m (Nord-Süd) auf. Die mehr als 1 km lange Ringmauer umschloss ein Areal von ca. 8 Hektar, wobei der ältere Mauerbering der zweiphasigen Befestigung vom Ende des 7. Jahrhundert stammt, während die jüngere Ummauerung in die Zeit um 700 datierbar ist und etwa 750 noch einmal in Teilen verstärkt wurde. Ein steinerner Torturm der 2. Bauphase befindet sich an der Südost-Ecke der Anlage; weitere Türme werden zudem an der Nordwest-Ecke und Südwest-Ecke des Bergplateaus vermutet. Besonders an der Ost- und an der Westflanke des Berges waren dem Mauerbering Spitzgräben vorgelagert. Drei Tore, die sich jeweils im Nordwesten, Süden und Südosten der Befestigungsanlage befinden, wurden mehrfach um- und ausgebaut. Für den Innenbereich des Areals ist eine dichte Bebauung nachweisbar. Zudem verfügte die Büraburg vor der Ost-Mauer über eine Vorburg von vielleicht 4 Hektar Größe, die ebenfalls dicht besiedelt gewesen zu sein scheint. Zur Burg gehörten darüber hinaus mindestens zwei Bestattungsplätze, davon einer im Innenbereich bei der Kapelle, der andere unterhalb des Berges am östlichen Zufahrtsweg.

Die Kapelle, in der westlichen Hälfte des Bergplateaus gelegen, bestand ursprünglich aus einem Saalbau mit eingezogenem Rechteckchor vom Anfang des 8. Jahrhunderts und Chorbogenwand aus dem 6./7. Jahrhundert. Um 1100 wurde dann ein Triumphbogen in die Kapelle eingezogen, die Anfang des 13. Jahrhundert allerdings abgebrochen und auf alten Fundamenten neu errichtet wurde.

Erhaltungszustand:

Im nördlichen und östlichen Bereich der Büraburg haben sich die Mauern der 2. Bauphase noch in einer Höhe von bis zu 1,80 m unter dem Versturzmaterial und jüngeren Überschüttungen erhalten.

Grabungen und Funde:

Neben Mauer- und Gebäuderesten wurden auf der Büraburg im Rahmen mehrerer Ausgrabungskampagnen zahlreiche Fundstücke freigelegt, die das zivile wie militärische Alltagsleben auf einer frühmittelalterlichen fränkischen Reichsfestung widerspiegeln. So fand man neben zahlreicher Keramik u.a. auch eiserne Messer, Scheren, Löffelbohrer, Schlüssel, Beschlagteile von Holzeimern, eine Sichel, einen Fleischhaken, eiserne Ösennadeln, Spinnwirtel und Webgewichte, zahlreiche Sporne, eine Ringtrense und ein vergoldeter mondsichelförmiger Anhänger. Darüber hinaus stieß man auf einen Schwertknauf, Reste eines Saxes (einschneidiges Hiebschwert) und einer Schaftlochaxt, Lanzen, Pfeilspitzen, Fibeln (2 Scheibenfibeln und eine gleicharmige Fibel) und Perlen sowie aus Knochen und Glas gefertigte Dreilagenkämme.

Burgtyp

Bautyp:

Höhenburg; Spornburg

Rechtstyp:

Königsburg

Funktionstyp:

Zwingburg; Amtssitz; Fliehburg

Nachweise

Literatur:

EBIDAT:

Büraburg

Zitierweise
„Büraburg, Gemeinde Fritzlar“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/4029> (Stand: 20.6.2023)