Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

Burg Lichtenfels

371 m über NN
Gemarkung Dalwigksthal, Gemeinde Lichtenfels, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Die Geschichte der Burg Lichtenfels reicht zurück bis zum Ende des 12. Jahrhunderts, aber ihr heutiges Erscheinungsbild erhielt sie erst im frühen 20. Jahrhundert. Ursprünglich war die Burg im Besitz der Reichsabtei Corvey, die sie jedoch im 13. Jahrhundert an die Grafen von Waldeck verlor. Seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts besaß die Familie von Dalwigk Burg Lichtenfels als Lehen der Waldecker Grafen. Die Burg verfiel seit dem 17. Jahrhundert. Zwischen 1906 und 1914 wurde die Burgruine so wieder aufgebaut, wie sich Bauherr und Architekten seinerzeit eine mittelalterliche Burg vorstellten. Burg Lichtenfels ist heute Privatbesitz und nicht öffentlich zugänglich.

Basisdaten

Weitere Namen:

  • Lechtenflens, Lechtenflins

Ortstyp:

Burg

Bezeichnung der Siedlung:

Lagebezug:

knapp 10 km nördlich von Frankenberg (Eder)

Lage:

Die Burg Lichtenfels liegt auf einem Bergvorsprung am Nordhang des Eisenberges, östlich des Ortes Dalwigksthal.

Geschichte

Burggeschichte:

Die Burg Lichtenfels wird erstmals in einer undatierten Urkunde des Abtes Hermann I. von Corvey erwähnt, dieser stand der Abtei von 1223 bis 1254 vor. Darin nennt er Abt Widukind (1189-1205) als Bauherren und spricht zudem von einem Wiederaufbau der Anlage. Vermutlich wurde die Burg also Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts erbaut, kurz darauf zerstört und dann unter Abt Hermann wiederhergestellt. Da das Kloster Corvey im Jahre 1230 die Hälfte der Burg dem Kölner Erzbischof übertrug, war der Wiederaufbau wohl vor diesem Jahr abgeschlossen. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts gelang es den Waldecker Grafen, Lichtenfels zu übernehmen: 1267 verpfändete Corvey die Burg an Adolf I. von Waldeck, 1297 verzichtete die Abtei gegenüber Otto I. von Waldeck auf alle Ansprüche an Lichtenfels, und auch ein letzter Versuch, die Burg zurückzuerlangen scheiterte 1320 mit einem Schiedsspruch zugunsten der Waldecker. Die Burg wurde Mittelpunkt und Sitz des waldeckischen Amtes Lichtenfels. Im Jahre 1473 belehnten die Grafen von Waldeck die Herren von Dalwigk mit Burg Lichtenfels, im Gegenzug erließen diese ihnen ihre Schulden. Gut einhundert Jahre später übertrugen die Waldecker den Herren von Dalwigk auch die hohe Gerichtsbarkeit. Im 30jährigen Krieg besetzten 1636 hessisch-schwedische Truppen die Burg. Nachdem im 16. Jahrhundert die Wasserburg Neu Lichtenfels, später Haus Sand genannt, errichtet worden war, verfiel die Burg seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Ende des 19. Jahrhunderts war nur noch ein Gebäude bewohnbar. 1906 beschloss Friedrich von Dalwigk, „die Burg seiner Väter im Geiste und Sinne des Mittelalters wiederherzustellen“ (Fischer, Wiederherstellung, S. 11). Erste Entwürfe dazu fertigte noch der Architekt Gerhard August Fischer († 1906) an, nach seinem Tod übernahm sein Sohn Richard Fischer. Das Projekt blieb unvollendet, denn die Arbeiten wurden mit Beginn des Ersten Weltkriegs eingestellt. In den 1950er Jahren baute Friedrich Bleibaum Burg Lichtenfels zu einem Erholungsheim um. Heute ist es im Besitz der Unternehmerfamilie Siekmann und dient als Wohn- und Geschäftssitz.

Neben Burg Lichtenfels besaß die Familie von Dalwigk im heutigen Dalwigsthal noch die jüngeren Herrensitze Haus Sand, Haus Kampf und Haus Hohencampf.

Ersterwähnung:

1223/30

Laufzeit:

Ende 12. Jahrhundert–

Besitzgeschichte:

Die Burg Lichtenfels war an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert im Besitz der Reichsabtei Corvey. 1230 übertrug Abt Hermann I. die Hälfte der Burg dem Kölner Erzbischof Heinrich. Allerdings konnte sich das Erzbistum Köln hier anscheinend nicht dauerhaft etablieren, denn 1249 wird Lichtenfels als Burg des Corveyer Abtes bezeichnet. Im Jahre 1267 musste der Abt von Corvey Burg Lichtenfels an Graf Adolf I. von Waldeck verpfänden und 1297 auf alle Ansprüche verzichten. 1321 unternimmt die Abtei Corvey einen letzten Versuch der Wiedergewinnung seiner Rechte, doch die angerufenen Schlichter Graf Heinrich von Schwalenberg und Gottschalk von Padberg entscheiden in allen Punkten zu Gunsten des Grafen Heinrich von Waldeck. Graf Heinrich IV. von Waldeck verpfändete die Burg 1336 an seinen Schwiegersohn Graf Johann von Nassau-Hadamar und löste sie 1347 mit der vollständigen Zahlung des Brautschatzes für seine Tochter Elisabeth wieder ein. Ende des 14. Jahrhunderts war die Burg an Heinrich Nymmes verpfändet, der sie um 1400 auch zu Lehen empfing. 1413 verpändete Heinrich VII. von Waldeck ein Viertel der Burg an Bernhard V. von Dalwigk, ein Jahre später die übrigen drei Viertel, die Werner von Immighausen als Amtmann inne hatte, an Kurt von Geismar. 1470 lösten die Waldecker diesen Teil wieder ein. 1424 hatten sie Burg Lichtenfels zusammen mit der halben Grafschaft Waldeck an Landgraf Ludwig I. von Hessen verpfändet. Die Grafen Wolrad I. und Philipp von Waldeck belehnten 1473 Johann und Reinhard von Dalwigk mit Burg und Amt Lichtenfels, diese verzichteten dafür auf die gräflichen Schulden. Der hessische Landgraf Heinrich III. bestätigte die Belehnung und die Burg blieb bis Mitte des 20. Jahrhunderts im gemeinsamen Besitz der Familie von Dalwigk. Noch 1846 belehnte Fürstin Emma von Waldeck Karl, Reinhard, Alexander, Reinhard Alexander Ludwig Felix und Reinhard Ludwig Karl Gustav von Dalwig mit Schloß und Amt Lichtenfels. 1957 verkaufte die Familie das Schloss an die Anker-Werke Bielefeld, die 1976 Konkurs machten. 1978 erwarben fünf holländische Investoren die Burg, um sie zu einem Hotel umzubauen und in der Nähe ein Feriendor zu errichten. Nur ein Jahr später traten sie vom Kaufvertrag zurück und die Burg ging an eine holländisch-belgische Gesellschaft, die „Ferienanlage Burg Lichtenfels GmbH“, mit ähnlichen Plänen - der Bau des Robinson-Club-Hotels wurde jedoch nicht verwirklicht. Eine Versteigerung 1988 blieb ohne Bieter, ein 1989 gefundener Käufer trat 1990 wiederum zurück. Seit 1990 ist Burg Lichtenfels im Besitz der Unternehmerfamilie Siekmann.

Sonstiges:

1895 unbewohnt

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Widukind Spiegel, von 1189 bis 1205 Abt der Reichsabtei Corvey, ließ die Burg Lichtenfels erbauen, unter Abt Hermann I. (1223-1254) wurde sie erneuert, vermutlich vor 1230. 1413 ist von Burg und Vorburg die Rede. Weitere Bauarbeiten lassen sich auf 1631 und 1653 datieren, danach verfiel die Burg zunehmend. Unter Leitung der Architekten Gerhard August († 1906) und Richard Fischer wurde die Burg zwischen 1906 und 1914 in ihrer mittelalterlichen Form rekonstruiert. Die Wirtschaftsgebäude, Fachwerkbauten des 18. Jahrhunderts, wurden entfernt, Bergfried und Torbau aus alten Bruchsteinen errichtet und ein Palas in der Nordwestecke des Burggeländes erbaut. Ein für die Nordseite geplanter Flügelbau konnte nicht mehr verwirklicht werden, auch der Innenausbau von Turm und Palas blieb unvollendet. Die Arbeiten endeten mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die wieder baufällige Burg von 1953 bis 1956 unter Friedrich Bleibaum zu einem Erholunsgheim umgebaut. Seit 1976 ungenutzt, musste Burg Lichtenfels nach 1990 erneut saniert werden.

Baubeschreibung:

Die Kernburg Lichtenfels ist eine ovale Anlage, als Teil der Umfassungsmauer erhebt sich ein runder Bergfried neben dem Torbau im Süden. In der Südwestecke steht ein Wohngebäudem mit romanischem Keller, einem Erdgeschoss aus der Zeit der Renaissance, sowie einem Obergeschoss mit Fachwerk aus dem 18. Jahrhundert. In der Nordwestecke befindet sich ein Palas mit einem Flügelbau entlang der Nordseite. Der Umfang der Vorburg ist nicht gänzlich klar, sie lag sicher an der Südseite, zog sich jedoch möglicherweise auch weiter um die Kernburg herum.

Erhaltungszustand:

Lediglich Teile der Umfassungsmauer, die Fundamente des Bergfried, der Keller des Wohnbaus sowie Teile der Außenmauern des Palas sind mittelalterlich.

Burgtyp

Bautyp:

Höhenburg; Spornburg

Rechtstyp:

Landesburg@Reichsabtei Corvey; Landesburg@Grafschaft Waldeck; Pfandburg; Lehnsburg

Funktionstyp:

Amtssitz

Nachweise

Quellen:

Literatur:

EBIDAT:

Burg Lichtenfels

Zitierweise
„Burg Lichtenfels, Gemeinde Lichtenfels“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/1634> (Stand: 13.11.2020)