Burgen, Schlösser, Herrenhäuser
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- 4925 Sontra
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- 63601109029
Baumbachisches Schloss Sontra
- Gemarkung Sontra, Gemeinde Sontra, Werra-Meißner-Kreis
Von der einstigen Burg in Sontra hat sich nichts erhalten, doch zeigen Zeichnungen des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel, die dieser zu Beginn des 17. Jahrhunderts anfertigte, wie die Schlossanlage vermutlich ausgesehen hat. Neben dem Schlossbau im Stile der Renaissance an der Westseite des Hofes gehörten ein sog. "Alter Bau" im Norden, ein Marstall und weitere Wirtschaftsgebäude dazu. Der Marstall diente als Amtshaus und wurde erst im 20. Jahrhundert abgerissen.
- Basisdaten ↑
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Weitere Namen:
- Burg
- Baumbachischer Herrensitz
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Historische Namensformen:
- Schloss (1373) [Abschrift, 18. Jahrhundert HStAM Bestand Urk. 100 Nr. 1990]
- Burggut (1471) [HStAM Bestand Urk. 14 Nr. 1409]
- Burgsitz, so von denen von Buttlar herstammet, sonst auch das Bernecken- oder Ratzenberger Gut genannt (1777) [I. Gromes, Sontra 1777, S. 11]
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Ortstyp:
Adelshof; Herrenhaus
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Lagebezug:
15 km südwestlich von Eschwege
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Lage:
In der Innenstadt von Sontra nahe der Kirche
- Geschichte ↑
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Burggeschichte:
Der Standort der mittelalterlichen Burg ist umstritten; sie soll im alten Ortskern im Bereich der Kirche innerhalb der Stadtmauer gelegen haben. Mit weiteren Adelssitzen bildete sie ein geschlossenes Areal um die Kirche und ist vermutlich im 14. Jahrhunert errichtet worden.
Sontra erhielt 1368 Stadtrechte durch den hessischen Landgrafen Heinrich II verliehen, wechselte 1385 den Besitzer und fiel an die Landgrafen von Thüringen und den Erzbischof von Mainz. Nach 1367 wurde die Siedlung vergrößert und verstärkt. Innerhalb der Burg wurden zwei neue Burgsitze eingerichtet und mit Grundbesitz und Zinsen ausgestattet. Für die Zeit um 1400 werden urkundlich Burgmannen erwähnt. 1433 fällt die Stadt, die aufgrund des Vorkommens von Kupferschiefer im nahen Richelsdorfer Gebirge bedeutsam war, endgültig an die Landgrafschaft Hessen.
Vielleicht wurde nun die alte Burg abgebrochen und das Gelände neu gestaltet. Ernst Henn erklärt diesen Prozess mit der landgräflichen Städtepolitik: adlige Familien ziehen nach 1368 verstärkt nach Sontra und erhalten hier einen neuen Burgsitz. Die Boineburger bekommen den Ort Rorich und das kleine Vorwerk, die Welde mit Welda den späteren Biedefeldischen Besitz, die Vorgänger der von Diede, die von Mitterode, mit dem Ort Langehelde den Weißen Hof. Die Orte werden nun von Sontra aus verwaltet und fallen wüst. 1471 und der Folge erhalten die von Baumbach ein Burggut zu Sontra, das ehemals der Ritter Heinrich von Boyneburg besessen hat als hessisches Lehen.
Im 17. Jahrhundert erwerben die von Baumbach zu ihrem Burggut in Sontra zwei weitere Güter hinzu. Sie errichten auf dem Gelände der alten Burg ein Herrenhaus im Renaissancestil, das sog. Baumbachsche Schloss. Es wird als Amtssitz und als Jagdschloss der Landgrafen genutzt. Ab 1627 gehört es der Nebenlinie der hessischen Landgrafen, den von Hessen-Kassel-Rotenburg. Im Dreißigjährigen Krieg werden 1634 Sontra und damit auch das Schloss in Brand gesetzt. Nach dem Krieg wird ein Teil der Anlage, der alte Marstall, wieder aufgebaut und bis ins 18. Jahrhundert als Amtshaus der Landgrafen von Hessen-Rotenburg genutzt. Die letzten historischen Gebäudeteile werden 2009 abgerissen.
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Ersterwähnung:
13. Jahrhundert
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Einwohnerstatistik:
1885: 1 Gebäude mit 27 Bewohnern
- Bau und Baugeschichte ↑
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Baugeschichte:
Nach Stefan Eismann (Ebidat) wurde die im 14. Jh. errichtete Burg 1491 renoviert und ausgebaut, im Jahr 1594 wurden der Marstall und das sog. Fruchthaus neu errichtet. Landgraf Moritz von Hessen ließ zu Beginn des 17. Jahrhunderts im Stil der Spätrenaissance auf der Westseite des Schlosshofes einen Anbau erstellen. Das als Amtshaus dienende bisherige Schlossgebäude im Norden, das nunmehr als "Alter Bau" bezeichnet wurde, erhielt in dieser Zeit zwei zusätzliche Fachwerkgeschosse.
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Baubeschreibung:
Vom wahrscheinlichen Aussehen der Schlossanlage zu Beginn des 17. Jhs. zeugen Zeichnungen des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel.
- Burgtyp ↑
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Bautyp:
Spornanlage
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Funktionstyp:
Landesburg; Stadtburg
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis I, S. 367 f
- Gerhard Seib: Zum Abbruch des von Baumbach'schen Herrensitzes in Sontra, in: Rund um den Alheimer, Nr. 31, 2010, S. 58-72
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 174 f
- Lücke, Burgen der unteren Werra 2, S. 78 f
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 449
- Landau, Beschreibung der wüsten Ortschaften. Ausg. 1858, S. 286
- Dehio. Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen I, S. S. 846
- Ernst Henn, Flurnamen als Geschichtsquelle, S. 165-175
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EBIDAT:
- Zitierweise ↑
- „Baumbachisches Schloss Sontra, Gemeinde Sontra“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/15411> (Stand: 26.2.2024)