Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

Vetzberger Hof, Vetzberg

248 m über NN
Gemarkung Vetzberg, Gemeinde Biebertal, Landkreis Gießen
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Die Hofanlage befindet sich am nordwestlichen Ortsrand von Vetzberg (Burgstraße/Hofstraße), 300 m westlich von Burg Vetzberg. Der Vetzberger Hof entstand wahrscheinlich im ausgehenden Spätmittelalter als adliger Wirtschaftshof. In der Mitte des 16. Jahrhunderts war er im Besitz des Eberhard Wolfskehl. Bei der unregelmäßig viereckigen Hofanlage handelt es sich um ein Ensemble aus Herrenhaus, Wohnhäusern für das Gesinde sowie Stall- und Wirtschaftsbauten. Der Hof mit neuzeitlichen Umbauten ist als Ganzes erhalten.

Basisdaten

Ortstyp:

Herrenhaus

Lagebezug:

6 km nordwestlich von Gießen gelegen

Lage:

Die Hofanlage befindet sich am nordwestlichen Ortsrand von Vetzberg (Burgstraße/Hofstraße), 300 m westlich von Burg Vetzberg.

Geschichte

Besitzgeschichte:

Mitte des 16. Jahrhunderts war der Hof im Besitz Eberhard Wolfskehls. Nach dem Aussterben der männlichen Linie der Wolfskehl 1658 wurde die Hofanlage an Conrad Ulmann Böcklin von Böcklinsau veräußert und kam später von diesem durch Erbschaft an die Leutrum von Ertingen. Im Jahr 1709 erwarben die von Dachröden den Vetzberger Hof, die ihn an die Senfft zu Pilsach weiter vererbten. 1737 erwarb Graf Karl August von Nassau-Weilburg die Hofanlage, die von diesem 1752 wiederum an den Gießener Superintendenten Johann Hermann Benner verkauft wurde. Von der Familie Benner erwarb Fürst Ferdinand zu Solms-Braunfels 1847 das Hofgut. Im Jahr 1876 kauften die Gemeinde Rodheim sowie die Märkerschaft Vetzberg die Anlage, parzellieren sie und versteigern sie an Vetzberger Kleinbauern. Ein Teil des Hofes kam dabei in den Besitz der Zigarrenfabrikanten Georgi und Klingspor, die dort bis in die 1930er Jahre Zigarren herstellen lassen. Heute befindet sich der Vetzberger Hof in Privatbesitz.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Der Vetzberger Hof entstand vermutlich bereits im Spätmittelalter als adliger Wirtschaftshof. Als ältester Teil des Gebäudekomplexes gilt das im westlichen Teil der Hofanlage befindliche Wohnhaus, dessen älteste Balken aus Holz gefertigt wurden, das dendrochronologischen Untersuchungen zufolge im Winter 1543/1544 geschlagen wurde.

Baubeschreibung:

Bei dem Vetzberger Hof handelt es sich um ein Ensemble von Herrenhaus, Wohnhäusern für das Gesinde sowie von Stall- und Wirtschaftsgebäuden, die sich um einen unregelmäßig viereckigen Innenhof gruppieren.

Denkmaltopographie:

Das genaue Alter des Vetzberger Hofes ist unbekannt. Aufgrund von zahlreichen Akten kann jedoch davon ausgegangen werden, dass er bereits im ausgehenden Mittelalter als adliger Wirtschaftshof entstand. Nach seiner Parzellierung im Jahre 1877 wurde der ursprünglich als Einzelhof weit außerhalb des ummauerten Oberdorfes gelegene Vetzberger Hof zur Keimzelle des Unterdorfes. Die äußere Struktur der Hofanlage mit Herrenhaus, Wohngebäuden für Knechte und Mägde, Stallungen und Schuppen, die ein unregelmäßiges Hofgeviert umschließen, ist bis heute - wenn auch in sehr reduzierter Form - erhalten. Wichtigstes Gebäude der Anlage ist das im Südwesten gelegene einstige Herrenhaus, das aus drei Teilen besteht. Der östlichste Abschnitt, Burgstraße 11, dessen Giebel frei steht, scheint der älteste zu sein und könnte noch in das 15. Jahrhundert zurückreichen. Schon die Proportionen, die Tiefe des Gebäudes, die Anlage der teilweise veränderten Fenster, aber vor allem das weit vorkragende Ober- und Giebelgeschoss sowie die auf zwei Seiten sichtbaren Balkenköpfe bezeugen ein hohes Alter.

Die Fachwerkstruktur ist jedoch an keiner Stelle sichtbar, da das Gebäude an der Hofseite verputzt und sonst gänzlich verschiefert ist, so dass eine genauere Datierung derzeit nicht möglich ist. Der sich anschließende, die vorgegebenen Proportionen wahrende Teil Burgstraße 9 dürfte etwas später entstanden sein. Ebenso der niedrigere und weniger tiefe vordere Bau Burgstraße 7, dessen Erdgeschoss deutlich höher ausfallt. Integrale Bestandteile der Hofanlage sind weiterhin die beiden mit ihrer Traufseite an die Straße grenzenden, zweigeschossigen Wohngebäude (Burgstraße 13), von denen das erste mit einem aus Naturstein gemauerten Keller versehen ist, sowie die den nordöstlichen Abschluss bildende, geschlossene Scheunenreihe (Burgstraße 15). Hervorzuheben ist der vordere, mit seiner verschieferten Giebelseite und einem Halbwalm versehene, zur Straße hin orientierte Teil dieser Scheunenzeile. Teile seines sicher mehrfach veränderten Fachwerks mit stark dimensionierten Hölzern sind seitlich einsehbar und daher wichtig für das Straßenbild.

Die unter einem Dach zusammengefasste Gebäudefolge (Hofstraße 4, 6, 8) schließt den Hof nach Südosten ab. Sämtlich Teile der für die Orts- und Regionalgeschichte relevanten, wirtschaftsgeschichtlich bedeutsamen Hofanlage sind wegen ihres hohen Alters aus geschichtlichen und städtebaulichen Gründen als Sachgesamtheit zu schützen.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Vetzberger Hof, Vetzberg, Gemeinde Biebertal“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/15374> (Stand: 29.4.2021)