Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

Hof Lauterbach (Obernburg)

361 m über NN
Gemarkung Obernburg, Gemeinde Vöhl, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Die heutigen Gebäude des Hofes Lauterbach sind erst seit dem frühen 19. Jahrhundert errichtet worden. Die Geschichte des Hofes reicht jedoch deutlich weiter zurück. Ertsmals im 12. Jahrhundert erwähnt verschwand die Siedlung wieder und vermutlich im 15. Jahrhundert ließen die Wolff von Gudenberg hier einen befestigten Wohnsitz anlegen. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde in Lauterbach ein Schloss mit Wassergraben für Georg III. von Hessen-Itter erbaut, das ein Jahrhundert später zerstört wurde. Hof Lauterbach ist heute im Besitz der Familie Eigenbrodt, deren Vorfahren 1817 das schlichte klassizistische Herrenhaus errichten ließen, das noch immer das Aussehen des Hofes prägt.

Basisdaten

Weitere Namen:

  • Schloss Lauterbach
  • Gutshof Lauterbach

Ortstyp:

Herrenhaus

Bezeichnung der Siedlung:

Lagebezug:

knapp 6,5 km südöstlich von Korbach

Lage:

Hof Lauterbach liegt östlich von Obernburg am gleichnamigen Bach.

Geschichte

Burggeschichte:

1126: Ittergau, in der Grafschaft des Grafen Siegfried IV. von Northeim (in pago Itergowe in comitatu Sigefridi comitis)

1585: Herrschaft und Gericht Itter

1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Herrschaft bwz. Amt Itter

Ersterwähnung:

1126

Besitzgeschichte:

In der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts hatte hier das Kloster Corvey Besitz. In einem im 13. Jahrhundert in den Liber vitae der Abtei Corvey eingetragenen Verzeichnis wird Lauterbach als Zehntbesitz der Abtei aufgeführt. 1226 übertrug das Kollegiatstift St. Peter in Niggenkerken bei Höxter auf Wunsch des Propstes Karolus von Schaken dem Kloster Werbe seine Güter in Lauterbach gegen Zahlung von zehn Schilling Pacht. Die hessischen Landgrafen hatten die halbe Herrschaft Itter, in der Hof Lauterbach liegt, 1383 an die Wolff von Gudenberg verpfändet. Knapp zweihundert Jahre später löste Hessen-Darmstadt die Pfandschaft 1562 ab. Georg III. von Hessen-Itter nutzte Hof Lauterbach zwischen 1661 und 1676 als Residenz (neben Schloss Vöhl. Seit 1718 war der Hof Erbleihgut und im Besitz des Freiherrn Philipp Franz Forstmeister von Gelnhausen. Seine Tochter Luise Katharina heiratete Reinhard David Eigenbrodt, der 1768 zusammen mit dem gemeinsamen Sohn Johann-Anton die Erbpacht erwarb. Hof Lauterbach ist noch heute im besitz der Familie Eigenbrodt (ungeteilte Erbengemeinschaft).

Abgang:

Das Schloss Georgs III. von Hessen-Itter wurde während des 7jährigen Kriegs zerstört (1760).

Sonstiges:

1854 (Morgen): 437, davon 379 Acker, 52 Wiesen, 6 Wald

1885: 4 Wohnhäuser mit 44 Bewohnern

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Die Wolff von Gudenberg ließen den wüstgefallenen Hof Lauterbach im 15. oder frühen 16. Jahrhundert zu einem befestigten Herrschaftssitz ausbauen, zu einer ordentlichen adelichen Wohnung (Kopp, Herren zu Itter, S. 15; der Ausbau geschah vermutlich unter Tile II. († 1480), möglicherweise auch unter Tile I. († 1406) oder Tile III. († 1538)). Georg III. von Hessen-Itter ließ hier 1661 ein Schloss mit Wassergraben erbauen, das 1760 zerstört wurde. Das heutige Herrenhaus wurde unter Wilhelm Alexander Eigenbrodt 1817 errichtet. Die übrigen Wirtschafts- und Wohngebäude sind jüngeren Datums.

Baubeschreibung:

Hof Lauterbach ist heute eine weitläufige Hofanlage mit Herrenhaus, mehreren Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, Fischteich, Gartengelände und Waldfriedhof. Das Herrenhaus ist ein zweigeschossiger klassizistischer Bau mit hohem Sockel, Walmdach und zentralem Dreiecksgiebel an der Hofseite. Eine zweiläufige Freitreppe führt zum mittigen Eingang im ersten Obergeschoss.

Erhaltungszustand:

Bauliche Reste des Schlossbaus aus dem 17. Jahrhundert oder des älteren Hofes existieren nicht mehr. Die ältesten Gebäude der Hofanlage gehen auf das frühe 19. Jahrhundert zurück.

Denkmaltopographie:

„Der Hof wird 1126 erstmals erwähnt, ist aber wohl später wüst gefallen. Tilo Wolf von Gudenberg hat ihn um 1500 wieder neu angelegt. Zwischen 1661 und 1676 residierte hier teilweise Landgraf Georg, der Bruder des regierenden Landgrafen. 1709 kaufte Freiherr Philipp Franz Forstmeister zu Gelnhausen das Meiereigut. Er wurde Berghauptmann und schürfte bei Thalitter nach Gold und Kupfer. 1788 wurde das Hofgut als Eigengut an einen Leutnant Eigenbrod verkauft. Heute betreiben seine Nachfahren hier eine Kombrennerei.

Die ältesten Teile des heutigen Gebäudebestandes gehen wohl auf die Zeit des Leutnant Eigenbrod zurück. 1817 wird rückwärtig den Hof abschließend das Herrenhaus errichtet. Der völlig symmetrische, zweigeschossige klassizistische Bau erhebt sich über einem hohen Sockelgeschoss und wird von einem Walmdach abgeschlossen. Durch genutete Lisenen ist die verputzte Fassade vertikal gegliedert. lm Gegensatz zu den liegenden Fensterformaten des Sockelgeschosses sind die zweiflügeligen Fenster der anderen beiden Geschosse mit Oberlichtern ausgestattet. Die drei mittleren der auf den Hof ausgerichteten sieben Achsen sind durch einen Dreiecksgiebel mit segmentbogigem Fenster betont und nehmen auch die mittige, separat verdachte Eingangstür, die über eine zweiarmige vierläufige Freitreppe erschlossen ist, auf. Unterhalb des oberen Podestes befindet sich der in Sandstein gefasste Zugang zum Sockelgeschoss, dessen kannelierte Pilaster einen verkröpften, mehrfach gestuften Architrav tragen, der im Sturz die Jahreszahlen „1818/1949“ trägt.

1836 wird westlich des Haupthauses ein traufständig zum Hof orientierter Stall aus Werkstein errichtet, dem ein flaches Fachwerkgeschoss mit linksseitiger Ladeluke, die bis in das Satteldach reicht, aufgesetzt ist. Geprägt wird die Fassade durch die Sandsteinlaibungen von Tür und Fenstern. Besonders aufwändig die stark profilierte Türrahmung mit korbbogigem Abschluss gearbeitet. Eine schlusssteinartige Kartusche ist mit dem Namen „Alexander Eigenbrodt“ versehen. Oberhalb des Korbbogens, von Voluten flankiert, befindet sich die Jahreszahl „1836“.

Wohl Ende des 19. Jahrhunderts ist östlich des Haupthauses eine große Bruchsteinscheune erbaut worden, deren breite Fachwerkgiebel ein Krüppelwalmdach tragen. Hofseitig erschließt ein von segmentbogigen, kleinen Fenstern flankiertes, großes Scheunentor, das bis zur unteren Riegelkette des Giebels reicht, das Gebäude.

Karl Eigenbrodt ließ laut einer Inschriftenkartusche 1921 die beiden Torhäuser errichten. Sie sind giebelständig zur Straße orientiert, verfügen über ein Erdgeschoss aus Bruchsteinmauerwerk mit Eck- und Fensterquadern sowie jeweils ein Fachwerkdrempelgeschoss, das von einem Satteldach abgeschlossen ist. Das über den Balkenköpfen rundum auskragende Fachwerkgefüge ist durch Kurzstreben ausgesteift. Der Zugang der Torhäuser erfolgt über die jüngeren, seitlich angefügten traufständigen, eingeschossigen‚ verputzten Massivbauten. Vermutlich in den 1930er Jahren entstand das östlich übereck gestellte Wirtschaftsgebäude aus Werkstein, das vor allem durch die fünf Tore, ein zweiachsiges übergiebeltes Zwerchhaus und eine nahezu über die gesamte Dachfläche reichende Schleppgaube geprägt wird. Auf der Südwestseite des Hofes schließt ein Stallgebäude aus der Mitte des 20. Jahrhunderts den Hof ab. An der hofseitigen Trauffassade erhebt sich über dem massiven Erdgeschoss ein verbrettertes Drempelgeschoss, das durch ein Zwerchhaus mit Schleppdach betont ist. Der zur Straße ausgerichtete Giebel zeigt symmetrisch aufgebautes Fachwerk mit Andreaskreuzen unter den Öffnungsklappen und einer schlichten Gebälkzone im oberen Giebeldreieck. In der Nachkriegszeit wurde die Lücke zwischen diesem Gebäude und dem Stallbau von 1836 durch ein lang gestrecktes, eingeschossiges Wirtschaftsgebäude geschlossen.

Um das Hofgut herum befinden sich weitere Gebäude, die im baulichen Zusammenhang mit dem Gut stehen. Östlich des Hofes wurde im frühen 20. Jahrhundert eine großvolumige Fachwerkscheune über einem sehr hohen Bruchsteinsockel mit Eckquaderung errichtet. Ihr gegenüber steht ein ebenfalls traufständiges Wirtschaftsgebäude, das wohl in der Zeit zwischen den Weltkriegen erbaut wurde. An der rechten Seite ist das eingeschossige Gebäude aus Bruchsteinmauerwerk und Ziegelwänden erbaut. Dieser Bauteil ist auf dem großen Dach durch eine lange Schleppgaube betont, an die in der Gebäudemitte ein Zwerchhaus anschließt. Zwei weitere, ebenfalls mit Schleppdächern versehene Zwerchhäuser befinden sich an der linken Hausseite. Die Zwerchhäuser erheben sich über einem Fachwerkdrempel, unter dem sich eine lange Reihe von Toren befindet. Gegenüber der Torhäuser steht ein lang gestreckter, zur Straße traufständiger Holzschuppen auf einem Werksteinquadersockel.

Neben dem Holzschuppen wurde ein großes, historistisches Wohngebäude errichtet, das sich aus unterschiedlichen Bauteilen zusammensetzt, die jedoch alle mit Bruchsteinsockeln, bzw. Erdgeschossen versehen sind und über Fachwerkobergeschosse verfügen. An der linken Seite bestimmt ein zweigeschossiger‚ giebelständiger Kopfbau, der an der Traufseite durch einen übergiebelten Seitenrisalit betont wird, die Gebäudeflucht. Der Zugang zu diesem Bauteil erfolgt über einen separat ver dachten, eingeschossigen Fachwerkvorbau. Der mittlere, traufständige Gebäudeabschnitt wird von zwei großen Giebelgauben geprägt. Diese wiederholen sich auch auf dem Dach des rechten Bauteils, das durch seine zwei Fachwerkobergeschosse über einem hohen Bruchsteinsockel den mittleren Gebäudeteil überragt. Etwas von der Straße zurückgesetzt steht westlich des großen Wohngebäudes ein kleines, eingeschossiges Bruchsteinwohnhaus mit Satteldach. Auf der nördlichen Straßenseite sind zwei weitere Wohnhäuser vorhanden. Das westliche ist ein zweigeschossiger Bruchsteinbau mit Eck- und Fensterquaderung‚ das folgende Inschrift trägt „Karl Eigenbrodt 1899“. Die Fenster des schlichten, traufseitig Vierachsigen Gebäudes sind alle segmentbogig abgeschlossen. Das Östliche Wohnhaus präsentiert sich als vollkommen symmetrisch gestaltetes historistisches Gebäude, dessen zweifach überkragende Giebel ein Satteldach tragen. Über einem flachen, den Geländeanstieg ausgleichenden Bruchsteinsockel sowie einem massiven Erdgeschoss erhebt sich mit umlaufendem Überstand ein Fachwerkobergeschoss, das durch geschosshohe Streben mit gegenläufigen Kopfbändem an den Eckständem ausgesteift ist. Bemerkenswert sind die mit gerundeten Balkenköpfen und profilierten Füllhölzern versehenen Gebälkzonen und die Andreaskreuze in den Brüstungsfeldem der Fenster. Die zur Straße orientierte, sechsachsige Trauffassade verfügt über paarweise zusammengefasste Fenster und wird mittig durch ein übergiebeltes, zweiachsiges Zwerchhaus betont.

Zu der Gesamtanlage gehören außerdem ein Fischteich, Gartengelände, ein Gedenkstein und der Waldfriedhof hinter dem Hofgut.“

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Burgtyp

Bautyp:

Schloss; Herrenhaus

Rechtstyp:

Herrenhaus; Pfandburg

Funktionstyp:

Residenz; Wohnsitz

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Hof Lauterbach (Obernburg), Gemeinde Vöhl“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/15337> (Stand: 23.10.2018)