Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

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5019 Gemünden
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Ortskennziffer
63501202016

Junkernhof Gemünden (Wohra)

255 m über NN
Gemarkung Gemünden (Wohra), Gemeinde Gemünden (Wohra), Landkreis Waldeck-Frankenberg
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Der Junkernhof in Gemünden war ursprünglich der Burgsitz der ziegenhainischen Burgmannenfamilie von Linsingen, die sich seit dem 13. Jahrhundert nachweisen lässt. Später kam der Hof in den Besitz der Familie Clauer, die im frühen 17. Jahrhundert das bis heute erhaltene Herrenhaus des Hofes errichten ließ. Seit 1877 in bürgerlichem Besitz diente das Gebäude bis 2012 als Gaststätte.

Basisdaten

Ortstyp:

Adelshof

Bezeichnung der Siedlung:

Lagebezug:

etwa 15 km südöstlich von Frankenberg

Lage:

Der Junkernhof liegt im Zentrum des historischen Ortskerns nördlich der Kirche, Katzbachstraße 4.

Geschichte

Ersterwähnung:

1266

Laufzeit:

Mitte 13. Jahrhundert–

Besitzgeschichte:

Der Hof war 1266 im Besitz der Herren von Linsingen, die ihn den Grafen von Ziegenhain zu Lehen auftrugen. Ein knappes Jahrhundert später verkauften sie den Hof 1359 an Graf Gottfried VII. von Ziegenhain, 1382 verpfändete ihn Gottfried VIII. von Ziegenhain zusammen mit dem gesamten Amt Gemünden zurück an Godebrecht von Linsingen. 1446 belehnte Graf Johann II. von Ziegenhain Johann Clauer u. a. mit dem Burgsitz in Gemünden, den auch seine Eltern schon innegehabt hatten. 1450 kam Gemünden als Teil der Grafschaft Ziegenhain an Hessen, der Junkernhof Gemünden blieb im Besitz der Familie Clauer: 1490 erhielt Johann Clauer das Lehen von Wilhelm III. von Hessen, allerdings machte auch die Familie von Linsingen noch Besitzansprüche geltend. 1602 war der Hof sicher im Besitz der Familie Clauer, wie das erhaltene Wappen am Herrenhaus zeigt. 1649 besaß die Familie von Hoff den Hof, mit der Heirat von Katharina von Hoff und Karl von Hattenbach kam der Junkernhof in den Besitz dieser Familie, die jedoch mit Ernst von Hattenbach 1787 in männlicher Linie ausstarb. Die nächsten Eigentümer war die Familie Schwertzell von und zu Willingshausen, die den Junkernhof 1877 an den Gemündener Bürger Hermann Matthäi verkauften.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Zum mittelalterlichen Aussehen des Junkernhofs ist nichts bekannt. Etwa 1602 ließen Carl Klauer und seine Ehefrau Helena Schenk zu Schweinsbergs das erhaltene Herrenhaus errichten oder umbauen. Der Fachwerkaufbau ist jünger als die beiden massiven Stockwerke, möglicherweise noch spätmittelalterlich. Nach 1877 baute Hermann Matthäi das Gebäude zum Gasthaus „Zum Junkernhof“ um.

Baubeschreibung:

Das Herrenhaus hat zwei massive Geschosse mit einem Fachwergeschoss und einem Satteldach darüber. Über dem vermauerten hofseitigen Einwand ist das Allianzwappen Klauer zu Wohra-Schenk zu Schweinsberg eingelassen. Zum Hof gehörten mehrer Wirtschaftsgebäude.

Erhaltungszustand:

Erhalten hat sich das Herrenhaus aus dem frühen 17. Jahrhundert.

Denkmaltopographie:

Bereits 1266 findet dieser Adelshof in einer Urkunde Ludwig und Dietrichs von Linsingen eine erste Erwähnung, als die beiden ihre beim Stadtgraben von Gemünden gelegenen Güter mit Ausnahme des Kirchleins und eines Hofes mit Mühle nebst zwei Häusem an den Grafen Gottfried V. von Ziegenhain verkaufen. Der Hof war von allen Lasten und Abgaben befreit. Im Jahr 1341 verkaufte Ludwig von Linsingen den Hof an seinen Bruder Thile, der seit 1357 Pfarrer in Gemünden war. Seine Nachkommen übergaben am 11. März 1359 den Hof für 900 Schilling an den Grafen Gottfried VII. von Ziegenhain. 1446 belehnte Graf Johann II. von Ziegenhain Johan Clauer mit dem Burgsitz zu Gemünden „wie seine Eltern selig gehabt“. Hieraus geht hervor, dass die Familie Clauer seit mindestens einer Generation Burgmannen des Junkernhofes sein mussten. Die Clauer hatten mehrere Burgsitze inne und waren reich mit Ländereien belehnt. Carl Clauer war Obervorsteher der vier hohen Hospitale Hessens. Er ließ sein Wappen mitsamt dem seiner Frau 1602 bei der Erbauung des Junkernhofes, dessen Unterbau bis heute erhalten ist, über dem Portal anbringen. Bereits 1649 erschien jedoch Jakob von Hoff, Hofmarschall von Kassel und Obrist zu Ziegenhain, als Besitzer des Hofes. Nach dem Aussterben der männlichen Linie der Hoffs ging der Junkernhof als Heiratsgut an Katharina von Hoff und ihren Ehemann Carl von Haddenbach über, der das Lehen nach seinem Tod 1734 in der Haddenbachschen Familie weitergab. Mit dem Tod Johan Moritz von Haddenbachs gelangte der Besitz über die beiden Schwestern an die Schwerzel. Diese verkauften den Hof samt Grundbesitz 1877 an Gemündener Bürger. Gastwirt Hermann Matthäi und seine Frau eröffneten im Junkemhof eine Gastwirtschaft und Brauerei.

Vom giebelständigen, über einem tonnengewölbten Keller errichteten Wohngebäude des Junkemhofes hat sich ein verputzter, zweigeschossiger Unterbau aus Stein von 1602 sowie ein komplett verkleidetes, jüngeres Fachwerkobergeschoss erhalten. Nach historischen Beschreibungen soll das Quergebälk mit Zahnschnitt und Seilornamenten versehen sein. Der ursprüngliche hofseitige Zugang erfolgte durch ein Renaissanceportal, dessen Architrav von ionischen Pilastem getragen wird, über dem das Allianzwappen Carolus Clauers und Helena Schenk zu Schweinsbergs eingelassen ist. Der rundbogige Durchgang ist heute vermauert. Ebenfalls aus der Renaissance erhalten sind Zwillingsfenster mit profilierten Rahmen.

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Burgtyp

Bautyp:

Herrenhaus

Rechtstyp:

Herrenhaus; Lehnsburg

Funktionstyp:

Wohnsitz

Nachweise

Quellen:

Literatur:

Zitierweise
„Junkernhof Gemünden (Wohra), Gemeinde Gemünden (Wohra)“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/15270> (Stand: 2.10.2018)