Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

Unterburg Staufenberg

238 m über NN
Gemarkung Staufenberg, Gemeinde Staufenberg, Landkreis Gießen
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Die Unterburg Staufenberg wurde im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert als Burgmannensitz erbaut, möglicherweise an Stelle älterer Burgmannenhäuser. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts war die Unterburg im Besitz der Burgmannenfamilie von Rolshausen. Der rechteckige Wohnbau mit Treppen- und Eckturm ist in den Hang gebaut und von einer Ringmauer mit ehemals drei Toranlagen umgeben. 1647 entging die Burg der Zerstörung; sie verfiel erst Anfang des 19. Jahrhunderts. Nachdem die Prinzen Ludwig und Heinrich von Hessen-Darmstadt die Unterburg 1858 gekauft hatten, wurde sie seit 1860 unter Leitung des Gießener Professors Josef Maria Hugo von Ritgen wiederhergestellt. Heute ist die Unterburg in Privatbesitz und wird, versehen mit einem modernen Anbau, als Hotel genutzt.

Basisdaten

Ortstyp:

Burg

Lagebezug:

6 km nordöstlich von Gießen

Lage:

Unterhalb der Oberburg Staufenberg liegt die Unterburg auf einem Basaltkegel an der alten Straße von Frankfurt über Gießen und Marburg nach Kassel, von dem sowohl das Lahn- als auch das Lumdatal zu überblicken waren.

Geschichte

Burggeschichte:

Die Unterburg ist als Burgmannensitz errichtet worden. Nach Zerstörung der Oberburg durch hessen-kasselischen Truppen im sogenannten Hessenkrieg, war sie militärisch nutzlos und blieb erhalten - vermutlich nicht zuletzt, da ein Vetter des damaligen Burgbewohners in schwedischen Diensten auf Seiten der Hessen-Kasseler stand und eine Zerstörung verhinderte. 1801 wurde das Dachblei verkauft, die Stufen des Treppenturms herausgerissen und die Burg verfiel zur Ruine. Seit 1860 wiederhergestellt wird sie heute als Hotel genutzt.

Laufzeit:

15. Jahrhundert–

Besitzgeschichte:

Die Unterburg war im Besitz der Burgmannenfamilie von Rolshausen, ihre Bauherren waren 1517 Anna, geborene Rau von Holzhausen und Friedrich I. von Rolshausen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts kam die Burg an die Freiherren von Graß. Nach mehrfachen Besitzwechseln (1780 Pfarrer a. D. Busch aus Brandoberndorf, 1801 Landwirt Keil aus Fortbach, 1809 Kaufmann Tasché aus Gießen, dann Schreinermeister Stingel) kauften 1858 die Prinzen Ludwig und Heinrich von Hessen-Darmstadt die nunmehrige Ruine und ließen sie in der Folgezeit von Hugo von Ritgen restaurieren. 1925 kamen Ober- und Unterburg in den Besitz des hessischen Staates; 2002 erwarb Rolf Lobeck die zum Hotel ausgebaute Unterburg.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Zwei Inschriften geben Anhaltspunkte zur Datierung der Unterburg. Ein (möglicherwiese wieder verwendeter) Stein an einer Schießscharte des runden Turmes an der Ostecke trägt die Jahreszahl 1487; eine Tafel, die ursprünglich über dem Haupteingang an der Südostseite angebracht war, zeigt die Wappen der von Rolshausen und der Rau von Holzhausen sowie die Inschrift „ANNO DOMINI MILLESIMO QUINGENTESIMO 17“, also 1517. Die in ihrer Grundform weitgehend erhaltene Unterburg Staufenberg wurde demnach von der Burgmannenfamilie von Rolshausen errichtet und war 1517 fertiggestellt. Der hohe, getreppte Giebel ist schon auf den Darstellungen des 16. Jahrhunderts zu sehen. Die genaue Baugeschichte der Unterburg ist jedoch noch nicht erforscht, vermutlich war das Gelände schon vorher bebaut. Im frühen 19. Jahrhundert war die Burg Ruine und wurde ab 1860 im Auftrag der Prinzen Ludwig und Heinrich von Hessen-Darmstadt wiederhergestellt. Die Bauleitung hatte der Gießener Professor Josef Maria Hugo von Ritgen, der unter anderem auch die Instandsetzung der Burg Gleiberg und der Wartburg leitete.

Denkmaltopographie:

Nachdem die alte Gipfelburg den steigenden Ansprüchen der Zeit nicht mehr entsprochen hatte, entstand weiter westlich ab den achtziger Jahren des 15. Jahrhunderts eine neue Wohnburg, die Unterburg, als Burgmannensitz derer von Rolshausen. Sie wurde auf einem wesentlich tiefer gelegenen, aber steil ansteigenden Gelände errichtet, das zunächst durch Stützmauern aufgeteilt werden musste. Hauptgebäude dieser Anlage, die durch ein eigenes Verteidigungssystem gesichert wird, ist das 1507 bis 1517 veränderte, 1860 durch Hugo von Ritgen umfassend restaurierte und heute zum Hotel- und Gaststättenbetrieb ausgebaute Burghaus.

Es handelt sich um einen spätmittelalterlichen, jetzt innen stark veränderten Steinbau mit rechteckigem Grundriss. Dreigeschossig auf der Talseite, aber nur zweigeschossig auf der Bergseite zeigt er auf der Südwestseite einen runden Treppenturm auf quadratischem Unterbau, der ebenso wie die in Höhe der Traufe ansetzenden Ecktürmchen und der runde Eckturm an der Südostecke einen Rundbogenfries mit Zinnenbekrönung aufweist. Bemerkenswerte Details am Eckturm selbst, der neben seiner Wehrfunktion auch die Funktion eines Verließes hatte, sind zwei breite, rechteckige sowie zwei querovale, nach innen abgetreppte Schießscharten. Diese, wie auch die Sandsteinlaibungen der Kreuzfenster, waren im Gegensatz zum markanten Treppengiebel, der erst 1860 entstand, schon vor der historisierenden Umgestaltung vorhanden.

Besonders erwähnenswert sind auch zwei der ehemals drei in verschiedenen Höhenlagen gestaffelten Toranlagen. Während das am tiefsten gelegene, wohl älteste Tor im äußersten Südwestwinkel der Mauer im 19. Jahrhundert durch einen Fachwerkbau, das so genannte „kleine Burghäuschen“ überbaut wurde, und nur noch anhand des Unterbaus erschließbar ist, wahren die beiden höher gelegenen, obwohl sie ebenfalls im 19. Jahrhundert überformt wurden, noch viel Originalsubstanz. Beide Tore, die mittels Mauern und integriertem Wehrgang miteinander verbunden sind, zeigen eine ähnliche Gliederung, denn beide haben spitzbogige Tore und breite Zinnen. Im Unterschied zu dem unteren Tor besitzt das höher gelegene Haupttor auf der Bergseite noch eine zusätzliche Pforte. Über ihr ist eine Tafel eingelassen, die außer den Wappen der Holzhausen [sic!] und Rau auch eine verzierte Inschrift „ANNO DOMINI MILLESIMO QUINGENTESIMO 17“, also 1517, erkennen lässt. Des weiteren findet sich eine zweite Datierung, nämlich 1487, am zinnenbekrönten Ecktürmchen. Sie ist aber offensichtlich erst später hier eingefügt worden und bezieht sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf das Burghaus.

Burgtyp

Bautyp:

Höhenburg

Nachweise

Literatur:

EBIDAT:

Unterburg Staufenberg

Zitierweise
„Unterburg Staufenberg, Gemeinde Staufenberg“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/15225> (Stand: 13.11.2020)