Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

Schloss Neustadt

243 m über NN
Gemarkung Neustadt (Hessen), Gemeinde Neustadt (Hessen), Landkreis Marburg-Biedenkopf
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Der kleine Schlossbau anstelle der früheren Burg liegt am südlichen Rand der Altstadt von Neustadt, unweit der ehemaligen Stadtmauer. Die 1294 urkundlich erwähnte Burganlage wurde um 1270 durch Graf Ludwig II. von Ziegenhain zum Schutz gegen die Landgrafschaft Hessen errichtet. 1294 erwarb das Erzstift Mainz Stadt und Burg Neustadt, 1464 fiel die Anlage an Landgraf Heinrich III. von Oberhessen. Landgraf Heinrich III. verpfändete Burg und Stadt Neustadt im Jahr 1477 wiederum an seinen Hofmeister Hans von Dörnberg, der die Burg größtenteils abtragen und den Schlossbau errichten ließ. Nachdem die das Schloss 1549 wieder an das Erzstift Mainz fiel, war dort bis 1802 der Verwaltungssitz des Amtes Neustadt untergebracht. Bei der kleinen Schlossanlage handelt es sich um einen zweigeschossigen Bau mit hohem massivem Erdgeschoss aus spätmittelalterlicher Zeit und einem Fachwerkobergeschoss des 17. Jahrhunderts sowie um einen mächtigen, zweistöckigen Batterieturm auf kreisrundem Grundriss (sog. Junker-Hansen-Turm).

Basisdaten

Weitere Namen:

  • Burg Neustadt
  • Dörnbergsches Schloss Neustadt
  • Schloss Dörnberg

Ortstyp:

Burg; Schloss

Bezeichnung der Siedlung:

Lagebezug:

25 km ostnordöstlich von Marburg gelegen

Lage:

Der Schlossbau mit dem sog. Junker-Hansen-Turm befindet sich am Südrand der Altstadt von Neustadt (Ritterstraße 5).

Geschichte

Ersterwähnung:

1294

Laufzeit:

um 1270–

Besitzgeschichte:

1273 erobert Landgraf Heinrich I. von Hessen die Burg von den Grafen von Ziegenhain, die Verbündete des Erzbischofs von Mainz sind. 1294 verkauft Graf Engelbert I. von Ziegenhain Burg und Stadt Neusadt an Erzbischof Gerhard II. von Mainz, blieb aber zunächst Lehnsherr der mainzischen Dienstmänner vor Ort. Wodurch die Burg herrschaftlich neutralisiert wurde. Zwischen 1347 und 1367 besetzt Landgraf Heinrich der II. von Hessen Neustadt. 1378 schwören die Bürger von Neustadt dem Mainzer Erzbischof Gehorsam und die Öffnung des Schlosses. 1477 verpfändet das Mainzer Erzstift Stadt und Burg Neustadt an Hans von Dörnberg, Hofmeister der Landgrafen Heinrich III. und Wilhelm III. von Hessen-Marburg. Bis zur 1549 erfolgten Einlösung der Pfandschaft durch Erzbischof Sebastian von Mainz verbleibt Neustadt im Besitz der von Dörnberg. Von 1549/50 bis 1802 befindet sich Neustadt wieder im Besitz des Erzbistums Mainz. 1803 kommt Neustadt an das Kurfürstentum Hessen.

Adel:

Grafen von Ziegenhain

Funktion:

Von 1549 bis 1802 ist im Schloss das mainzische Amtshaus untergebracht. Nach 1803 und bis 1943 beherbergt der Schlossbau Sitz des Amtsgerichts Neustadt. Seit 1952 wird der Schlossbau als Rathaus der Stadt Neustadt genutzt.

Sonstiges:

An der Gestaltung des sog. Junker-Hansen-Turms wird erkennbar, wie sich der Bergfried im Spätmittelalter allmählich zum Festungsturm mit aufgesetzten Geschossen in Fachwerkbauweise entwickelte.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Die an der Südspitze der Altstadt von Neustadt liegende Wasserburg, um 1270 durch die Graf Ludwig II. von Ziegenhain im Zuge der Gründung Neustadts errichtet. Bewehrt war die Burganlage mit zwei Ringmauern samt breitem Wallgraben sowie einem zusätzlichen Wassergraben. Um 1470 wurde die Wasserburg auf Geheiß Hans von Dörnbergs abgebrochen. An der gleichen Stelle erfolgte von 1477 bis 1489 der Neubau eines Schlosses mit vorgesetztem starken Festungsturm (sog. Junker-Hansen-Turm) nach Plänen Hans Jakobs von Ettlingen. Das Schloss war bis 1802 Dienstsitz der mainzischen Amtmänner, bis 1943 dann schließlich Gerichtsgebäude. Seit 1952 wird der Schlossbau als Rathaus genutzt.

Baubeschreibung:

Der Schlossbau setzt sich aus einem hohen massiven Erdgeschoss aus spätmittelalterlicher Zeit und einem Fachwerkobergeschoss des 17. Jahrhunderts zusammen. Darüber befindet sich ein Krüppelwalmdach. An der Ostecke des Schlossbaus steht ein polygonaler Eckturm, südlich davon ist die Ostfassade mit einem bis zum massiven Erdgeschoss verlaufender Erker versehen. Südlich des Schlossbaus liegt der sog. Junker-Hansen-Turm, ein mächtiger, zweigeschossiger Batterieturm auf kreisrundem Grundriss mit zwei aufgesetzten Fachwerkgeschossen und achteckigem Spitzhelm samt vier Dachtürmchen. Der Batterieturm weist eine Höhe von 50 m und einen Durchmesser von 12,60 m auf. Die Mauerstärke der unteren Geschosse beträgt ca. 4,50 m. Über den massiven Untergeschossen befindet sich ein spätgotischer Fachwerkaufbau mit enger Ständerreihung. An den Turm lehnen sich in nordwestlicher Richtung zwei Nebengebäude des Schlosses an, wovon das westlich gelegene ein spätmittlelalterlicher Massivbau ist.

Burgtyp

Bautyp:

Schloss

Funktionstyp:

Amtssitz

Nachweise

Literatur:

EBIDAT:

Schloss Neustadt

Zitierweise
„Schloss Neustadt, Gemeinde Neustadt (Hessen)“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/15135> (Stand: 2.2.2022)