Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

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5322 Lauterbach
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Ortskennziffer
53501104011

Schloss Lauterbach

301 m über NN
Gemarkung Lauterbach (Hessen), Gemeinde Lauterbach (Hessen), Vogelsbergkreis
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Der aus einer Burg hervorgegangene Schlossbau der Riedesel zu Eisenbach liegt am nördlichen Rand der Lauterbacher Altstadt, im Bereich der früheren Stadtbefestigung. Errichtet wurde die Burg während der Fuldaer Stiftsfehde 1266 zum Schutz fuldischer Besitzungen im östlichen Vogelsberg. Der Umbau zu einem Schloss erfolgte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts im Auftrag der Riedesel zu Eisenbach. Den Kern der Anlage bildet das dreigeschossige Burgschloss in gotischem Stil, an das sich im Norden und Westen Wirtschaftsbauten, im Osten der Burggarten anschließen. Schlossbau und Wirtschaftshof sind bis heute erhalten und stehen nach wie vor im Besitz der Riedesel zu Eisenbach. Im Schloss befindet sich mit einem Gewölbekeller der wohl älteste erhalten Bauteil des gesamten Gebäudekomplexes.

Basisdaten

Weitere Namen:

  • Burg Lauterbach

Historische Namensformen:

Ortstyp:

Burg; Schloss

Bezeichnung der Siedlung:

Lage:

Das aus einer Burganlage hervorgegangene Schloss der Riedesel zu Eisenbach liegt am nördlichen Rand der Lauterbacher Altstadt (Burg 1).

Geschichte

Burggeschichte:

Geschichte:

Die Burg Lauterbach besitzt ihre Ursprünge in den Konflikten zwischen der Abtei Fulda und den von ihr lehnsabhängigen Adelsfamilien in der Mitte des 13. Jhs. Abt Berthold II. ließ im Zuge dessen die Burgen Eisenbach und Wartenberg zerstören und errichtete zur Sicherung des Territoriums in "seinem" Dorf Lauterbach 1266 eine Befestigung mit einem Vorwerk bzw. eine Turmburg. Auf die Burg wurden die Herren von Wartenberg als Vögte gesetzt. Bis 1338 entwickelte sich die Siedlung Lauterbach zur Stadt. Nach dem Aussterben der Herren von Wartenberg ging die Vogtei an die Herren von Eisenbach, an die der Fuldaer Abt die Burg 1353 verpfändete. 1425 löste der Erzbischof von Mainz die Pfandschaft von den Eisenbach ab. In Folge der Mainzer Niederlage gegen die Landgrafen von Hessen 1427 wurde vereinbart, dass die Landgrafschaft zur Hälfte in die Mainzer Pfandschaften über die Güter der Abtei Fulda eintrat. Dies betraf auch Burg und Stadt Lauterbach. 1428 wurde Hermann Riedesel von beiden Parteien als Amtmann in Lauterbach eingesetzt. Die Pfandschaften über Lauterbach erwarben die Riedesel 1433 und 1456 von Hessen und Mainz. Sie waren damit fortan die Herren über die Burg. Da sie in ihrem Territorium die Reformation einführten, besetzte Fulda Lauterbach vorübergehend zwischen 1547 und 1552, vermochte aber nicht die Pfandschaft wieder einzulösen. Nach einem weiteren gescheiterten Versuch der Einlösung 1671 verzichtete Fulda 1684 auf die Pfandrechte und übergab Lauterbach den Riedesel als Lehen. Dieser Familie gehört das Schloss noch heute, es beherbergt ihre Verwaltung und das Archiv. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Die mittelalterliche Baugeschichte der Burg ist unbekannt. Das im Schlossgebäude integrierte sog. Vorderhaus ist der älteste Bestandteil der heutigen Anlage, von seinem Alter zeugen zwei Spitzbogentüren im Hausflur des Schlosses. 1580/81 wurde das Hinterhaus an das Vorderhaus angebaut. Der heutige Brunnen entstand um 1600. In der 2.. Hälfte des 17. Jhs. wurden wegen der Auswirkungen einer Feuersbrunst auf dem äußeren Burghof zahlreiche neue Gebäude errichtet, u. a. eine Brauerei. Das Hauptgebäude der Burg erhielt um 1680 seine heutige Gestalt. Die Mauer zwischen äußerem und innerem Burghof wurde im 19. Jh. beseitigt. In der Revolution von 1848 wurde das Schloss stark beschädigt, es blieb unbewohnt, bis die Schäden ab 1891 beseitigt wurden. Die Wirtschaftsgebäude stammen wie das Schloss aus dem Ende des 17. Jhs. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Lauterbacher Burg lag ursprünglich außerhalb der Stadtmauer auf einem flachen Sporn. Ihr mittelalterliches Aussehen ist unbekannt. Erst ein Inventar aus dem Jahr 1600 gibt Aufschluss über den dortigen Baubestand. Eine Brücke führte über einen Graben zum inneren Burghof. Dort standen das Wohnhaus, ein Stall, ein Backhaus aus Fachwerk und der Brunnen. Das dreistöckige Wohngebäude besaß ein Hinterhaus, dessen zwei Obergeschosse aus Fachwerk ausgeführt waren.

Der äußere Burghof mit den Wirtschaftsgebäuden war durch eine Mauer von der Kernburg abgetrennt.

Im heutigen Schlossgebäude steckt im Kern ein gotisches, im 16. Jh. erweitertes Burghaus. Dieses wurde auf drei Stockwerke erhöht, nach zwei Seiten asymmetrisch verlängert und auf der Rückseite mit einem rechteckigen Treppenturm versehen. Die beiden Enden sind jeweils risalitartig durch ein viertes Geschoss in verschiefertem Fachwerk mit Walmdach betont. Über dem Eingangsbereich befindet sich leicht versetzt ein Zwerchhaus. Das Eingangsportal ist durch einen gesprengten Giebel betont, der einen Wappenstein mit der Jahreszahl 1684 enthält. Der frühere Umfassungsgraben ist heute zugeschüttet. (Stefan Eismann)

Besitzgeschichte:

Nach dem Sieg der hessischen Landgrafen über das Erzstift Mainz 1427 gelangt der halbe Teil des von der Fürstabtei Fulda an Mainz verpfändeten Lauterbachs an Landgraf Ludwig I. von Hessen. Zusammen mit dem Erzbischof von Mainz bestellt Landgraf Ludwig I. von Hessen den Ritter Hermann II. Riedesel zum Amtmann in Lauterbach. 1456 kommt die Burganlage endgültig in den Besitz Hermanns II. Riedesel.

Funktion:

Die Burganlage sicherte im Spätmittelalter insbesondere den nordwestlichen Abschnitt der Lauterbacher Stadtbefestigung.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Die Burganlage entstand parallel zu Errichtung der Stadtbefestigung im Rahmen der Stadterhebung Lauterbachs 1266. Umfangreiche Erweiterungen der Burg zu einem Schlossbau erfolgten in den 1580er Jahren sowie nach einem Brand um 1680. Im gleichen Jahr wurde zudem das im südwestlichen Teil des Schlossgeländes befindliche sog. Pächterhaus errichtet. Die in nördlicher Richtung an das Schloss anknüpfenden Wirtschaftsbauten entstanden ebenfalls um 1680, die im westlichen Teil des Geländes gelegenen Gebäude 1804. Dem beginnenden 17. Jahrhundert entstammt der Laufbrunnen im Schlosshof. Im Jahr 1848 wurde die Schlossanlage geplündert und blieb anschließend über einen Zeitraum von 40 Jahren unbewohnt. Erst ab 1887/1891 setzte man die Anlage wieder instand.

Baubeschreibung:

Die derzeitige bauliche Gestalt des Schlossbaus ist in den Grundzügen auf die Pläne von A. Rumpf aus dem Jahr 1653 zurückzuführen. Beim Burgschloss handelt es sich um einen breitgelagerten, im Kern gotischen Steinbau mit drei Geschossen. Das in die Westfassade gefügte Säulenportal mit Freitreppe datiert auf das Jahr 1684. Sowohl dem südlichen als auch dem nördlichen Ende des Burgschlosses ist ein viertes Stockwerk in Fachwerkbauweise aufgesetzt. Die hofwärts gerichtete Fassade des Schlossbaus weist zudem in der Mitte einen schmalen Erkervorbau auf. Ein fünfgeschossiger Treppenturm auf rechteckigem Grundriss steht an der zum Burggarten gerichteten Ostfassade. Beim westlich gelegenen Pächterhaus aus dem Jahr 1680 handelt es sich um einen breiten, zweigeschossigen Massivbau mit geschweiften Stufengiebeln. In nördlicher Richtung wird die Schlossanlage durch eine starke Wehrmauer und einen dreigeschossigen Eckturm (um 1500) gesichert.

Erhaltungszustand:

Die früheren Umfassungsgräben der Burganlage sind vollständig eingeebnet und nicht mehr im Gelände zu erkennen. Ältester Teil des Gebäudekomplexes ist vermutlich ein Gewölbekeller unter der Mitte des Schlossbaus.

Denkmaltopographie:

DenkXweb Burgschloss

Burgtyp

Bautyp:

Ringmauerburg

Funktionstyp:

Landesburg; Stadtburg

Nachweise

Literatur:

EBIDAT:

Schloss Lauterbach

Zitierweise
„Schloss Lauterbach, Gemeinde Lauterbach (Hessen)“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/15102> (Stand: 15.4.2024)