Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

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5514 Hadamar
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Ortskennziffer
53300701012

Schloss Hadamar

127 m über NN
Gemarkung Hadamar, Gemeinde Hadamar, Landkreis Limburg-Weilburg
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Nördlich von Limburg liegt Hadamar am Rand des Limburger Beckens. In der Ortsmitte befindet sich die hufeisenförmige Schlossanlage der Grafen von Nassau-Hadamar anstelle einer früheren Wasserburg. Schloss Hadamar gehört zu den großen Renaissance-Anlagen seiner Zeit im heutigen Bundesland Hessen.

Basisdaten

Ortstyp:

Schloss

Bezeichnung der Siedlung:

Lage:

In der Ortsmitte von Hadamar am Elbbachufer.

Geschichte

Burggeschichte:

Vermutlich besaßen die Grafen von Leiningen im 12. Jahrhundert auf der Höhe über dem Ort eine Burg. Später verlegten sie ihren Sitz vermutlich ins Tal und erbauten eine Wasserburg. Im 13. Jahrhundert gelangte der Besitz als Erbe der Leininger an die Nassauer. Mit der Erbteilung im Jahre 1303 der ottonischen Linie der Grafen von Nassau, begründete Emich die Linie Nassau-Hadamar (ältere Linie). Um 1190 hatte Kloster Eberbach am Fluss einen Wirtschaftshof erbaut, den Graf Emich 1320/23 kaufte und zu einer Burg umbaute. Er besetzte sie mit Burgmannen und die Burg diente zeitweilig auch als Hauptsitz der Linie. Im Jahr 1324 erwarb Emich Stadtrechte für Hadamar und befestigte die Stadt. Emichs Sohn Johann von Nassau-Hadamar musste die Burg zeitweilig verpfänden. Mit dem Erlöschen der Nassau-Hadamar Linie 1365 gelang es Anna von Katzenelnbogen, Erbtochter und zweite Gemahlin Dieters von Katzenelnbogen, 1402 die Hälfte von Hadamar an ihren Stiefsohn Johann von Katzenelnbogen zu übergeben. Seit 1405 besaßen die Grafen von Katzenelnbogen zwei Drittel, seit 1443 die Hälfte der Herrschaft Hadamar. Nach dem Aussterben der Grafen von Katzenelnbogen ging ihr Anteil im Erbgang an Landgraf Heinrich III. von Hessen-Marburg über, der 1492 den Erbteil an die Herren von Eppstein verpfändete. Graf Eberhard von Eppstein-Königstein erneuerte im Jahr 1529/30 den Nordflügel der Anlage. Die übrigen Flügel der Anlage hatte Graf Wilhelm von Nassau-Dillenburg an sich gebracht. Nach der Wiedereinlösung trat Landgraf Philipp 1557 im Rahmen der Beilegung des katzenelnbogischen Erbfolgestreit mit den Grafen von Nassau seinen Anteil an Hadamar an die Grafen von Nassau-Dillenburg ab. Seitdem ist die Anlage im alleinigen Besitz der Grafen von Nassau-Dillenburg. Nach einer Erbteilung im Jahre 1606 wurde Hadmar unter Graf Johann Ludwig (seit 1650 Fürst) Residenz der neu begründeten Linie Naussau-Hadamar (jüngere Linie). Er baute die Burg 1612-1629 zum Residenzschloss um. Als 1711 die jüngere Nassau-Hadamar Linie mit Franz Alexander ausstarb, wurde die Anlage von den drei Nassauer Linien gemeinsam verwaltet. Von 1804 bis 1810 übernahm das Höchste Nassauische Gericht einen Teil des Schlosses. Während der Napoleonischen Kriege nutzte man das Schloss als Lazarett. 1823 wurde mit der gegenüberliegenden Jesuitenschule eine Höhere Schule im Schloss eröffnet. Im Jahr 1844 übernahm die Institution auch die Aufgaben eines Gymnasiums. Ab 1867 zog in den nördlichen Bau des Schlosses das Amtsgericht Hadamar ein. Der ehemalige Schlossgarten wurde von den Schülern teilweise als Turnübungsplatz genutzt. 1902 errichtete man dort eine Turnhalle. 1912 verließ die Schule den alten Jesuitenbau und übernahm den Stock des Südflügels im Schloss. 1928 wurden naturwissenschaftliche Labore ausgebaut und elektrische Leitungen eingezogen. Während der Zeit des Dritten Reiches 1939-1945 wurde das Gymnasium aufgelöst, danach wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen. Ab 1947 wurde das Amtsgericht Hadamar wieder selbstständig. Mit der Gründung des Landes Hessen ging das Schloss in den Besitz des Landes über. 1971 wurde das Gymnasiums mit der Haupt- und Realschule zu einer Gesamtschule zusammengefasst. Die Schule zog daraufhin in einen Neubau auf dem Wingertsberg am Stadtrand um. Die Anlage verfiel, nachdem das Gymnasium ausgezogen war. 1982 bis 1988 wurde das Gebäude saniert und zum Zentrum für Behörden ausgebaut. Mit Abschluss der Bauarbeiten zogen das Forstamt Hadamar und das Gewerbeaufsichtsamt Limburg ein. 2004 verließ das Forstamt Hadamar nach der Zusammenlegung mit dem Forstamt Weilmünster das Gebäude. Während das Gewerbeaufsichtsamt Limburg 2002 ins Regierungspräsidium Gießen integriert wurde, hatte das Dezernat Arbeitsschutz und Zentrale Ahndungsstelle seinen Sitz im Schloss. Heute befindet sich dort ein Museum der Glasfachschule Hadamar.

Laufzeit:

3. Jahrzehnt 14. Jahrhundert–

Besitzgeschichte:

Zunächst war das Gebiet um Hadamar im Besitz der Grafen von Leiningen, die im 13. Jahrhundert ihren Besitz an die Grafen von Nassau verkauften. Mit der Erbteilung von 1303 fiel Hadamar an die Grafen von Nassau-Hadamar. Graf Emich kaufte den 1190 errichteten Klosterhof Eberbach, um dort eine Burg zu errichten. 1365 gelangte mit dem Erlöschen der Nassau-Hadamar Linie die Hälfte der Anlage an Johann von Katzenelnbogen. Dieser Teil kam 1479 in den Besitz des Landgrafen von Hessen, die ihn an Eberhard von Eppstein-Königsstein verpfändeten. 1557 fiel mit dem Vertrag von Frankfurt Hadamar ganz an Nassau-Dillenburg. Nach einer weiteren Erbteilung fiel der Besitz an Graf Ludwig Johann, der die jüngere Nassau-Hadamar Linie begründete. Nach Erlöschen dieser Linie 1711 verwalteten die nassauischen Linien Hadamar gemeinsam. 1815 bis 1866 gehörte Hadamar zum Herzogtum Nassau und kam schließlich an Preußen. Heute ist Schloss Hadamar im Besitz des Landes Hessen.

Funktion:

Residenz der Grafen von Nassau-Hadamar.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Nachdem Graf Emich I. von Nassau-Hadamar (ottonische Linie) 1320 am Elbufer ein Hofgut des Klosters Eberbach erworben hatte, ließ er an der Stelle des Hofes die Burg errichten, die wohl vor der Stadterhebung im Jahre 1324 (Bau der Ortsbefestigung) fertiggestellt wurde. 1529-30 errichtete Graf Eberhard von Eppstein-Königstein den Nordflügel teilweise neu. 1540 durch Brand zerstört. 1566 erfolgte die Planung des Wiederaufbaus des Schloss. Von 1612 bis 1629 entstand derBau des neuen Schlosses unter Graf Johann Ludwig von Nassau-Hadamar (1650 gefürstet; jüngere Linie) im Renaissancestil, nachdem vorher ein Altstadtviertel abgebrochen worden war. Der Graf hatte sich ab 1616 den hanauischen Baumeister Joachim Rumpf zur Hilfe geholt. 1625 Baubeginn des Südflügels. Da Johann Ludwig 1629 nach einer Hochverratsklage eines protestantischen Verwandten und dem Versprechen der diezschen Klostergüter zum katholischen Glauben konvertierte, seine Frau Ursula aber calvinistisch blieb, wurden im Schloss zwei Kapellen eingerichtet. Die doppelgeschossige Kapelle wurde geteilt, der obere Teil blieb calvinistisch, der untere, neuere Teil wurde katholisch. 1988 fand eine Sanierung statt, bei der die historischen Putze und die Stuckdecken der Renaissance im Dachgeschoss verloren gingen.

Im nördlichen Wirtschaftshof eröffnete die Stadt 1988 ihr Stadtmuseum. Der südliche Wirtschaftshof beherbergt in seinem heute noch verbliebenen Gebäude das Restaurant "Fohlenhof".

Baubeschreibung:

Das Hauptschloss ist ein Dreiflügelbau mit nach Westen (Elbseite) offenem Hof. Neben der Kernanlage sind heute noch zwei südlich vorgelagerte Wirtschaftshöfe erhalten. Das Schloss liegt direkt am Fluss, im Talgrund des Elbbachtals. Reste der vorherigen Burg aus dem 14. Jahrhundert lassen sich im Nord- und Ostteil des Schlosses finden.

Bei der ursprünglichen Burg handelte es sich um eine Wasserburg, die vollständig von Gräben umgeben war. Direkt an den Graben schloss man eine niedrige Mauer an, sodass zwischen ihr und der Hauptmauer ein kleiner Zwinger entstand. Der Wassergraben war mit seiner eigenen Quelle an der Außenseite des Ostflügels unabhängig vom Bachlauf. Das Haupttor befand sich im Nordflügel und war mit einer Zugbrücke und einer doppelten Toranlage gesichert. Der Nordflügel beherbergte mit seinen vier Stockwerken die Wohnungen der Kellerbeamten. An der Innenseite dieses Flügels fand man einen vorgebauten Turm mit Wendeltreppe. Wegen des bestehenden Brandschadens wurde der Ostflügel nach den Beschreibungen von 1607 nur noch als Scheune und Getreidelager genutzt, davor handelte es sich vermutlich um einen Wohntrakt. Während sich an der Nordwestecke ein Wehrturm befand, war der massivste Turm als Treppenturm für den Flügel und Bergfried an der Ostseite der Anlage. Im Hof befand sich vor dem Bergfried ein Brunnen. Mauern mit hölzernen Wehrgängen schlossen nach Westen und nach Süden die Anlage ab.

Die Kernanlage ist dreiflügelig, wobei der vierte westliche Flügel mit der Brücke über den Elbbach in den 1780er Jahren abgebrochen wurde. Die aus Sandstein erbauten verputzten Flügel sind dreigeschossig mit hohen Schieferdächern. Der Nordflügel (kürzer als der gegenüberliegende Südflügel) hat zum Innenhof in seiner Mitte einen im halben Achteck vorspringenden, innen runden Treppenturm mit Renaissancehaube. Der Ostflügel hat in seiner nordöstlichen Außenecke einen vorspringenden Turm mit Zeltdach. Am Giebel befindet sich ein halbgeschossiger Unterbau, auf dessen Abschluss sich ein Zwillingfenster befindet. Das breite rechteckige Wandfeld weist Pilaster, sowie Seitenteile mit Schnecken, Hörnern und Voluten auf. Der gesamte Ostflügel ist unterkellert. Die sich anschließende Tordurchfahrt ist mit einem rundbogigen Tor mit rechteckigem Rahmen ausgestattet. Über dem Rahmen findet sich ein Architrav, in dessen Mitte ein Feld mit Segimentgiebel und Obelisk zu sehen ist. Der Südflügel hat an der Südfront zwei vorspringende rechteckige Erker. Im Westen der hofseitigen Nordfront springt ein achteckiger Treppenturm hervor, bekrönt mit einem zweistöckigem Haubenhelm. Im Ostende des Südflügels befindet sich im Erdgeschoss die Schlosskirche, westlich des Schlossturmes die Schlossküche.

Die Innenräume weisen Appartmenstruktur mit oberheizter Stube und kaminbeheizter Kammer auf. Es gab zwei Küchen, die ältere lag westlich im Nordflügel. Nach den Umbauten wurde eine deutlich größere Küche im westlichen Teil des Südflügels installiert. Nördlich davon befand sich die Gesindestube.

Durch den Südflügel führt ein Tor in den zweiten sog. "Marstallhof", welcher ursprünglich hufeisenförmig mit eingeschossigen Flügeln umfasst war. Von diesem blieben lediglich der am Elbbachufer gelegene Westflügel sowie Teile des Südflügels erhalten. In den Flügelbauten waren Ställe, Remisen, Gefängnis und Kaserne der Leibwache untergebracht. Südlich des "Marstallhofes" lag der kleinere sog. "Fohlenhof". Auch dieser war ursprünglich von eingeschossigen Flügelbauten (Stallungen) hufeisenförmig umschlossen. Der Südtrakt schloss in der Südwest- und Südostecke mit zwei vorspringenden Flankierungstürmen ab. Nördlich vom Hauptschloss lag mit einem schlichten Winkelbau (West- und Südflügel) ein vierter Hof. Die Gesamtanlage von allen vier Höfen war von Wassergräben umfasst, die zu Beginn des 19. Jahrhundert eingeebnet wurden.

Denkmaltopographie:

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen

Burgtyp

Bautyp:

Wasserburg

Funktionstyp:

Residenz

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Schloss Hadamar, Gemeinde Hadamar“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/15022> (Stand: 25.4.2017)