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Burg Greifenstein (Greifenstein)

418 m über NN
Gemarkung Greifenstein, Gemeinde Greifenstein, Lahn-Dill-Kreis
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Die bedeutendste Wehranlage des Westerwalds Greifenstein liegt auf einem hohen Bergrücken über dem Dilltal und ist von weitem gut zu sehen. Von der ehemaligen Anlage aus dem 13. Jahrhundert sind nur wenige Reste erhalten geblieben. Die beiden nebeneinander stehenden Türme und die Reste der Kernburg stammen vom Ende des 14. Jahrhunderts.

Basisdaten

Ortstyp:

Burg

Bezeichnung der Siedlung:

Lagebezug:

13,5 km südlich von Dillenburg

Lage:

auf einem Felskegel am Ostrand des Westerwaldes, über der Siedlung Greifenstein

Geschichte

Burggeschichte:

Im 13. Jahrhundert erhielten die Herren von Beilstein vom Hochstift Worms das Lehen. Die Herren von Beilstein benannten sich nach ihrer Vertreibung von ihrem Stammsitz im Umbachtal durch Nassau nach der Burg. Da Kraft III. von Greifenstein auf der Seite des Gegenkönigs Albrecht von Österreichs stand, wurde die Burg um 1298 von den Grafen von Nassau-Dillenburg, von Solms und den Wetterauer Reichsstädten zerstört. 1308 scheiterte der Versuch der Greifensteiner, die Burg nach König Albrechts Tod als Lehen zurückzugewinnen, da der ältere Lehnsherr Worms dies nicht anerkannte. Im folgenden kam es zu Streit um die Anlage, bei der der Graf Otto von Nassau-Dillenburg, die Grafen von Solms, Landgraf Heinrich II. von Hessen Ansprüche erhoben und zum Teil versuchten, die Burg wieder aufzubauen. Fast 100 Jahre blieb die Anlage Ruine, dann erneuerte ab 1381 Graf Johann IV. von Solms-Burgsolms mit Hilfe von Graf Ruprecht von Nassau-Sonnenberg die Burg, 1395 konnte Johann IV. von Solms-Braunfels die Burg Greifenstein endgültig erwerben. 1415 ging die Burg durch Erbe an Solms-Lich und Solms-Braunfels, 1432 vollständig an Solms-Braunfels. Otto II. von Solms-Braunfels erweiterte die Burg. Bei einer weiteren Teilung der Solms Linie gelangte die Burg Greifenstein in den Besitz des Festungsbaumeisters Wilhelm I. von Solms-Braunfels (1602-55). Er baute die Burg zur mächtigen Festung aus. Im 30jährigen Krieg wurde die Burg mehrfach erfolglos belagert. Nachdem Graf Wilhelm-Moritz von Solms-Braunfels seinen Stammsitz nach Schloss Braunfels verlagert hatte, verfiel die Burg.

Heute befindet sich im Bollwerk Rossmühle das Deutsche Glockenmuseum, eine Sammlung mit 50 Glocken vom 12.-20. Jahrhundert.

Laufzeit:

13. Jahrhundert–17. Jahrhundert

Besitzgeschichte:

Ursprünglich ab 1226 im Besitz der Herren von Greifenstein, nach Auseinandersetzungen um das Lehen 1298 kam die Burg 1314 in den Besitz der Familie von Nassau-Dillenburg. Die Grafen von Solms erhoben Ansprüche, die abgelehnt wurden, der Versuch der Erneuerung der Burg von Landgraf Heinrich II. von Hessen im Jahr 1358 scheiterte. 1395 dann im Besitz der Grafen von Solms-Burgsolms.Nach dem Aussterben der Linie teilten sich zunächst die Solms-Lich und die Solms-Braunfels Linie das Erbe und fiel dann 1432 an Solms-Braunfels.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Die Burg Greifenstein wurde 1381 und 1388 von Graf Johann von Solms-Burgsolms neu aufgebaut. Ab 1432 wurde die Burg von Graf Otto (1459-1504) ständig erweitert. Von 1602 bis 1635 wurde Greifenstein Residenz des Festungsbaumeisters Wilhelm I. von Solms-Greifenstein, der die Burg zu einer Festung ausbaute. Ab 1683 wurde Greifenstein barock ausgebaut, aber wegen der Verlegung der Residenz nach Braunfels 1693/94 abgebrochen. Die Burg verfiel im 18. Jahrhundert, wurde aber 1908-14 erstmals restauriert, ab 1969 immer wieder Restaurierungsmaßnahmen.

Baubeschreibung:

Von der Anlage des 13. Jahrhunderts, wohl gelegen im Bereich der Türme und der Ostwand des Palas, ist die Schildmauer heute noch erhalten. Die Kernburg aus dem 15. Jahrhundert wurde auf die Schildmauer aufgesetzt. Die beiden Rundtürme mit Wehrgangsobergeschossen und einem Zwischenbau mit Kreuzgratgewölben stammen von 1381/88. Dazu treten der Nassauer Turm und der östlich gelegene Bruderturm, der im 18. Jahrhundert zum Glockenturm mit Kirche umgebaut wurde. Der ehemalige Palas befand sich an der Südseite der Kernburg, ist allerdings heute stark beschädigt. Dieser Palas bestand ursprünglich wohl aus zwei Ecktürmchen über gerundeten Außenecken und einem Keller mit Tonnengewölbe. Um die Kernburg entstand Ende des 13., Anfang 14. Jahrhundert ein Bering mit mehreren Ecktürmen. Östlich der Schildmauer findet sich die Ruine des ehemaligen Neuen Baus von 1687-93, der vier Stockwerke umfasste. Von dem inneren Bering, der 1589 erneuert werden sollte, finden sich kaum Reste. Der äußere südliche, westliche und nördliche Bering von 1447-80 ist mit Wach- und Tortürmen besser erhalten. Zwei große Eckbollwerke, im Westen der heute gut erhaltene "Kuchen" und im Norden der "Drachen" stammen von 1479. Um 1610-20 wurde die Anlage mit Batterietürmen gesichert, davon ist die sogenannte Rossmühle, eine Bastion auf fast ovalem Grundriss besonders zu erwähnen. Am Fuß der Rossmühle verläuft der 1603 in die Kasematten integrierte Kirchgang. Die ehemalige Burg- bzw. Schlosskirche schließt sich zusammen mit der Burgkapelle St. Katharina an.

Denkmaltopographie:

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen

Burgtyp

Bautyp:

Burg

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Burg Greifenstein (Greifenstein), Gemeinde Greifenstein“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/15007> (Stand: 19.10.2018)