Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

Übersichtskarte Hessen
Messtischblatt
5515 Weilburg
Moderne Karten
Kartenangebot der Landesvermessung
Ortskennziffer
53301904005

Weitere Informationen

Burg Freienfels

164 m über NN
Gemarkung Freienfels, Gemeinde Weinbach, Landkreis Limburg-Weilburg
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Auf einem Felskopf über der Weil liegt 4 km südöstlich von Weilburg die Ruine der Burg Freienfels.

Basisdaten

Ortstyp:

Burg

Bezeichnung der Siedlung:

Lage:

Etwa 5 km südwestlich von Weilburg am Unterlauf der Weil auf einem steil abfallenden Sporn.

Geschichte

Burggeschichte:

Früher ging man davon aus, dass die Burg von den Grafen von Nassau um 1200 gegründet wurde. Jüngere Ansichten sehen in der Burg eine Gründung der Grafen von Weilnau um 1300.

1327 wird die Burg erstmals urkundlich im Pfandbesitz des Siegfried von Runkel erwähnt. In dieser Zeit war Freienfels wohl eine Ganerbenburg.

Laufzeit:

Anfang 14. Jahrhundert–18. Jahrhundert

Besitzgeschichte:

1331 war die Burg im Besitz Gerlachs von Nassau, der die Burg vermutlich von den Erben Siegfrieds von Runkel erworben hatte. 1355 ging Freienfels nach dem Tod Gerlachs im Rahmen der Teilung an Graf Johann von Nassau-Weilburg.

1466 belehnte Philipp II. von Nassau-Weilburg Johann von Schönborn und dessen Sohn mit der Burg. Die Familie von Schönborn bewohnte die Burg als Pfandlehen der Grafen von Nassau bis 1686/7. Valentin von Schönborn versuchte in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts Freienfels aus der Lehnshoheit Nassaus zu lösen und führte diesbezüglich gegen die Grafen von Nassau einen Prozess vor dem Reichskammergericht. Erst 1612 einigte sich Nassau mit Valentins Sohn Georg. 1686 erwarb der kaiserliche Generalwachtmeister und Obrist Johann Ernst von Friesensee die Burg von den Schönborns. Nach seinem Ableben verkaufte die Witwe das Lehen an Graf Karl August von Nassau.

Adel:

Die Burg soll nach früherer Forschungsmeinung um 1200 durch die Grafen von Nassau errichtet worden sein, die jüngere Forschung geht aber mittlerweile davon aus, dass Freienfels um 1300 von den Grafen von Weilnau errichtet wurde. Der Erwerb von Land in der Nähe von Weilburg durch Adolf von Nassau hatte die Grafschaften Nassau und Diez-Weilnau ab 1294 zu direkten Nachbarn gemacht. Im Rahmen der daraus resultierenden Spannungen wurde die Burg errichtet.

1327 kam die Burg als Pfand in den Besitz Siegfrieds von Runkel, welcher den mittleren Teil samt Zubehör seinem Neffen Siegfried überließ. Das Hofgut der Burg lag am anderen Ende des Dorfes, urkundlich ist dieses aber erst seit 1620 greifbar. Der Baumgarten der Burg ist heute noch durch den Flurnamen "Im Bangert" im westlichen Hanggelände oberhalb der Weil nachweisbar. Der Weingarten befand sich nördlich der Burg auf der anderen Seite des Weiltals.

1331 war die Burg im Besitz Gerlachs von Nassau, der sie höchst wahrscheinlich von den Erben Siegfrieds von Runkel erworben hatte.

1355 gehörte Freienfels Graf Johann von Nassau-Weilburg, dem Sohn Gerlachs. Nachdem das Haus Nassau seine Besitzungen in der Region konsolidiert hatte, verlor die Burganlage ab dem Ende des 14. Jahrhunderts zunehmend an militärischer Bedeutung.

Ab 1466 hatte Johann von Schönborn Freienfels, den Ort sowie Felder, Wiesen, Gärten, Weingärten, Wäldern, Weiden, Gewässern und Bewohner als Lehen Philipps II. von Nassau-Weilburg inne. Bei der Lehensvergabe sagte Graf Philipp II. eine Instandsetzung der Burganlage zu. Für den Fall, dass die Nassauer nach dem Tod Johanns von Schönborn das Burglehen zurückgefordert hätten, wären sie zu einer Zahlung von 200 rheinischer Gulden in Frankfurter Währung verpflichtet gewesen.

Ab 1563 versuchte Valentin von Schönborn Freienfels aus dem nassauischen Hoheitsgebiet zu lösen, doch erst unter seinem Sohn Georg kam es zu einem Vergleich, bei dem der Familie aber keine territorialen Rechte zugesprochen wurden. 1654 kam die Burg in den Besitz Philipp Erweins von Schönborn, der den Herrschaftsschwerpunkt seiner Familie vom Lahntal nach Mittelfranken verlagerte und in den Reichsfreiherrenstand erhoben wurde. Die Familie von Schönborn bewohnte die Burg bis 1687. Ab 1686 befand sich Freienfels im Besitz des dänischstämmigen Obristen und kaiserlichen Generalwachtmeisters Johann Ernst Freiherr von Friesensee. Dessen Witwe verkaufte die Burg 1724 an Graf Karl August von Nassau. Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts verfiel die Burg zunehmend und wahrscheinlich wurde die Ruine auch als Lieferant von Baumaterial genutzt.

1907/08 versuchte der Berliner Geheime Baurath Prof. Bodo Ebhardt, Begründer der Deutschen Burgenvereinigung, den Ausbau der Burg zum Wohnsitz durchzuführen, welche sich damals im Besitz des preußischen Domänenfiskus befand. Ab 1910 gehörte Freienfels in den Verantwortungsbereich des Kultusministeriums, welche die Burg für den Tourismus erschloss und zugänglich machte. Die Entdeckung des Tourismus als Einnahmequelle beruhte auf der Fertigstellung der Weiltal-Bahnlinie und dem Bau des Freienfelser Bahnhofs 1891. Ab 1995 gehörte die Burg dem 1994 gegründeten Förderverein Burg Freienfels e.V. Im Jahre 1998 begannen die umfangreichen Sanierungsarbeiten an der Burganlage. Heute finden jährlich Ritterspiele auf der Burg statt.

Funktion:

Im Mittelalter unweit der Kreuzung der Handelsstrasse Frankfurt-Köln und der Hessenstrasse. Ursprünglich wohl als Grenzburg von den Grafen von Weilnau gegen die Grafen von Nassau errichtet.

Abgang:

Im 18. Jahrhundert verfiel die Burg und wurde wohl teilweise zur Steingewinnung abgetragen.

Bau und Baugeschichte

Baubeschreibung:

Die Burg wurde aus Bruchsteinen erbaut, wobei die Kernburg von einem Zwinger umgeben war. Der Zwinger wurde durch eine künstlich hergestellte Hangkante geschützt, die vermutlich als Garten genutzt wurde. An der Südseite, an der ein Übergang zum Bergrücken besteht, wurde als wahrscheinlichste Angriffsstelle durch einen 20m breiten und tiefen Halsgraben abgeschirmt, welcher seinerseits auf beiden Seiten durch eine 1,50m dicke Mauer geschützt wurde. Der Graben diente gleichzeitig als Teil des Burgwegs, der steil am Berg hinaufführte und in den Graben mündete. Der Weg wurde durch den Burgturm im Nordosten der Anlage gesichert. Der Zugang zum Burgtor erfolgte wahrscheinlich über eine Holzbrücke. Die Zugangsseite wurde durch die Schildmauer und den ihr eingefügten Bergfried verteidigt. Die Ostseite wurde durch die Mantelmauer abgeschirmt, die im Nordosten an einen dreiviertelrunden Schalenturm angrenzte. Dieser verlor seine Funktion und die Schießkammern wurden durch Fenster mit Sitznischen ersetzt, als der Turm in den Wohnbau einbezogen wurde. Die Nordseite wurde durch den Palas dominiert, welcher einen ersten Wohnbau auf dem obersten Burgplateau der Burganlage ersetzte. Im Westen wurden der Palas und der quadratische Schalenturm durch eine 1,50m dicke Mauer begrenzt, die teilweise mit Schießscharten versehen war. Direkt an die Schildmauer schloss sich ein 7m langes Mauerstück an, welches spitzbogigen Haupttor der Burg endete. Direkt daneben befand sich eine Mauernische mit Schießscharten.

Der 17m hohe und heute aus vier Stockwerken bestehende Bergfried, der als Besonderheit einen ebenerdigen Eingang aufweist, steht an der höchsten Stelle der Anlage. Vom ersten Obergeschoss konnte man die unteren Wehrgänge der Schildmauer, vom zweiten Obergeschoss das Tonnengewölbe mit Durchgangsschacht zur nächsten Etage erreichen. Ein Fenster mit Sitzbänken eröffnete den Blick auf den Burghof, an dessen gegenüberliegender Seite sich ein Kamin befand. An den Wänden gibt es wahrscheinlich aus dem 17. Jahrhundert stammende Lehmputzflächen, die im Rahmen der Sanierungsarbeiten 1999 gesichert wurden. Am oberen Turmabschluss, auf dem sich heute eine Aussichtsplattform befindet, wurden am Ende des Mittelalters bzw. am Beginn der Frühen Neuzeit Feuerwaffenscharten eingebaut.

Die Schildmauer bestand aus zwei über den Bergfried verbundenen Teilstücken. Auf der Südostseite blieb der überwölbte Wehrgang mit Schießscharten erhalten, während der andere noch Reste eines Wehrganges zeigt, der einen vom Hof über eine Leiter zu erreichenden Hocheingang aufweist. Darüber befand sich ein zweiter, vom 2. Stock des Bergfrieds zu erreichender Wehrgang.

Die Mauer auf der Ostseite entstand wahrscheinlich nach der Schildmauer im 14. Jahrhundert. Später wurde der Boden der Wehrmauer abgesenkt, so dass die Mauer auch für Büchsengeschütze nutzbar wurde. Auf der Mauer verlief ein Wehrgang. Die Mauer wurde bei der Wohnbauerweiterung im späten 15. Jahrhundert um die Nordachse reduziert, indem man diese zur Außenwand des Wohnkomplexes umfunktionierte. Der Wohnbau wurde durch eine hohe Giebelwand geprägt.

Die südliche Angriffsseite war durch Halsgraben gesichert, der an beiden Seiten durch eine 1-1,5 m dicke Sperrmauer abschließt. Vermutlich führte eine hölzerne Brücke über den Halsgraben. Hinter dem Halsgraben eine Schildmauer (mit zwei Wehrgängen) mit eingefügtem Bergfried. Auf der Ostseite schließt sich an die Schildmauer eine Mantelmauer an, die in der Nordostecke an einem dreiviertelrunden Schalenturm abschliesst. Den Norden der Burganlage nahm der Palas ein. Im Westen verläuft zwischen Palas und einem quadratischen Schalenturm im Südwesten ein mit Schießscharten versehener Ringmauerabschnitt mit einer Mauerstärke von 1,5 m. Der nahezu quadratische Bergfried von 17 m Höhe war viergeschossig mit einem ebenerdigen Eingang im Erdgeschoss. Vom ersten Obergeschoss des Bergfrieds führen Türen an den Seitenmauern zu dem unteren Wehrgang der Schildmauer, vom zweiten Obergeschoss war der obere Wehrgang der Schildmauer erreichbar. Von dem südöstlichen Schildmauerabschnitt hat sich der überwölbte untere Wehrgang mit Schießscharten erhalten. Die sich an der Ostseite der Schildmauer anschließende Mantelmauer mit vier hohen Nischen mit Schlitzscharten vermutlich nach der Schildmauer errichtet. Auf der westlichen Seite des Bergfrieds schließt sich der Schildmauer ein 7 m langes Mauerstück mit spitzbogigem Mauertor an. Unmittelbar westlich des Tores die Westecke bildend der quadratische Turm. An der Ostseite war der Mantelmauer eine parallel verlaufende Zwingermauer vorgelegt.

Denkmaltopographie:

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen

Burgtyp

Bautyp:

Höhenburg

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Burg Freienfels, Gemeinde Weinbach“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/14990> (Stand: 23.11.2016)