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Ortskennziffer
43900301008

Burg Eltville

90 m über NN
Gemarkung Eltville (Rhein), Gemeinde Eltville am Rhein, Rheingau-Taunus-Kreis
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Basisdaten

Weitere Namen:

  • Mainzische Burg Eltville

Ortstyp:

Burg

Lage:

Am Rheinufer, an der Südostecke des alten Stadtkerns von Eltville gelegen.

Geschichte

Burggeschichte:

Bodenschürfungen im Jahre 1936 ergaben, dass an der Stelle Burg ein bereits im Frühmittelalter errichteter Vorgängerbau existierte, der wohl mehrfach zerstört und wiederaufgebaut wurde (nach Herchenröder wohl 1165, 1242/43 und zuletzt zu Beginn des 14. Jahrhunderts im Rahmen des Rheinischen Zollkrieges). 1635 von schwedischen Truppen zerstört.

Laufzeit:

1. Hälfte 14. Jahrhundert–1. Hälfte 17. Jahrhundert

Besitzgeschichte:

Landesherrliche Burg des Erzstifts Mainz. Nach der Säkularisierung von Kurmainz im Jahre 1806 an das Herzogtum Nassau, 1867 an Preußen und 1936 an die Stadt Eltville.

Funktion:

Nach Fertigstellung der Burg diente diese von der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts bis in die 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts den Mainzer Erzbischöfen als Residenz (bis zur Fertigstellung der Martinsburg 1478-1481 in Mainz). Die Burganlage fungierte insbesondere für die Mainzer Erzbischöfe Heinrich III. von Virneburg und Gerlach von Nassau als Hauptresidenz. Vor allem in Kriegszeiten und während innerstädtischer Unruhen in Mainz selbst suchten die Erzbischöfe und das Domkapitel die schnell erreichbare Burg auf.

Abgang:

Die Burganlage wurde 1635 mit Ausnahme des Wohnturms zerstört.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Bei dem zerstörten Vorgängerbau handelte es sich nach Herchenröder wohl um eine Befestigung aus ottonischer Zeit. Ab 1329/1330 erfolgte der Bau einer neuen Burganlage unter dem Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg, der vom Mainzer Domkapitel zum Verweser des Erzstifts Mainz gewählt worden war und somit im Konflikt mit dem vom Papst für den Mainzer Erzstuhl bestimmten Heinrich III. von Virneburg stand. Wahrscheinlich wurde die Bautätigkeit bereits 1332 eingestellt. Die Fertigstellung der Burg erfolgte erst nach Beilegung des Konfliktes (1336) zwischen Balduin von Luxemburg und Heinrich III. von Virneburg wohl in den Jahren 1345-1347. Im Rahmen des Konflikts zwischen dem Mainzer Erzbischof Johann von Nassau (Marbacher Bund) und dem röm.-dt. König Ruprecht I. wurden die Fortifikationen der Burg zu Beginn des 15. Jahrhunderts (1410) baulich verstärkt. Weitere Umbauten erfolgten unter Erzbischof Berthold von Henneberg (reg. 1484-1504; Wohnturm mit seinem Wappen versehen). Nach Zerstörung der Burg im Dreißigjährigen Krieg erfolgten 1660-1662 erste Wiederherstellungsmaßnahmen. Ab 1682 Auf- und Umbau des Ostflügels, der im Folgejahr fertiggestellt wurde. (vgl. Herchenröder, Rheingaukreis, S. 117-118). Instandsetzungen erfolgten in den Jahren 1904, 1938 und 1970/79.

Baubeschreibung:

Ausführliche Baubeschreibung bei Herchenröder, Rheingaukreis, S. 118-120. Vorgängerbau: In einer Tiefe von 3,5 - 4 m wurden südlich des späteren gotischen Palas Mauerzüge eines rechteckigen Bauwerk gefunden, welches wohl in ottonische/salischer Zeit errichtet wurde. Die Kernburg hat einen unregelmäßig vierckigen Grundriss. An der Südseite der Kernburg der (viergeschossige) Palas. Unmittelbar östlich des Palas - im Südosten der Kernburg - der außerhalb des Burginnenhofes liegende quadratische viergeschossige Wohnturm mit Zeltdach, der "an drei Ecken durch zweigeschossige, achteckige Orttürmchen mit Zeltdächern bewehrt" (Herchenröder, Rheingaukreis, S.119) ist. An der Nordostecke des Turmes - in der Südostecke des Burginnenhofes - ein achtseitiger Treppenturm mit Zeltdach bis zur Höhe der Orttürmchen. Bei dem dem bereits unter Erzbischof Heinrich III. von Virneburg erbauten quadratischen Wohnturm handelt es sich um ein für den spätmittelalterlichen Burgenbau am Mittelrhein typisches Gebäude. Die ersten beiden Geschosse des Wohnturms verfügen über Kamine und sind mit Wappendarstellungen verziert. Als besonders repräsentativ erweist sich dabei das erste Geschoss, die sog. Grafenkammer, die mit Wandschränken und dekorativer Malerei versehen ist. Möglicherweise orientierten sich die bauliche Gestaltung des Wohnturms und seine Ausstattung am Papstpalast von Avignon.

An der Ostseite der Ringmauer erstreckt sich ein langgezogenener zweigeschossiger Wohnbau mit hohem Walmdach. An der Nordseite der Ringmauer das Tor, im Westen der inseitig an die Ringmauer gebaute zweischiffige Küchenbau. Im Norden und Westen der Kernburg ein schmaler Zwinger sowie ein breiter ausgemauerter trockener Graben - der über eine massive Brücke passiert werden konnte - vorgelagert. Südlich (unweit des Rheinufers) und östlich der Kernburg erstreckte sich ein breiter, tiefliegender Zwinger mit einem halbrunden Flankierungsturm im Südwesten und einem (Rundturm) im Südosten.

Ein Inventar aus dem Jahr 1465 führt ingesamt 21 Gemächer auf, die dem Erzbischof, darüber hinaus auch Grafen, Domherren sowie diversen Bediensteten und spezifischen Funktionen (Kanzlei, Silberkammer) dienten.

Erhaltungszustand:

Wohnturm, Wohnbau (Ostseite), Teile der Ringmauer erhalten. Vom Palas und der Westseite noch Mauerreste erhalten. Bei der Burgruine handelt es sich um den am besten erhaltenen Residenzbau der Mainzer Erzbischöfe des MIttelalters.

Burgtyp

Bautyp:

Niederungsburg

Rechtstyp:

Landesherrliche Burg

Funktionstyp:

Residenz

Nachweise

Literatur:

  • Knappe, Burgen in Hessen, S. 487-488.
  • Biller, Burgen im Taunus, S.110-114.
  • Bünz, Art. Eltville, in: Höfe und Residenzen 15.1, 2, S. 177-179.
  • Herchenröder, Rheingaukreis, S. 116-120.
  • Sante, Historische Stätten Hessen (1967), S. 106-107.
  • Weitere Literatur:
  • Dehio. Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen II S. 210 f.
  • Eichholz, Paul: Die Burg der Erzbischöfe von Mainz zu Eltville. In: Nassauische Annalen 33, 1902/03.
  • Domarus, Max: Wann wurde das erzbischöfliche Schloß Eltville zerstört und wieder aufgebaut ? Ein Beitrag zur Geschichte der Schweden im Rheingau und zur Baugeschichte der Burg Eltville. In: Der Rheingau 1, 1928.
  • Otto, Heinrich: Die Burg zu Eltville, eine Schöpfung des Erzbischofs Baldewin von Trier und seines Gegeners Heinrich von Virneburg. In: Nassauische Heimatblätter 29, 1928; Nassauische Heimat 8, 1928, Nr. 22.
  • Milani, A.: Über die Ausstattung der Burg der Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz zu Eltville. In: Nassauische Heimat 10, 1930, Nr. 5 ff.;
  • Milani, A.: Über hohe Gäste in der Burg der Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz zu Eltville. In: Nassauische Heimatblätter 36, 1935.
  • Milani, A.: Die Burg zu Eltville. Eine baugeschichtliche Studie. In: Nassauische Annalen 56, 1936.
Zitierweise
„Burg Eltville, Gemeinde Eltville am Rhein“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/14966> (Stand: 27.9.2018)