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Ortskennziffer
53301302003

Schloss Dehrn

141 m über NN
Gemarkung Dehrn, Gemeinde Runkel, Landkreis Limburg-Weilburg
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Am rechten Ufer der Lahn befindet sich eine Schlossanlage, die aus einer früheren Burg entstand. Heute ist noch ein runder Turm und ein Wohnbau aus dem 13. Jahrhundert erhalten. Diese wurden allerdings im 19. Jahrhundert historisierend renoviert.

Basisdaten

Ortstyp:

Schloss

Bezeichnung der Siedlung:

Lage:

Im Südwesten des Ortes Dehrn 4 km nordöstlich von Limburg

Geschichte

Burggeschichte:

Die wohl im 12. Jahrhundert entstandene Burg gehörte den Grafen von Diez.

Ab 1190 hattten die Frei von Dehrn die Burg und ein Steinhaus im Ort als Diezer Lehen inne. Im 13. und 14. Jahrhundert war Dehrn eine Ganerbenburg, wobei sich eine Hälfte im Besitz der Grafen von Weilnau und die andere im Besitz der Grafen von Diez befand. 1213 hatte Heinrich von Weilnau einen Teil der Burg gekauft. 1299 verpfändeten die Grafen von Weilnau ihre Burghälfte an den Grafen von Jülnich, 1317 an den Propst des Klosters Gemünden, Siegfried von Runkel. 1409 wurden die Herren von Runkel nach Ausspruch eines Manngerichts von den Frey von Dehrn und des Grafen Adolf von Nassau-Diez aus der Burg vertrieben.

In der Folgezeit war auch die Diezer Burghälfte mehrmals verpfändet. 1492 gelangte Dehrn in den Besitz der Familie Frei von Dehrn. 1492 errichteten die Frei von Dehrn einen Anbau, der bis zum Turm reichte. 1737 starb die Linie der Frei von Dehrn mit Franz Alexander von Dehrn aus. 1737 bis 1814 war die Burg im Besitz der Herren von Greiffenclau, da eine Erbtochter von Frei von Dehrn in die Familie von Greifenklau eingeheiratet hatte. Im Jahr 1814 gelangte die Anlage mit dem Aussterben der Linie von Greifenklau in den Besitz der Familie Sturmfeder von Oppenweiler. 1820 bis 1843/44 gehörte die Burg dem Kaufmann Joseph Trombetta aus Limburg, der sie restaurieren ließ und einen Park anlegte. Danach gelangte das Schloss in den Besitz der Familie von Dungern, die weitere Umbauten durchführte.

Als die Familie von Dungern in Folge des ersten Weltkriegs ihren Besitz verlor, war das Schloss 1925 kurzzeitig Hotel und nannte sich "Fürstenhof". Dann wurde es an das Haus Hessen-Nassau verkauft, das dort eine Erziehungsanstalt für männliche Jugendliche installierte. 1933 verkaufte man die zum Schloss gehörenden Ländereien an Privatpersonen. Ab 1934 diente das Schloss als BDM Lager. Im zweiten Weltkrieg wurde das Schloss zum Reservelazarett umfunktioniert. Von September 1944 bis März 1945 war es Zentrale des Oberkommandos der deutschen Luftwaffe West. 1946 bis 1949 war das Schloss unter amerikanischer Besatzung ein Heim für Mädchen, die im Krieg ihre Angehörigen verloren hatten. 1949 bis 1982 war die Burganlage erst als Altenheim, dann als Klinik für Sprach- und Stimmerkrankungen im Besitz des Landeswohlfahrtsverbandes. 1986 bis 1994 diente das Schloss als Asylbewerberheim. Seit 1999 steht es leer, gelangte dann 2014 in Privatbesitz.

Laufzeit:

12. Jahrhundert–

Besitzgeschichte:

Im Besitz der Grafen von Diez. Die Burg war mit Burgmannen besetzt. Im 12. Jahrhundert wird ein Burgmann Henricus Frio de Derne erwähnt. Im 13. und 14. Jahrhundert war Dehrn eine Ganerbenburg. 1213 erwarb Heinrich von Weilnau gegen Bezahlung von 250 Mark einen Burganteil. 1317 ging

der Weilnauer Burgteil in den Pfandbesitz von Siegfried von Runkel über. Auch die Grafen von Diez verpfändeten zeitweise ihren Burganteil. 1492 ging die Burg an die Frei von Dehrn. Mit dem Erlöschen der Familie im Jahr 1737 gelangte die Burg im Erbgang an die Familie von Greiffenclau. 1820 erwarb der Kaufmann Joseph Trombetta aus Limburg die Burg. 1843/44 im Besitz der Freiherren von Dungern.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Vermutlich bis zum Ende des 12. Jahrhunderts wurde die Dehrner Burg errichtet, deren Burgfrieden 16 Hofreiten umfasste. Um diese Zeit gab es zumindest ein Steinhaus im Ort, welches die Frei von Dehrn zusammen mit der Burg von den Grafen von Diez zu Lehen hatten. Vermutlich aus dem 16. Jahrhundert stammt der Burgmannenhof (heute Burgfrieden Nr. 15 und 16). Die spätestens im 12. Jahrhundert vollendete Spornburg entstand als Burg der Grafen von Diez zur Überwachung und Sicherung des unterhalb der Burg befindlichen Lahnübergangs. An der Auffahrtsstraße zur Burganlage lassen sich noch die Reste eines halbrunden Turmes erkennen. Der vermutlich aus dem 13. Jahrhundert stammende Bergfried, dessen achteckiger Abschluss mit Zinnenkranz im 19. Jahrhundert hinzugefügt wurde, gehört mit dem weiter südlich gelegenen Wohnbau zum mittelalterlichen Kern der Anlage. Die dortigen Spitz- und Kleeblattbogen-Fenster an den Giebelseiten sind teilweise mit großem Aufwand profiliert und mit Blenden gefasst worden. Die Familie Frei von Diez ließ im 16. Jahrhundert einen schlossartigen Ausbau durchführen. Aus dem 16. Jahrhundert stammten die Wendeltreppe und der Kamin (1571), dessen Sturz mit zahlreichen Wappen und Ornamenten verziert ist. Im frühen 19. Jahrhundert könnte unter Umständen der dreigeschossige, turmartige östliche Wohnbau mit seinem Mansarddach entstanden sein.

Ab den 1840er-Jahren wurde die Zugbrücke entfernt, der Burggraben aufgeschüttet und darauf eine Zufahrtsstraße gebaut. Hinzu kommen Bauten, die sich direkt an die neugotischen Bauten anschließen und den Bergfried als Blickpunkt haben. Im gleichen Zeitraum wurden die Parkanlagen südlich der Burg im Stil eines englischen Gartens mit zwei Brücken und einer kleinen Kapelle angelegt.

Baubeschreibung:

Vielleicht stammt noch aus der Zeit des Kaufmanns Trombetta der schlichte dreistöckige Wohnbau mit Walmdach. Der runde Bergfried weist ein Tonnengewölbe mit einem achteckigen Geschoss auf. Der Palas südlich des Turmes stammt zu großen Teilen aus dem Mittelalter. Der Bau besitzt eine steinerne Wendeltreppe aus dem 16. Jahrhundert und einen gotischen Kamin von 1571 mit Wappen und Ornamenten. Die Umbauten von Dunger führten zu einem späthistorisierendem Landhausstil. Im Hof reihen sich ein Fachwerktrakt mit Putzfassaden und Akzenten aus Naturstein aneinander. Dazu treten Staffelgiebel und Helmgaupen.

Erhaltungszustand:

Von der ursprünglichen Burganlage blieben lediglich der Turm und ein Wohnbau erhalten.

Denkmaltopographie:

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Schloss Dehrn, Gemeinde Runkel“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/14785> (Stand: 23.11.2016)