Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

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5620 Ortenberg
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Ortskennziffer
44001907004

Schloss Ortenberg

172 m über NN
Gemarkung Ortenberg, Gemeinde Ortenberg, Wetteraukreis
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Die Geschichte des Ortenberger Schlosses reicht zurück bis ins 12. Jahrhundert, als die Herren von Ortenberg hier eine Burg errichten ließen. Von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis zum Ende des 18. Jahrhunderts teilten sich mehrere wechselnde Familien die Burg. Die heutigen Gebäude stammen hauptsächlich aus dem späten 18. Jahrhundert, als das Schloss den Grafen von Stolberg schließlich allein gehörte. An den Sockeln der zwei Schlossflügel sind jedoch auch noch mittelalterliche Mauerreste erkennbar und auch kleine Teile der staufischen Ringmauer sowie ein Rundturm aus dem 15. Jahrhundert sind noch vorhanden. Das Schloss ist noch heute im Besitz der Stolberger.

Basisdaten

Ortstyp:

Schloss

Bezeichnung der Siedlung:

Lagebezug:

etwa 8,5 km nordwestlich von Büdingen

Lage:

Das Schloss Ortenberg liegt am Westrand des Vogelsbergs auf einem steilen Sporn oberhalb der Nidder.

Geschichte

Laufzeit:

12. Jahrhundert–

Besitzgeschichte:

Vermutlich erbauten die Herren von Ortenberg, eine Nebenlinie der Herren von Büdingen, die Burg Ortenberg; möglicherweise war Ortwin (auch als Wortwin von Staden genannt), der Bruder des Gerlach von Büdingen, Bauherr. Die Herren von Ortenberg starben in männlicher Linie um 1200 aus und ihr Besitz fiel zurück an die Hauptlinie der Herren von Büdingen, denn als Gerlach II. von Büdingen um die Mitte des 13. Jahrhunderts ohne männliche Erben starb und der Büdinger Besitz auf seine Töchter aufgeteilt wurde, gehörte auch die Burg Ortenberg zum gemeinsamen Besitz der Büdinger Erben, den Familien Reiz von Breuberg, von Trimberg, von Hohenlohe-Brauneck und von Kempenich. Die Ganerbenburg Ortenberg erlebte in den folgenden Jahrhunderten viele Besitzwechsel und Verpfändungen. Ende des 13. Jahrhunderts finden sich die Nassauer und die Isenburger unter den Ganerben. Graf Adolf von Nassau und seine Frau Mena verpfändeten ihren Ortenberger Anteil 1289 an Ulrich von Hanau; die von Hohenlohe genannt von Brauneck verkauften ihren Teil 1314 an Eberhard III. von Breuberg und dessen Ehefrau Mechthild. Als dieser 1323 starb, ging sein Besitz an seiner Töcher Elisabeth von Wertheim und Luckard von Eppstein, verwitwete von Weinsberg. Die Wertheimer verkauften ihren Anteil 1346 an die Trimberger. 1357/58 schlossen Konrad von Trimberg, Luckard von Eppstein sowie ihre Söhne Konrad von Weinsberg und Eberhard von Eppstein einen Burgfrieden, dem später auch Adolf und Johann von Nassau beitraten. 1359 verpfändeten die Trimberger Teile ihres Ortenberger Besitzes an Ulrich von Hanau. Im Jahre 1376 starben sie in männlicher Linie aus und ihr Anteil fiel an die Eppsteiner, die mittlerweile auch den Weinsberger Anteil besaßen. 1389 war die Burg Ortenberg wie folgt aufgeteilt: 9/16 gehörten den Eppsteinern, 5/16 den Isenburgern und 2/16 den Nassauern. Anfang des 15. Jahrhunderts waren 11/16 in Eppsteiner Besitz. Nach mehreren Verpfändungen war die Burg 1460 geviertelt und im Besitz der Hanauer, der Isenburger und zwei Eppsteiner Linien. 1535 erbten die Grafen von Stolberg-Königstein den Eppsteiner Teil und besaßen 1601 zwei Drittel der Burg, das verbleibende Drittel gehörte den Hanauern. Johann Martin von Stolberg-Roßla wurde 1796 Alleinbesitzer des Ortenberger Schlosses, das sich noch immer im Besitz der Familie Stolberg befindet. Heutiger Eigentümer ist Graf Alexander zu Stolberg-Wernigerode.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Die Burg Ortenburg entstand um 1180 und wurde seitdem vielfach umgebaut, insgesamt lassen sich 15 Bauphasen identifizieren (detailliert: Feldmann, Baugeschichte Ortenberg). Zur ältesten Bauphase gehören ein dreigeschossiger Palas, ein Nebenflügel, ein Rundturm sowie eine Burgmauer. Möglicherweise wurde die Burg in den 1240er Jahren teilweise zerstört. Nach der Aufteilung auf mehrere Besitzer wurde die Burg nach der Mitte des 13. Jahrhunderts ausgebaut. 1438/43 wurden die Zwingeranlagen angelegt. Etwa 1492 versahen die Eppsteiner den Palas mit einem Fachwerkaufbau, 1574 wurde der Bergfried abgebrochen. Johann Rumpf plante 1622 im Auftrag des Grafen von Stolberg den Umbau des Schlosses, der jedoch nicht vollständig verwirklicht wurde. Das heutige Hauptgebäude entstand 1793/97.

Baubeschreibung:

Schloss Ortenberg thront nordöstlich des Ortskenrs über der Stadt. Die stumpfwinklige Zweiflügelanlage in einfachen klassizistischen Formen folgt dem mittelalterlichen Grundriss, die Sockelmauern sind teilweise noch staufisch. In der Fassade finden sich Spolien der Vorgängerbauten, das Säulenportal hat noch die originale zweiflügelige Tür. Im Südosten erhebt sich ein runder Eckturm, der Ende des 15. Jahrhunderts errichtet wurde und dessen Haube von 1775 stammt.

Südlich des Hauptgebäudes steht das Torhaus von 1622, dessen Fachwerkaufbau im 18. Jahrhundert erneurt und im 19. Jahrhundert nach Osten verlängert wurde.

Südwestlich des Schlossgebäudes befindet sich das Fürstlich Stolberg'sche Rentamt, das ehemalige Hanau'sche Haus. Der hufeisenförmige Bau erhielt seine heutige Form im 18. Jahrhundert, hat im Innern jedoch noch Teile aus dem 15. und 16. Jahrhundert.

Erhaltungszustand:

Der heutige Gebäudebestand geht im Wesentlichen auf das 18. Jahrhundert zurück und entspricht in seiner äußeren Form weitgehend dem Originalzustand. Es haben sich zudem einige Grundmauern der mittelalterlichen Bauten erhalten, auf denen die beiden klassizistischen Schlossflügel errichtet wurden. Auch Reste der staufischen Ringmauer mit den typischen Buckelquadern existieren noch, der runde Bergfried hingegen nicht mehr und auch die Renaissancegebäude nicht.

Grabungen und Funde:

Johann Martin von Stolberg († 1982) veranlasste Grabungen auf dem Schlossgelände, als Anfang der 1950er Jahre eine Zentralheizung eingebaut wurde. Die Ausgrabungen erstreckten sie über die Jahre 1953 bis 1958, der Architekt und Heimatforscher Peter Nieß leitete sie.

Denkmaltopographie:

Schloss: Malerische Anlage auf der Spitze der Erhebung, an deren Abhang die Stadt angelegt ist. Staufischer Ursprungsbau aus dem 12. und 13. Jh. mit Resten der Ringmauer mit Buckelquadern und ergrabenen Fundamenten eines Bergfrieds und Resten eines Torbaues erhalten. Der jetzige Hauptbau über drei ehemaligen Palasbauten des 13. Jhs. vorwiegend im 18. und 19. Jh. entstanden als stumpf geknickte zweiflügelige Anlage in einfachen klassizistischen Formen. Runder Eckturm, 15./16. Jh. mit Haube von 1775. Im Innern schönes klassizistisches Treppenhaus, Säulenportal mit gesprengtem Giebel und klassizistische Tür mit Festons.

Torhaus: Querliegendes Torhaus, im Unterbau massiv mit rundbogiger Pforte, im Scheitel bezeichnet 1622. Der Fachwerkaufbau im 18. Jh. erneuert und im 19. Jh. nach Osten verlängert. Wichtiger Abschluß für den Schloßplatz, der zugleich den Zugang zum Schloßbezirk markiert.

Fürstlich Stolberg'sches Rentamt: Spätbarocker Bruchsteinbau mit Hausteingewänden und -kanten, hohes Mansarddach. Gute klassizistische Portale mit Vase und Stoffgehänge. An der Längsseite Renaissance-Rundbogentür, zugesetzt. Klassizistisches, mehrfach gewendeltes Treppenhaus. Spätbarocke Anlage mit klassizistischen Details, um 1790.

Burgtyp

Bautyp:

Höhenburg; Spornburg; Schloss

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Schloss Ortenberg, Gemeinde Ortenberg“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/14698> (Stand: 18.9.2018)