Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

Burg Hessenstein

304 m über NN
Gemarkung Ederbringhausen, Gemeinde Vöhl, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Die etwa im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts erbaute Burg Hessenstein brachte dem hessischen Landgrafen Heinrich II. schnell Ärger ein. Die Herren von Itter klagten, die Burg sei uns zu nahe ... gebuwet, der Mainzer Erzbischof klagte, der Landgraf habe die Burg auf Grund und Boden errichtet, der Eigentum des Klosters Haina sei. Heinrich II. von Hessen verpfändete den Hessenstein daraufhin an das Kloster und erst nach dessen Auflösung 1527 kam die Burg wieder in hessischen Besitz. Sie war bis 1821 Mittelpunkt des Amtes Hessenstein, seit 1922 dient die kleine Dreiflügelanlage als Jugendherberge.

Basisdaten

Weitere Namen:

  • Schloss Hessenstein, Haus Hessenstein

Ortstyp:

Burg

Bezeichnung der Siedlung:

Lagebezug:

etwa 9 km nordöstlich von Frankenberg

Lage:

Die Burg liegt auf dem Berg Silburg östlich oberhalb der Eder. Im Norden, Osten und Süden ist sie von höheren Bergen umgeben.

Geschichte

Burggeschichte:

Die landgräfliche Burg Hessenstein entstand in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts als Ersatz für die 1277 zerstörte Burg Keseberg. Seit 1334 lassen sich die Vögte von Keseberg als Erbburgmannen des Landgrafen auf Hessenstein nachweisen. Gegen der Bau regte sich schnell Widerstand: die Herren von Itter störten sich an der großen Nähe der neuen Burg zu ihren Gebieten, das Kloster Haina und der Mainter Erzbischof Heinrich III. von Virneburg klagten, Landgraf Heinrich II. hätte die Burg auf Grund und Boden des Klosters Haina errichten lassen. Mit den Herren von Itter verglich sich der Landgraf 1347 und versprach, sie beim Bau der Burg Hartenstein im Gericht Eimelrod zu unterstützen. Den Streit dem Erzbischof legte er bei, indem er die Burg 1348 an das Kloster Haina verpfändete. 1354 verzichtete Erzbischof Gerlach von Mainz schließlich auf alle Ansprüche auf Hessenstein. Nach Auflösung des Klosters kam die Burg 1527 wieder in hessischen Besitz und diente von 1555 bis 1821 als Sitz des Amtes Hessenstein. Während des 30jährigen Krieges besetzten 1642 kurbayerische Soldaten die Burg. Nach Auflösung des Amtes Hessenstein diente die Burg als Wohnung der Forstbeamten der Oberförsterei Frankenberg (1885: 7 Bewohnern). 1922 richtete das Deutsche Jugend-Herbergswerk eine Schülerherberge auf der Burg ein, die erste hessische Jugendherberge. Seit 2008 sind der NABU Hessen, die Kreishandwerkerschaft und der Landkreis Waldeck-Frankenberg zu gleichen Teilen Gesellschafter der „Jugendburg Hessenstein gemeinnützige GmbH“.

Ersterwähnung:

1334

Laufzeit:

erste Hälfte 14. Jahrhundert–

Besitzgeschichte:

Die Burg war Eigentum des hessichen Landgrafen. 1334 sind Gumprecht Vogt von Keseberg und sein Bruder Widekind als landgräfliche Erbburgmannen überliefert. 1344 hatte Landgraf Heinrich II. Hessenstein jeweils zur Hälfte an Ludwig von Momberg und an die Brüder Gumprecht und Widekind von Keseberg verpfändet. Vier Jahre später verpfändeten er und sein Sohn Otto II. von Hessen den Hessenstein an das Kloster Haina, in dessen Besitz die Burg bis zur Auflösung des Kloster 1527 blieb. Philipp I. von Hessen (der Großmütige) verpfändete Haus Hessenstein zunächst an Ciliax von Linsingen, dann an Tilo Wolff von Gudenberg, 1531 an die Gaugreben, 1538 an Hans von Schönfeld und 1546 wiederum an die Gaugreben. 1555 löste er die Burg ein und sie wurde Sitz des Amtes Hessenstein. Seit 1922 war Hessenstein an das Deutsche Jugend-Herbergswerk verpachtet, seit 2008 ist die „Jugendburg Hessenstein gemeinnützige GmbH“, eine gemeinsame Gesellschaft des NABU Hessen, der Kreishandwerkerschaft und des Landkreises Waldeck-Frankenberg, neue Pächterin. Die Burg ist Eigentum des Landes Hessen.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Die Burg ist im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts im Auftrag des hessischen Landgrafen Heinrich II. erbaut worden, Bauherren waren vermutlich die Vögte von Keseberg. Der rechteckige Grundriss mit zwei gegenüberliegenden Wohnflügeln kommt im Hessen des 14. Jahrhunderts mehrfach vor. 1348 hatte das Kloster Haina eine steinerne Kemenate auf Burg Hessenstein. Einige Inschriften belegen Umbauarbeiten Ende des 15. Jahrhunderts (1481, 1490). Die baufällige Burg musste 1597/98 repariert werden („Baugebrechen des Hauses Hessenstein“). Mitte des 18. Jahrhunderts war die Burg wieder baufällig, Überlegungen zu ihrem Abriss wurden verworfen und die Anlage 1790 renoviert. Dabei wurde das Fachwerkgeschoss des südwestlichen Flügels abgebrochen und nicht erneuert, er erhielt ein Dach direkt über den drei steinernen Geschossen. Anfang der 1920er Jahre wurde die Burg zur Jugendherberge umgebaut. Bei der Sanierung 1967 wurde der Nordostflügel aufgestockt, Schäden am neuen Flachdach machten kaum 20 Jahre später eine erneute Sanierung nötig und der Flügel erhielt wieder ein Satteldach. Unter anderem zur Umsetzung von Brandschutzauflagen wurde die Burg im Jahre 2008 renoviert.

Baubeschreibung:

Die Burg Hessstein besteht aus der Kernburg und einem etwas tiefer gelegenen, südlich und östlich vorgelagerten Wirtschaftshof, der östlich und nördlich in einen wieder etwas höher gelegenen Zwinger übergeht. Die fast quadratische Anlage war von einer Umfassungsmauer umgeben und mit zwei Gräben vom Vorgelände abgetrennt. Die Ringmauer besitzt an der Nordseite zwei Schalentürme. Die Kernburg ist eine Dreiflügelanlage um einen schmalen Rechteckhof, der im Südosten mit einer Mauer vom Wirtschaftshof abgetrennt ist. Die beiden Wohnflügel (südwestlich und nordöstlich) haben Satteldächer, von 1967 bis 1987 hatte der nordöstliche Flügel ein Flachdach. Der südwestliche Flügel ist ein dreigeschossiger Steinbau mit zwei Dachböden, der Nordflügel ist ebenfalls dreigeschossig und war wie der viergeschossige nordöstliche Flügel ursprünglich teilweise in Fachwerk ausgeführt.

Erhaltungszustand:

Die Umbauten in den 1960er Jahren haben tief in die historische Bausubstanz eingegriffen. Teile der Umfassungsmauer sind noch mittelalterlich.

Grabungen und Funde:

Eine Bauuntersuchung wurde vor den 1967 begonnen Umbauten nicht vorgenommen. Während der Umbau bereits im Gang war und die Fachwerkteile des nördlichen und nordöstlichen Flügele bereits abgebrochen waren, fertigte Reinhard Gutbier 1968 im Auftrag des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde eine Bestandsaufnahme an.

Denkmaltopographie:

„Nach der Zerstörung der Burg Keseberg im Jahre 1277 ließ der Landgraf von Hessen bald darauf südlich der alten Burg eine neue errichten, die den Namen Hessenstein erhielt. Erstmals erwähnt wird die neue Burg im Jahre 1334. In der Folgezeit beschwerten sich sowohl die Erzbischöfe von Mainz als auch das Kloster Haina immer wieder über den neuen Herrschaftssitz und der Landgraf trug, um diese Auseinandersetzungen zu beenden, die Burg dem Kloster Haina auf und empfing sie vom Kloster zu Lehen zurück. Bis zur Säkularisierung blieb die Burg daraufhin das Zentrum der Verwaltung der klösterlichen Besitzungen. Nach dem Rückfall der Burg an Hessen im Jahre 1527 wurde sie von Landgraf Philipp dem Großmütigen an verschiedene Adelige verpfändet. Seit 1555 war sie der Sitz eines hessischen Rentmeisters, der von hier aus das hessische Amt Hessenstein verwaltete. Im Jahre 1642 wurde die Burg von kurbayerischen Soldaten geplündert und ver fiel in der Folgezeit immer mehr. 1755 klagte der Baumeister Möller: „In der Schlaffcammer an dem Gang der Stuben sind die diehlen gantz löcherich und ausgetretten, und von den Mäußen so unter minieret, dass man nichts darinnen zu behalten noch etwas hinein stellen kann...“. Der weitere Verfall der Burg veranlasst Möller 1789 den Abbruch der Anlage vorzuschlagen‚ da sie weitgehend verfallen sei. Dennoch entschied die Regierung, die Burg nicht abzureißen, sondern im folgenden Jahr zu renovieren. Sie wurde wieder Sitz eines Amtmanns. Nachdem das Amt Hessenstein 1821 aufgelöst worden war, residierte hier ein kurfürstlicher Oberförster. Ab 1922 wird die Burg als Jugendherberge genutzt.

Die Burg bestand ursprünglich aus einer rechteckigen Kernburg mit drei Flügeln, die einen durch ein inneres Burgtor erschlossenen lnnenhof umschließen. Südlich und westlich war der tiefer gelegene Wirtschaftshof angegliedert. An der Nord- und Ostseite ging der Wirtschaftshof in eine Zwingeranlage mit zwei Schalentürmen über. Über das zweigeschossige Torhaus gelangte man früher in den Wirtschaftshof.

Am Westlügel fanden um 1480 Umbauten statt, an denen Handwerker beteiligt waren, die, wie Steinmetzzeichen belegen, auch am Marburger Schloss arbeiteten. Um 1600 hatte die Burg noch ein hohes spätgotisches Halbwalmdach mit fünf Erkertünnchen und einem Treppenturrn aus Fachwerk, der am Westflügel über dem Zugang zum Keller gestanden hat. 1790 wurde das Fachwerkobergeschoss durch ein schlichtes Fachwerkgeschoss ersetzt, das bei den Umbauarbeiten 1967 durch eine moderne Konstruktion nach Plänen des Oberbaurats Froehlich aus Marburg ersetzt wurde. Zeitgleich wurden der Ostflügel und der Treppenturrn durch Neubauten aus teilweise Verbrettertem, teilweise offen sichtbarem Beton ersetzt. Ebenfalls erneuert wurden die Wirtschaftsgebäude. Erhalten blieb jedoch der umlaufende äußere Mauerring.“

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Burgtyp

Bautyp:

Höhenburg; Spornburg

Rechtstyp:

Landesburg@Landgrafschaft Hessen; Pfandburg; Lehnsburg

Funktionstyp:

Amtssitz

Nachweise

Quellen:

Literatur:

EBIDAT:

Burg Hessenstein

Zitierweise
„Burg Hessenstein, Gemeinde Vöhl“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/1189> (Stand: 13.11.2020)