Hessische Biografie
Weitere Informationen
GND-Nummer
137839944
Hessen-Philippsthal-Barchfeld, Wilhelm Landgraf von [ID = 9998]
- * 1.4.1692 Philippsthal (Werra), † 13.5.1761 Breda, evangelisch-reformiert
Soldat, Gouverneur, Generalleutnant - Biografischer Text
-
Der jüngste Sohn Landgraf Philipps begann die vorgezeichnete militärische Laufbahn in den vom Onkel Landgraf Karl ausgebauten hessen-kasselischen Truppen. Er war Hauptmann, dann Major im Regiment des nur wenig älteren Prinzen Maximilian und übernahm 1717 als Obrist das von Kettler’sche Infanterieregiment. Nach dem Testament des Vaters fielen ihm mit dessen Tod Anteile an Barchfeld und Herleshausen zu, die er durch den Zukauf der fehlenden Hälfte von Barchfeld (für 13.000 rheinische Gulden), den Erwerb der an Bruder Karl gefallenen Teile von Herleshausen und (zunächst wiederkäuflich) des Ritterguts Nesselröden arrondieren konnte, um so die Grundlage für eine eigene Seitenlinie Hessen-Philippsthal-Barchfeld zu schaffen. Offizieller Sitz der durch die 1724 geschlossene Ehe mit Prinzessin Charlotte Wilhelmine von Anhalt-Bernburg begründeten Familie war (bis 1941) das seit 1690 neu errichtete Barockschloss „Wilhelmsburg“ in Barchfeld.
Wie vordem die Eltern, ging auch Landgraf Wilhelm schon 1721/22 ins Ausland. Auf Empfehlung seines Vetters Friedrich, des kurz zuvor gekrönten Königs von Schweden, der selbst lange Jahre Kommandos in den Niederlanden gehabt hatte, wurde Wilhelm zunächst holländischer Obrist und Chef eines Regiments zu Pferd, dann 1732 Kommandant von Stadt und Festung Ypern. 1742 zum Generalleutnant ernannt, führte er im Folgejahr die niederländischen Truppen im Österreichischen Erbfolgekrieg. Er musste sich 1744 in Ypern den Franzosen ergeben, wurde aber noch im selben Jahr zum Gouverneur von Venlo und 1746 von Bergen-op-Zoom ernannt. Ende 1747 avancierte er zum General der Kavallerie, wurde 1749 Gouverneur von Tournai und 1756 von Breda, was er bis zu seinem Tode blieb. Von den insgesamt 15 Kindern der Ehe waren sechs als Kleinkinder in den Niederlanden verstorben. Außer der bereits 1755 in Tournai mit ihrem Vetter verheirateten Tochter Ulrike Eleonore kehrten wohl alle überlebenden Kinder mit der Mutter nach Barchfeld zurück, wo Sohn Karl Wilhelm schon Anfang 1764 verstarb, die Mutter Ende 1766, nachdem sie immerhin noch zwei der Töchter standesgemäß verheiratet hatte.
Andrea Pühringer
(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 235 f.)
- Literatur
-
- Franz, Das Haus Hessen. Ein biographisches Lexikon, Darmstadt 2012, Nr. HP 7, S. 235 f. (Andrea Pühringer)
- Marianne Bein, Das Barockschloß Philippsthal, in: Kulturgeschichte: historische Stätten, Denkmäler, vergessene Orte und Museen im Kreis Hersfeld-Rotenburg, hrsg. von Barbara Händler-Lachmann, Hessisches Institut für Lehrerfortbildung Außenstelle Bad Hersfeld, Bad Hersfeld 1995, S. 220-222
- Hessen, Alexis Prinz von: Schloss Augustenau (Internet), Ein Schloss ~ mehrere Geschichten, Das Facebook der Ahnengalerie u. Der Ursprung der Landgrafen von Hessen,
- Carl Knetsch: Das Haus Brabant. Genealogie der Herzöge von Brabant und der Landgrafen von Hessen, 1931, Tafel XI
- Landeck, Anneliese und Werner: Relikte aus der Zeit der Landgrafen von Hessen-Philippsthal – Teil II, in: Mein Heimatland. Zeitschrift für Geschichte, Volks- und Heimatkunde, Monatliche Beilage zur Hersfelder Zeitung, Bad Hersfeld, Band 37, Nr. 18a (Juni 1997), S. 117-119
- Rommel, Christoph von: Geschichte von Hessen seit dem westphälischen Frieden bis jetzt, Band I, S. 75