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Hessische Biografie

Portrait

Charlotte Amalie Herzogin von Sachsen-Meiningen
(1730–1801)

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Sachsen-Meiningen, Charlotte Amalie Herzogin von [ID = 9985]

* 11.8.1730 Philippsthal (Werra), † 7.9.1801 Meiningen (Thüringen), Begräbnisort: Meiningen städtischer Friedhof, evangelisch-reformiert
Biografischer Text

Die zweite Tochter Landgraf Karls wuchs, nachdem sie 1743/46 binnen weniger Jahre die Mutter und die ältere Schwester Caroline verloren hatte und die Brüder bereits auswärts im Militärdienst standen, allein mit der nur ein Jahr jüngeren Schwester Philippine auf, die 1762 unverheiratet starb. Charlotte wurde kurz nach dem 20. Geburtstag mit dem wesentlich älteren Herzog Anton Ulrich von Sachsen-Meiningen verheiratet. Anton Ulrich, als jüngster Sohn aus der zweiten Ehe des Vaters zunächst ohne Hoffnung auf die Nachfolge, hatte nach seiner Kavalierstour eine nichtadlige Hauptmannstochter geheiratet und war aufgrund der Querelen in der Familie mit ihr nach Frankfurt gezogen, wo seine Frau 1744 verstarb. Anton Ulrich bemühte sich in der Folge vergeblich, die Erbberechtigung der zehn gemeinsamen Kinder zu erwirken. Als der zweite der beiden älteren Halbbrüder, deren Mutter eine Darmstädter Prinzessin war, 1746 ohne Erben starb, wurde Anton alleinregierender Herzog und schloss daher, mit immerhin 63 Jahren, zur Sicherung der Erbfolge noch eine standesgemäße Zweitehe. Tatsächlich wurden dem ungleichen Paar, das weiterhin vorwiegend in Frankfurt lebte, dort in den folgenden zwölf Jahren acht Kinder geboren, von denen fünf überlebten. Die von ihrem Mann testamentarisch verfügte Vormundschaft seiner Frau für die minderjährigen Söhne wurde anerkannt, so dass Herzogin Charlotte nach nur kurzer Wartezeit in Philippsthal die Regierungsgeschäfte in Meiningen übernehmen konnte. Da das Land wirtschaftlich und finanziell vor dem Ruin stand, bedurfte es angestrengter Reformen und Sparmaßnahmen, um den ökonomischen, aber auch den kulturellen Wiederaufbau des Landes zu gewährleisten. Das Sparsystem der jungen Regentin, das auch die höfischen Finanzen umfasste, beeindruckte selbst Kaiser Joseph II., der sie zur Direktorin der Debitkommission für das gleichfalls stark verschuldete Herzogtum Sachsen-Hildburghausen ernannte. Seit 1775 regierte sie gemeinsam mit ihrem ältesten Sohn Karl (1754–1782) und zog sich erst mit der Volljährigkeit des jüngeren Sohnes Georg (1761–1803) Anfang 1782 aus den Regierungsgeschäften zurück, die Herzog Georg I. nach Karls frühem Tod schon wenige Monate später allein übernehmen musste. Zur Weiterführung der von der Mutter geprägten Tradition eines aufgeklärten Absolutismus gehörte auch die Gründung der nach ihr benannten Freimaurerloge „Charlotte zu den drei Nelken“. Herzogin Charlotte wurde auf eigenen Wunsch nicht in der Fürstengruft, sondern auf dem städtischen Friedhof bestattet.

Andrea Pühringer

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 238 f.)


Literatur