Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Biografie

Bauer, Fritz Max [ID = 819]

* 16.7.1903 Stuttgart, † 30.6.1968 Frankfurt am Main, Begräbnisort: Göteborg
Dr. jur. – Jurist, Generalstaatsanwalt
Biografischer Text

Als Generalstaatsanwalt in Braunschweig und Frankfurt am Main tritt Fritz Bauer mit Nachdruck für die juristische Aufarbeitung der NS-Vergangenheit ein. Sein Rechtsverständnis steht diesbezüglich unter dem Motto: 'Bewältigung unserer Vergangenheit' heißt Gerichtstag halten über uns selbst, Gerichtstag über die gefährlichen Faktoren in unserer Geschichte, nicht zuletzt alles, was hier inhuman war, woraus sich zugleich ein Bekenntnis zu wahrhaft menschlichen Werten in Vergangenheit und Gegenwart ergibt, wo immer sie gelehrt und verwirklicht wurden und werden. Ich sehe darin nicht, wie ein Teil meiner Kritiker zu meinen scheint, eine Beschmutzung des eigenen Nestes; ich möchte annehmen, das Nest werde dadurch gesäubert (zitiert nach Godau-Schüttke, S. 83).

Im Rahmen des Auschwitz-Prozesses (1963–1965) stehen 22 Angeklagte vor Gericht, und 211 Zeugen werden gehört. Bauer lässt den Prozess akribisch vorbereiten; Zeithistoriker des Instituts für Zeitgeschichte wie Martin Broszat, Hans Buchheim und Helmut Krausnick legen herausragende Gutachten über den NS-Verfolgungsapparat (ebenda) vor, die zur Verurteilung der Täter einen wichtigen Beitrag leisten. Insgesamt besteht Bauers Ziel darin, den Gesamtkomplex des Holocaust zum Gegenstand des Verfahrens [zu] machen, was ihm auch gelang: Mit diesem Prozess gewann die öffentliche Auseinandersetzung mit dem Holocaust eine neue Dimension (Bengsch, S. 134).

Zugleich verficht Bauer den Wiederaufbau einer humanen Rechtsordnung, die einen rationalen Umgang mit dem Strafrecht, eine Humanisierung des Strafvollzugs und Resozialisierung vorsah (ebenda).


Literatur