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Hessische Biografie

Portrait

Agnes Herzogin und Kurfürstin von Sachsen
(1527–1555)

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Sachsen, Agnes Herzogin und Kurfürstin von [ID = 5707]

* 31.5.1527 Marburg, † 4.11.1555 Weimar, Begräbnisort: Weimar 6.11.1555, evangelisch
Biografischer Text

Für die älteste Tochter Landgraf Philipps war schon als Kleinkind Ende 1529 eine spätere Heirat mit dem Herzogssohn Erich dem Jüngeren von Braunschweig (1528–1584) vereinbart worden. Bei der Übertragung dieser Vorverlobung auf die jüngere Schwester Anna im August 1539 hatte man wohl, kurz nach dem Tod des strikt katholischen Großvaters Herzog Georg „des Bärtigen“, bereits die Verbindung mit dem künftigen Erben Moritz im Visier. Dessen Vater Herzog Heinrich war gegen die Verbindung mit der hessischen Enkelin seines Bruders und verfügte nach Bekanntgabe der Verlobung im Frühjahr 1541 die zumindest teilweise Enterbung des Sohnes. Nachdem Heinrich im Sommer gestorben war, wurde im November gleichwohl Hochzeit und Heimführung gefeiert. Die Verhältnisse am Dresdner Hof, wo Agnes ihre verwitwete Tante Elisabeth aus der Rolle als „First Lady“ verdrängte, wurde zusätzlich kompliziert, als Herzog Moritz im Sommer 1546 auf die Seite Kaiser Karls V. wechselte und sich mit der Niederwerfung seiner „Schmalkaldener“ Verwandten im Folgejahr die Übertragung der sächsischen Kurwürde verdiente.

Als Kurfürst Moritz nach erneutem Frontwechsel in dem mit Unterstützung Frankreichs neu entfachten Krieg 1553 bei Sievershausen zu Tode kam, wurde die 25-jährige Witwe, der nach dem frühen Kindstod des Sohnes nur eine Tochter Anna (1544–1577) geblieben war, vom als Kurfürsten nachfolgenden Schwager August und seiner dänischen Frau alsbald vom Dresdner Hof verdrängt. Zur Bekräftigung des Bundes zwischen Vater Philipp und dem wie er erst 1552 aus der kaiserlichen Haft entlassenen Ex-Kurfürsten Johann Friedrich I. heiratete Agnes im Mai 1555 dessen gleichnamigen Sohn Johann Friedrich „den Mittleren“, starb aber bereits sechs Monate später an einem hitzigen Fieber. So musste sie nicht erleben, dass Johann Friedrich, der in zweiter Ehe ihre pfälzische Schwägerin Elisabeth geheiratet hatte, durch seine Verwicklung in die sogenannten „Grumbach’schen Händel“ 1566 ebenfalls der kaiserlichen Acht verfiel und nach 28jähriger Haft in Österreich verstarb. Agnes, der man ein infolge der Kriegswirren erst 1571 aufgestelltes Grabmal in der Weimarer Stadtkirche gewidmet hatte, erscheint mit ihrer Nachfolgerin Elisabeth auch auf dem prunkvollen Epitaph, den Herzog Friedrich Casimir für seine aus Wien überführten Eltern in der Morizkirche in Coburg errichten ließ.

Margret Lemberg/Eckhart G. Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 66 f.)


Literatur