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Hessische Biografie

Portrait

August Ludwig Freiherr von Senarclens-Grancy
(1794–1871)

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GND-Nummer

1111898650

Senarclens-Grancy, August Ludwig Freiherr von [ID = 1989]

* 19.8.1794 Etoy Schloß, † 3.10.1871 Jugenheim a. d. Bergstraße, katholisch
Offizier, Oberstallmeister, Generalmajor
Biografischer Text

1815/1816 wünschte sich die Erbprinzessin Wilhelmine von Hessen-Darmstadt einen Hofstallmeister, wie ihn ihre im Karlsruher Exil lebende Schwester, die Königin Friederike von Schweden, angestellt hatte. Dieser Hofmeister „Pollion“ vermittelte einen Bekannten. Gemeinsam reiste man nach Vevey im Vaud, wo August Ludwig Baron de Senarclens-Grancy von Wilhelmine engagiert wurde. Er entstammte einer alten Waadländischen Familie und einem Kreis von einem Dutzend Geschwistern.

Am 25. Mai 1815 wurde „de Senarclens de St. Denis“ als Großherzoglich Hessischer Kapitän à la Suite du Corps eingestellt, am 13. Juni 1820 vom Rittmeister zum Major à la suite der Cavallerie und am 14. Oktober 1825 zum Obrist-Leutnant befördert. Im April 1830 avancierte er zum Obrist. Daneben war er Kammerherr am Hof zu Darmstadt.

Seine eigentliche Funktion war aber die des Reise-Oberstallmeisters der Großherzogin Wilhelmine. Seine letzte erreichte Charge war die eines Oberstallmeisters des Großherzogs (1842) und des Generalmajors (1858).

In den Jahren 1820 bis 1824 brachte die Großherzogin nach knapp zehnjähriger Pause und bei getrennter Haushaltsführung mit dem Großherzog vier weitere Kinder zur Welt, von denen zwei die Volljährigkeit erreichten: Alexander Prinz von Hessen und bei Rhein und seine Schwester, die spätere Zarin Marie. August Baron Senarclens-Grancy war der Vater dieser Kinder. Das nahe persönliche Verhältnis zwischen ihm und der Großherzogin, die Ähnlichkeit von mutmaßlichem Vater und Sohn und die Unähnlichkeit von Alexander mit Großherzog Ludwig II. erklären dies. In ihrem Testament, das die Großherzogin an ihren Gemahl richtete, bat sie ihn, dem großen Dank eingedenk, die sie beide dem Reise-Oberstallmeister schulden würden, ihn in seine Dienste zu übernehmen, welchen Wunsch Großherzog Ludwig II. sofort erfüllte.

Nach dem Tod der Großherzogin heiratete Senarclens-Grancy bezeichnender Weise am 15. November 1836 Louise Gräfin von Otting-Fünfstetten, (1810–1876), väterlicherseits eine Nachkommin der Wittelsbacher aus der Verbindung des Herzogs Friedrich Michael von Pfalz-Zweibrücken mit der Louise Chaveaux, aber auch mütterlicherseits eine Urenkelin des Margrafen Wilhelm Ludwig von Baden und der Wilhelmine Freiin von Seldeneck. Schon 1818 hatte die Großherzogin Senarclens-Grancy als ihren Stallmeister bei den Grafen Otting in Fünfstetten eingeführt.

Senarclens-Grancy erhielt zahlreiche Orden und Auszeichnungen: 1833 Großkreuz Civil-Verdienst-Orden des Königreichs Bayern; Ehrenritter des souveränen Maltheser-Ritter-Orden; 26.09.1837 als Reise-Oberstallmeister das Commandeurkreuz 1. Klasse des Ludwigs-Ordens, 1.5.1843 Großkreuz des Verdienst-Ordens Philipps des Großmütigen, 25.5.1865 als Generalmajor à la s. und Kammerherr nach 50 Dienstjahren das Großkreuz des Ludewigs-Ordens.

Lupold von Lehsten


Literatur