Hessische Biografie
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GND-Nummer
130248789
Hessen und bei Rhein, Emil Maximilian Leopold August Carl Prinz von [ID = 1321]
- * 3.9.1790 Darmstadt, † 30.4.1856 Baden-Baden, Begräbnisort: Darmstadt, evangelisch
General, Feldzeugmeister, Abgeordneter, Präsident - Biografischer Text
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Der zweite der wohl außerehelich gezeugten Söhne Großherzogin Luises wurde mit seinen Brüdern Friedrich und Gustav 1799 unter der Obhut des zum Hofmeister der Prinzen bestellten Kammerrats Wilhelm von Bodé nach Braunschweig ausgelagert, wo er zunächst von Hauslehrern, dann am Gymnasium Carolinum unterrichtet wurde. Der Aufenthalt in Braunschweig endete mit dem Tod des jüngsten Bruders Gustav (1791–1806). Nach einer militärischen Grundausbildung in der preußischen Armee wurde Prinz Emil 1808 2. Oberst des Garderegiments Chevauxlegers. Mit dem Rheinbund-Kontingent des nunmehrigen Großherzogtums nahm er 1809 am Krieg gegen Österreich teil, zunächst im Stab Kaiser Napoleons, dann als Befehlshaber seines Kavallerieregiments. Seit 1811 Generalmajor, übernahm er auf Napoleons Wunsch im Folgejahr das Generalkommando der hessischen Regimenter in der „Grande Armée“ des Russland-Feldzugs und geriet mit dem Rest seiner Truppen in der Leipziger „Völkerschlacht“ 1813 in preußische Gefangenschaft. 1814/15 führte er dann, nunmehr unter dem Oberbefehl des österreichischen Feldmarschall-Leutnants Philipp von Hessen-Homburg, die großherzogliche 2. Division in den beiden Campagnen in Frankreich. 1818 hessischer Vertreter auf dem Aachener Friedenskongress, lehnte er den damals angebotenen Übertritt in die österreichische Armee ab, avancierte aber gleichwohl in den Folgejahrzehnten zum kaiserlichen Feldmarschall-Leutnant, dann Feldzeugmeister (1845) und war Chef eines österreichischen wie auch eines russischen Regiments.
Nach der im März 1820 erlassenen Verfassung des Großherzogtums Hessen war Emil wie seine Brüder und Vettern „geborenes Mitglied“ der Ersten Kammer des neu geschaffenen Landtags, seit 1823 auch Mitglied des Staatsrats. Aktiver Vertreter einer konservativ-reaktionären Politik im Sinne des befreundeten Wiener Staatskanzlers Fürst Metternich, befehligte Prinz Emil im Herbst 1830 die militärische Niederwerfung der von der französischen „Juli-Revolution“ ausgelösten Unruhen in Oberhessen. Von 1832 bis zur Umgestaltung der Landesverfassung 1849 war er Präsident der Ersten Kammer des Landtags und übte in dieser Funktion erheblichen Einfluss auf die Landespolitik wie auf die auswärtigen Beziehungen des Großherzogtums. Auch an der Bestellung des Neffen Ludwig zum Mitregenten des erkranken Großherzogs Ludwig II. Anfang März 1848 hatte er maßgeblichen Anteil. In Darmstadt war Prinz Emil seit 1830 Besitzer des bis heute nach ihm benannten Schlösschens im vormals Moser’schen Garten. Ein letzter „militärischer“ Einsatz war die Einweihung des 1852 im Auftrag des Prinz Emil-Veteranenvereins errichteten Denkmals des Bildhauers Johann Baptist Scholl für die in den Kriegen 1792–1815 gefallenen hessischen „Krieger“, des sogenannten „Riwwelmathes“, der von seinem ursprünglichen Standort auf dem Darmstädter Marienplatz 1902 in den benachbarten Herrengarten versetzt wurde.
Eckhart G. Franz
(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 345 f.)
- Literatur
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- Allgemeine deutsche Biographie, Bd. 6, Leipzig 1877, S. 80 f. (Walther)
- Neue deutsche Biographie, Bd. 4, Berlin 1959, S. 478 f. (Dieter Schäfer)
- Franz, Das Haus Hessen. Ein biographisches Lexikon, Darmstadt 2012, Nr. HD 70, S. 345 f. (Eckhart G. Franz)
- Hessische Abgeordnete 1820–1933, Darmstadt 2008, Nr. 349
- Stadtlexikon Darmstadt, Stuttgart 2006, S. 207 (Eckart G. Franz)
- Lengemann, MdL Hessen 1808–1996. Biographischer Index, Marburg 1996, S. 181
- Götz/Rack (Bearb.), Hessische Abgeordnete 1820–1933. Ergänzungsband, Darmstadt 1995, S. 69
- Dietmar Schäfer, Prinz Emil von Hessen-Darmstadt in der deutschen Revolution, Darmstadt 1954