Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Biografie

Portrait

Georg Landgraf von Hessen-Kassel
(1691–1755)

Symbol: Anzeigemodus umschalten Symbol: Anzeigemodus umschalten Symbol: Druckansicht

Hessen-Kassel, Georg Landgraf von [ID = 10738]

* 8.1.1691 Kassel, † 5.3.1755 Kassel, evangelisch-reformiert
Offizier, Gouverneur, Landgraf
Biografischer Text

Der jüngste Sohn Landgraf Karls trat nach der üblichen höfischen Erziehung im elterlichen Schloss und Konfirmation bereits 1706 als 15-Jähriger mit dem Rang eines Kapitäns (Hauptmann) in die Dienste der Generalstaaten. Als hessischer Obrist nahm er dann ab 1708 an Feldzügen in den Niederlanden teil. Nach dem Frieden von Utrecht wechselte er in preußische Dienste und wurde 1714 Generalwachtmeister und Inhaber des ehemals von seinem älteren Bruder, Erbprinz Friedrich, kommandierten Regiments. 1717 nahm er als Volontär am Ungarn-Feldzug des Bruders Maximilian teil. Ein im Umfeld der Friedensverhandlungen von Nystad 1721 erörtertes Eheprojekt mit einer Tochter Zar Peters I. sollte die schwedisch-russischen Beziehungen festigen helfen, also den russischen Druck auf seinen Bruder, den schwedischen König Friedrich I., mindern, vor allem aber die über seine Mutter begründeten Ansprüche auf das Herzogtum Kurland untermauern. In die Heiratspläne war zeitweilig auch Georgs Schwester Wilhelmine Charlotte (* 8. Juli 1695, † 27. November 1722) eingebunden, die der Vater zunächst mit dem jungen Schweden-König Karl XII., dann mit Georgs Konkurrenten Herzog Karl Friedrich von Holstein verheiraten wollte. Nach Wilhelmines plötzlichem Tod verzichtete man in Kassel auf das ganze Projekt, und Georg blieb zeitlebens unverheiratet. Er wurde im Juli 1723 zum preußischen Generalleutnant und Gouverneur von Minden ernannt. Sein Bruder Friedrich zog ihn 1730 für einige Jahre in schwedische Dienste. Während des Polnischen Erbfolgekrieges 1734 holte ihn Bruder Maximilian im Rang eines Generalfeldzeugmeisters der hessischen Truppen ins Reichsheer, wo er im Folge-Winter unter Prinz Eugen vier Regimenter an der Rheinfront befehligte. Im Österreichischen Erbfolgekrieg kommandierte er die im Hannover’schen eingesetzten hessischen Regimenter im britischen Sold, ab 1741 im Rang eines Generalfeldmarschalls. Doch als seine Truppen 1743/44 nach dem Auslaufen des englischen Vertrags ins französisch-bayerische Lager Kaiser Karls VII. wechseln sollten, schied er aus dem aktiven Militärdienst aus und lebte nach einem kurzen Aufenthalt in Genf die restlichen Jahre seines Lebens meist auf seinen Gütern in Hessen. Dazu gehörte neben einem Palais in der Kasseler Oberneustadt unter anderem das Gut Völkershausen; hier ließ er das verfallene Schloss erweitern und einen Park anlegen. Neben seinen Kriegseinsätzen hatte er schon vorher ausgedehnte Reisen unternommen, die ihn nach England, Frankreich und Italien sowie immer wieder zu Bruder Friedrich nach Stockholm führten. Vielseitig interessiert, baute er eine bedeutende Büchersammlung auf, die später in der Kasseler Hofbibliothek aufging. Bereits 1747 rief Georg eine nach ihm benannte Stiftung ins Leben, die sich für Hausarme, vornehmlich Officiers- und Soldaten-Wittwen, auch zu Auferziehung von Soldatenkindern und andern Waisen einsetzen sollte.

Holger Th. Gräf

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 127 f.)


Literatur