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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 60. Marburg

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Bürgeln

Ortsteil · 199 m über NN
Gemeinde Cölbe, Landkreis Marburg-Biedenkopf 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

ca. 6 km nordöstlich Marburg

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss auf nach Nordwesten spornartig auslaufendem Rücken und an dessen Südwest-Abhang bis an den Rand der Ohmniederung. Kirche etwa in Ortsmitte. Gutshof mit Mauerresten des ehem. Burgsitzes am Nordwesten-Rand des Ortes.

Die Abzweigung von der B 62 nach Ginseldorf führt durch den Ort. Bis etwa 1450: Straße Marburg - Bürgeln (über die sog. Landbrücke) - Betziesdorf Richtung Kassel.

Haltepunkt der Eisenbahnlinie Kassel - Frankfurt am Main ("Main-Weser-Bahn", erbaut 1850).

Ersterwähnung:

1273

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa 1273

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1891, 1893/1894

Älteste Gemarkungskarte:

1718

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3487460, 5635500
UTM: 32 U 487391 5633686
WGS84: 50.85473° N, 8.820862° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

534006020

Flächennutzungsstatistik:

  • 1838 (Kasseler Acker): 909 stellbares Land, 278 Wiesen, 80 Gärten, 5 Triesche.
  • 1885 (Hektar): 479, davon 286 Acker (= 59.71 %), 142 Wiesen (= 29.65 %), 0,1 Holzungen (= 0.00 %)
  • 1961 (Hektar): 481, davon 4 Wald (= 0.83 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1577: 33 (19 landgräfliche) Hausgesessene.
  • 1630 (adliger Anteil): 24 Ackerleute, 22 Einläuftige.
  • 1630 (landgräflicher Anteil): 1 zweispännige, 6 einspännige Ackerleute, 12 Einläuftige.
  • 1630: 68 Hausgesessene (18 landgräflich). 1681: 31 hausgesessene Mannschaften (nur landgräflicher Anteil).
  • 1747 (nur landgräflicher Anteil): 1 Wagner, 2 Bender, 2 Schmiede, 5 Leineweber, 3 Schneider, 5 Maurer, 2 Scherenschleifer, 1 Korbmacher, 2 Schreiner, 2 Müller, 1 Wirt mit Branntweinbrennerei, 1 Viehhändler und -schlachter, eine Jüdin, die sich vom Stricken nährt, 11 Tagelöhner.
  • 1747: 265 Einwohner (landgräflicher Anteil: 176).
  • 1838 (Familien): 32 Ackerbau, 30 Gewerbe, 21 Tagelöhner, 40 nutzungsberechtigte, 27 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 20 Beisitzer.
  • 1838: 534, 1885: 499 Einwohner.
  • 1861: alle Einwohner evangelisch -lutherisch.
  • 1885: 499, davon 473 evangelisch (= 94.79 %), 9 katholisch (= 1.80 %), 17 Juden (= 3.41 %)
  • 1925: 611, 1939: 722, 1950: 976, 1961: 957 Einwohner.
  • 1961 (Erwerbspersonen): 119 Land- und Forstwirtschaft, 165 Produzierendes Gewerbe, 103 Handel und Verkehr, 82 Dienstleistungen und Sonstiges.
  • 1961: 957, davon 888 evangelisch (= 92.79 %), 54 katholisch (= 5.64 %)

Diagramme:

Bürgeln: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1395 und später: Gericht Schönstadt
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Rosenthal
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf

Altkreis:

Marburg

Gericht:

  • 1821: Landgericht Marburg
  • 1850: Justizamt Marburg
  • 1867: Amtsgericht Marburg

Gemeindeentwicklung:

Am 1.7.1974 wurde Bürgeln als Ortsteil der neu gebildeten Gemeinde Cölbe eingegliedert.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1273 ist Bürgeln Zubehör und neben Cölbe zweiter Villikationsmittelpunkt der Grundherrschaft des Stifts Wetzlar; damals Konrad von Marburg zusammen mit dem officium villicationis auf Lebenszeit verpachtet; 1334 gegen einen Jahreszins vom Stift an die Landgrafen verkauft.
  • 1358 belehnt der Landgraf die von Fleckenbühl mit der Vogtei Bürgeln, 1376 tragen die von Fleckenbühl dem Landgraf den adligen Burgsitz Bürgeln zu Lehen auf. 1718 befindet sich das Gut der von Fleckenbühl am Nordwest-Rand des Ortes; daneben ein zweiter vielleicht ehemals hatzfeldischer, dann Scholley'seher Hof; beide Gutshöfe offenbar 1746 im Besitz der von Fleckenbühl.
  • 1829 Kauf beider Höfe durch den Landgrafen von Hessen-Rumpenhain (siehe Schönstadt).

Ortsadel:

von Fleckenbühl genannt Bürgeln (-> Fleckenbühl)

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Vor der Reformation besteht in Bürgeln eine von den Vorfahren der von Fleckenbühl genannt Bürgeln gestiftete Kapelle (Classen, Kirchliche Organisation S. 121).

Pfarrzugehörigkeit:

Pfarrkirche im 16. Jahrhundert, die 1555/56 auch Cölbe, im 17. Jahrhundert zeitweise den Vikariat Bracht versieht.

1630: Bürgeln Filiale von Schönstadt.

vor 1664: Filiale von Betziesdorf.

1664-1860: Filiale von Schönstadt, seitdem Filiale von Betziesdorf.

Patronat:

1577: landgräflich.

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.

Reformierter Bekenntniswechsel: 1606(?), 1624 wieder lutherisch.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Stephan, Dekanat Christenberg, Sendbezirk Schönstadt

Juden:

Der Ort gehörte bis 1885 zur Gemeinde Rauschenberg.

Eine Jüdin wird 1747 genannt.

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Villikationsmittelpunkt (Cölbe)

Mühlen:

Dorfmühle 1572 genannt. 1813 verfügt die Dorfmühle über 2 Mahlgänge und 1 Schlaggang.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Bürgeln, Landkreis Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/9015> (Stand: 27.4.2023)