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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 34. Waldkappel
Gerichtsstätten
Anger in Germerode

Weitere Informationen

Germerode

Ortsteil · 290 m über NN
Gemeinde Meißner, Werra-Meißner-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

11 km westlich von Eschwege gelegen

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regelhaften Grundrissmerkmalen und dünner Besiedlung südöstlich des Meißners am Vierbach. Ehemalige Klosterkirche an Südwestrand. Besiedlung entlang der beiden fast parallel in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Hauptachsen Vierbachstraße (L 3243) und Klosterfreiheit (L 3334)

Ersterwähnung:

1186

Siedlungsentwicklung:

Die Anfänge des Ortes sind eng mit der Geschichte des Klosters, der landgräflichen Vogtei und der Domäne verknüpft. Hinzu kommt noch die Entwicklung der sogenannten Klosterfreiheit, die aus einer Dotation des Klosters entstand. Großer Spielraum für die eigene Entfaltung blieb der Dorfgemeinde daneben nicht.

1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Germerode und von Teilen der aufgelösten Gutsbezirke Forst Reichensachsen und Forst Meißner.

Vorbemerkung Historische Namensformen:

Die frühen Namensformen beziehen sich überwiegend auf das Prämonstratenser-Doppelstift bzw. auf das Prämonstratenserinnenstift, sind aber der Vollständigkeit halber hier mit berücksichtigt. Vgl. das Register Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 757-777

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • 500 m östlich des Klosters erhebt sich auf der anderen Seite des Tales ein Berg mit dem Flurnamen "Die Warthe" (mundartlich: "Wohrdenkopp"). Möglicherweise lag dort tatsächlich eine Warte, was aber noch offen bleiben muss.

Umlegung der Flur:

1908

Älteste Gemarkungskarte:

1750

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3563414, 5673699
UTM: 32 U 563315 5671869
WGS84: 51.19472° N, 9.906117° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

636008030

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 657, davon 409 Acker (= 62.25 %), 118 Wiesen (= 17.96 %), 75 Holzungen (= 11.42 %); Gutsbezirk: 176, davon 128 Ackerland (= 72,73 %), 35 Wiesen (= 19,89 %), - Holzungen
  • 1928: Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Germerode und von Teilen der aufgelösten Gutsbezirke Forst Reichensachsen und Forst Meißner.
  • 1961 (Hektar): 1054, davon 320 Wald (= 30.36 %)

Einwohnerstatistik:

Diagramme:

Germerode: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1414: Landgrafschaft Hessen, Amt/Gericht Bilstein
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederfürstentum, Amt Eschwege, Gerichtstuhl Germerode
  • 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Bilstein, Klostergerichtsbezirk Germerode
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bilstein, Klostergerichtsbezirk Germerode
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Bischhausen
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Germerode
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis

Altkreis:

Eschwege

Gericht:

  • Zum Gerichtsbezirk des Klosters Germerode gehören Wolfterode, Orferode, Lipprechterode, Renergshausen, Siegershausen, Rothmanrodt, Friderichdorpp, Rudolfshausen, Hone, Welsbach Ruchellinge und das ganze Dorf Bernsdorf. 1226 kommt das Dorf Sibodenberg hinzu. 1277 besteht der Bezirk aus Kammerbach, Orferode, Lipprechterode, Rengershausen, Siegershausen, Wolfterode, Bernsdorf, und Rudolfshausen.
  • Der Gerichtsbezirk des Dorfes Germerode gehörte nach der Amtsrechnung von 1414 zum Amt Bilstein. Später zählte es aber zum Amt Eschwege.
  • 1585: Gerichtsstuhl Germerode (zum Umfang s. Mittelpunktfunkion)
  • 1821-1834: Fürstlich Rotenburgisches Justizamt Germerode
  • 1834: Kurfürstliches Justizamt Germerode
  • 1837: Justizamt Abterode
  • 1867: Amtsgericht Abterode
  • 1879: Amtsgericht Abterode
  • 1932: Amtsgericht Eschwege

Herrschaft:

Die Landeshoheit über das Kloster und damit auch über das Dorf Germerode erwerben die Landgrafen mit der Grafschaft Bilstein Anfang des 14. Jahrhunderts. 1309 verspricht der Landgraf dem Kloster Schutz in neuerworbenem Güterbesitz.

1357 will das Kloster dem Landgrafen die Rechte und Freiheiten zu Germerode zu lösen geben, die es von Hermann von Treffurt, Herrn zu Bilstein gekauft hatte, sobald der Landgraf wieder in den Besitz des Bilsteins gelangt.

Nach 1527 gelangt der Besitz an Landgrafen von Hessen, die ihn als Vogtei bewirtschaften.

Gemeindeentwicklung:

Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Gemeinde Meißner zusammengeschlossen, deren Ortsteil Germerode seitdem ist.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Germerode war ein Dorf der Grafen von Bilstein, von denen das Kloster bereits 1195 einen dortigen Hof erhielt. Dazu erwarb es von denen von Westerburg 1272 die Hälfte des Dorfes. 1368 verkauft Hermann von Treffurt als Herr zu Bilstein dem Kloster all sein Recht über das Dorf und Gericht. Vor 1340 besitzt das Kloster in Germerode einen Hof mit 34 Hufen Ackerland, die zusammen mit 12 Hufen Elkenhains den Bauern von Germerode verkauft und zu Erbrecht vergeben werden. Ein Hof wechselnder Größe (9-18 Hufen) wird von den Mönchen in Eigenregie betrieben.
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Klosterkirche Mitte des 12. Jahrhunderts errichtet. Dreischiffige romanische Basilika mit Krypta. Die ehemalige Klosterkirche wird nach der Reformation als Pfarrkirche genutzt

Patrozinien:

  • Maria (1186)

Pfarrzugehörigkeit:

1585 gehören Alberode, Bernsdorf und Oberrodebach zum Kirchspiel. Zur protestantischen Pfarrei der Klasse Waldkappel sind 1872 Mönchhof, Queckmühle, Viehhaus und Schwalbenthal eingepfarrt. Alberode, Bernsdorf und Rodebach sind 1872 Filialen, 1994 gehört Bernsdorf bereits zur Kirchengemeinde Wipperode.

Patronat:

Seit 1527 Landgraf von Hessen

Klöster:

Diakonische Einrichtung:

1945 - 1955 Diakoniestation (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Heinrich Schell 1527

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Archidiakonat Heiligenstadt

Juden:

1835: 3 Juden

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Zu Gerichtsstuhl, Vogtei oder Klostergericht Germerode gehörten 1585 bzw. 1778 außer Germerode die Dörfer Alberode, Bernsdorf, Kammerbach, Orferode, Rodebach und Wölfterode (bestehend bis 1837).

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Germerode, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/5789> (Stand: 17.11.2023)