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4926 Herleshausen
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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 46. Netra
Gerichtsstätten
Gerichtsplatz in Wommen

Weitere Informationen

Wommen

Ortsteil · 210 m über NN
Gemeinde Herleshausen, Werra-Meißner-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

19,5 südsüdöstlich von Eschwege gelegen

Lage und Verkehrslage:

Kleines Dorf mit lockerer Hofanordnung und geringer Siedlungsdichte an der Mündung des gleichnamigen Baches in die südlich in einer Schleife fließende Werra, umittelbar an der heutigen Landesgrenze zum Freistaat Thüringen. Kirche im Norden, Schlossanlage im Süden. Jüngere Besiedlung im Osten.

Im Norden führt die A4 über eine Autobahnbrücke als gestelztes Viadukt mit 16 rundbogigen Durchbrüchen unmittelbar an Wommen vorbei. Durch den Ort führt im Zuge der von Norden kommenden B 400 die L 3252 weiter über die L 3251 weiter nach Westen (Bad Hersfeld) und Osten (Eisenach)

3,5 km westsüdwestlich von Herleshausen an der alten hessisch-thüringischen Grenze an einem Bogen der Werra gelegen

Ersterwähnung:

1268

Siedlungsentwicklung:

Die Lage von Wommen ist über Jahrhunderte durch ihre Grenzlage zwischen Hessen und Thüringen gekennzeichnet. Mit der innerdeutschen Teilung verschärft sich die Randlagenfunktion

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (1268)
  • Dorffe (1364)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

Umlegung der Flur:

1882; 1947-52

Älteste Gemarkungskarte:

1733

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3578747, 5653845
UTM: 32 U 578642 5652023
WGS84: 51.014387° N, 10.121098° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

636005110

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 368, davon 226 Acker (= 61.41 %), 42 Wiesen (= 11.41 %), 52 Holzungen (= 14.13 %)
  • 1961 (Hektar): 361, davon 59 Wald (= 16.34 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1585: 30 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
  • 1747: 39 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
  • Gewerbetreibende 1747: 2 Mahl- und 1 Schlagmüller, worunter ein 2 spänniger Ackermann, letzterer aber ein Zimmermann, 1 Böttner und Tagelöhner, 1 Zimmernann, so zugleich ein 2-spänniger Ackermann, 2 Schreiner, worunter einer ein 3-spänniger Ackermann, 1 Schuster, 1 Roßkamm, so ein Jude, 7 Tagelöhner, 2 Schneider, 1 Höker-Krämer, handelt dabei mit Garn, Schweinen und macht sein Linnen, 1 Leineweber und Tagelöhner, 2 Schneider, so zugleich Tagelöhner, 1 Schneider und Musikant, 3 Leineweber, welche neben dem Ackerbau etliche Schock wirken, 2 Schmiede, welche zugleich 2-spännige Ackerleute, 10 Ackerleute, so weiter keine Hantierung treiben, außer einer, so Wirt [ist]; und 8 einzelne Weibspersonen, welche taglohnen.
  • 1885: 287, davon 287 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
  • 1961: 430, davon 365 evangelisch (= 84.88 %), 64 katholisch (= 14.88 %)
  • 1970: 423
  • 1987: etwa 320

Diagramme:

Wommen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1364-1527: Stift Kaufungen, Lehen der von Kolmatsch
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Sontra, Vierter Gerichtsstuhl Wommen
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Sontra
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sontra
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Netra
  • 1814-1818: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sontra
  • 1818-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Netra
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis

Altkreis:

Eschwege

Gericht:

  • vor 1822: Amt Netra
  • 1822: Justizamt Netra
  • 1867: Amtsgericht Netra
  • 1879: Amtsgericht Netra
  • 1932: Amtsgericht Sontra

Herrschaft:

Kaiser Heinrich II. bestätigt seiner Gemahlin Kunigunde 1019 die Schenkung ihrer Güter zu Herleshausen - wozu vermutlich auch das nicht genannte Wommen zählte - an das Stift Kaufungen. 1268 verzichtet Graf Burghard von Brandenburg zu Gunsten des Stifts Kaufungen auf seine Anrechte in Wommen außer auf die Vogtei. Der Kaufunger Schultheiß in Herleshausen hat noch 1515 Einkünfte in Wommen. 1388 sind Kirche und Dorf Wommen kaufungische Lehen Eckhardts von Felsberg. Die Güter gelangen dann als Lehen bis zur Einführung der Reformation an die von Kolmatsch, die schon früher Besitz in Wommen erwerben konnten: Bereits 1364 verkauft Reinh. von Brandenburg all sein Gut, Gericht und Recht im Dorf Wommen an die von Kolmatsch (Herman von Kolmatsch, Ritter, Johans seinen Bruder und deren Erben)

1497 wird Burghard von Kolmatsch mit dem dorffe Wommen mit gerichte und rechte im dorffe, in hoiltze und feilde von der Äbtissin des Kloster Kaufungen belehnt. Nach Einführung der Reformation werden die Kolmatsche 1544 und 1558 von Hessen belehnt (Rev.). Bei der Familie von Kolmatsch verbleibt Wommen bis zu deren Aussterben 1562. Nach dem Heimfall an Hessen wird es bis 1596 von Hessen über die landgräflichen Beamten in Sontra verwaltet. Nach Erwerb für 7000 Reichstaler bleibt Wommen bis zum Heimfall 1621 bei den Treusch von Buttlar auf Nesselröden. Landgraf Moritz überlässt es bis 1641 seiner Gemahlin Juliane und deren Töchtern, bis es von Geyso für 3000 Reichstaler erwirbt und bis 1665 behält. In diesem Jahr tritt die Familie von dem Brinck die Erbschaft an, ihr folgt 1765 die von Lindau bis 1806, dann die von Kutzleben (1807-1879), von Eichel-Streiber (1879-1908) und schließlich die von Schutzbar-Milchling (1908-1946). 1946 folgt der Deutsche Gemeinschafts-Diakonie-Verband, Marburg als Stiftung der Baronin Margot von Schutzbar für ein Altersheim mit der Benennung "Margot von Schutzbar-Stiftung" (K. Gonnermann, Wommen, 1747, S. 3-4)

Gemeindeentwicklung:

Am 1.12.1970 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur Gemeinde Herleshausen zusammengeschlossen, deren Ortsteil Wommen seitdem ist.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • vgl. Herrschaft
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Kirche 1388 erwähnt
  • 1507 erhält die Kirche einen mainzischen Ablassbrief (Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 383). Ein Kirchengebäude mit Glocke und Uhr ist vor 1600 nachweisbar (K. Gonnermann, Wommen, 1747, S. 9 Anm. 21). Heutiges Gebäude 1739 bis 1744 im Auftrag des Albrecht Eberhard von dem Brinck errichtet. Großer Saalbau mit Mansarddach und Westturm mit achteckigem Fachwerkaufsatz

Pfarrzugehörigkeit:

Die Kirche ist 1538 (Weimar, Gesamtarchiv D 337), 1585 ebenso wie 1872 und 1994 Filial von Herleshausen

Patronat:

1527 fällt das Patronatsrecht an die Landgrafschaft Hessen, der es auch noch 1747 zusteht

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.

Kultur

Schulen:

1748 ist das Schulhaus zwei Jahre alt und wird vom Schulmeister bewohnt

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Nach der Reformation ist Wommen Sitz eines gleichnamigen Gerichtsstuhls, dem Richelsdorf und Teile Weißenhasels sowie die Höfe Erdmannshain und Ziegelhof unterstehen.

Mühlen:

1747 werden 2 Mahl- und eine Ölmühle genannt. Vgl. Steinmühle

Die Dorf- (oder Unter-) mühle in der Nähe der Kirche wird 1747 mit oberschlächtigem Mahlgang mit dem Wasser des Wommenbaches angetrieben. 1897 Einbau einer Turbine, 1952 Betrieb eingestellt. Die nahe gelegene Ölmühle stellt ihren Betrieb noch im 19. Jahrhundert ein.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Wommen, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/7313> (Stand: 21.2.2024)