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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 25. Allendorf
Gerichtsstätten
Gerichtsplatz in Frankershausen

Weitere Informationen

Frankershausen

Ortsteil · 230 m über NN
Gemeinde Berkatal, Werra-Meißner-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

11 km westnordwestlich von Eschwege gelegen

Lage und Verkehrslage:

Dorf an den Nordostausläufern des Meißners in einer Niederung der Berka am Beginn des Höllentals. Älterer Ortskern rund um Kirche und Anger, spätere Erweiterung an beiden Seiten der Berka. In jüngerer Zeit Siedlungsausdehnung vor allem nach Nordosten. Durch den Ort verläuft parallel zum Fluss die L 3242 (Berkastraße) auf die von Norden kommend die L 3422 trifft.

Ersterwähnung:

876

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • locus (9. Jahrhundert
  • civitas (1111)
  • villa; vorwerch (1095)
  • villa (1272)
  • Dorf (1356)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

Umlegung der Flur:

1936

Älteste Gemarkungskarte:

1755

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3564424, 5678289
UTM: 32 U 564324 5676457
WGS84: 51.23586° N, 9.921388° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

636002020

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 857, davon 505 Acker (= 58.93 %), 118 Wiesen (= 13.77 %), 75 Holzungen (= 8.75 %)
  • 1961 (Hektar): 812, davon 67 Wald (= 8.25 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1498: 31 Haushaltungen (Bilsteiner Salbuch)
  • 1585: 95 Haushaltungen, darunter 51 von Dörnberg (Der ökonomische Staat)
  • 1747: 155 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
  • 1779: 4 Müller, 34 Fuhrleute, 3 Schmiede, 4 Wagner, 3 Zimmerleute, 5 Maurer, 3 Schneider, 10 Leineweber so zugleich Tagelöhner, 1 Schreiner, 1 Weißbinder, 3 Schuhmacher, 2 Wirte, 27 Tagelöhner, 10 Juden und 15 einzelne Weibspersonen
  • 1885: 885, davon 787 evangelisch (= 88.93 %), 10 katholisch (= 1.13 %), 88 Juden (= 9.94 %)
  • 1961: 1023, davon 903 evangelisch (= 88.27 %), 112 katholisch (= 10.95 %)
  • 1970: 1025

Diagramme:

Frankershausen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1414: Landgrafschaft Hessen, Amt/Gericht Bilstein
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederfürstentum Hessen, Amt Eschwege, Gerichtsstuhl Abterode
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Eschwege, Gericht Bilstein
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege, Gericht Bilstein
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Abterode
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege, Gericht Bilstein
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis

Altkreis:

Eschwege

Gericht:

  • 1414: Dorf des Gerichts Bilstein (Amtsrechnung)
  • 1585: Zum Gerichtsstuhl Abterode des Amts Eschwege gehörig
  • 1814-1821: Kurfürstliches Gericht Bilstein
  • 1822: Justizamt Eschwege
  • 1834: Justizamt Eschwege II
  • 1837: Justizamt Abterode
  • 1867: Amtsgericht Abterode
  • 1879: Amtsgericht Abterode
  • 1932: Amtsgericht Bad Sooden-Allendorf
  • 1945: Amtsgericht Witzenhausen
  • 1950: Amtsgericht Eschwege

Herrschaft:

Im 13. Jahrhundert zumindest teilweise zur Herrschaft der Grafen von Bilstein, die dem Kloster Germerode das Patronatsrecht übertragen. 1356 verkauft Hermann von Treffurt dem Kloster Germerode Einkünfte von einem Gut in Frankershausen. Um 1376 besitzen Teynhard Dyte und seine Brüder Burglehen in Frankershausen von Landgraf Hermann von Hessen. 1405 bittet Hartrad von Hundelshausen Landgraf Hermann, seinen Eidam Gerlach Meysenbug mit Lehnsgefällen zu Frankershausen zu belehnen. Ebenso haben im 15. Jahrhundert Bodo von Wickersa und sein Bruder Heinrich u.a. 7 Hufen Land zu Frankershausen als Mannlehen der Landgrafen inne.

Gemeindeentwicklung:

Am 31.12.1971 erfolge im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Gemeinde Berkatal, deren Ortsteil und Gemeindeverwaltungssitz Frankershausen wurde.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Im 9. Jahrhundert ist Besitz des Klosters Fulda u.a. durch Schenkungen nachgewiesen.
  • 1195 erhält das Kloster Germerode den Besitz des Vorwerks Frankenhausen von Papst Coelestin bestätigt. 1272 erhält das Kloster eine Hufe von Dietrich von Waldolverot und kann in der Folge weiteren Besitz erwerben. 1451 besitzt Germerode in Frankenhausen die probisthube, die zu Erbpacht für jährlich 4 Malter ausgetan ist.
  • 1425 erwerben die von Dörnberg das Dorf Frankenhausen von denen von Wickersa. Sie werden bis ins 19. Jahrhundert zum bedeutendsten Adelsgeschlecht des Ortes und erwerben mehrere Höfe. Die Burg Frankershausen ist hessisches Lehen der von Dörnberg laut Rev. von 1485 bis 1761, ebenso das Dorf (Rev.) 1463.
  • Vorübergehend haben auch die von Meyensbug Besitztitel in Frankershausen.

Zehntverhältnisse:

876 wird dem Kloster Fulda den Zehnten in Frankershausen bestätigt

Ortsadel:

Adlige 1075, 1258-1268 und 1301

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • pleban (1267)
  • ecclesia (1277)
  • Klassizistisch erweiterte Querkirche mit romanischem, gotische verändertem Chorturm. 1827 wurde das ursprüngliche Schiff abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt.
  • Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde eine alte Baracke auf dem Wartberg vorübergehend als Katholische Kirche genutzt

Pfarrzugehörigkeit:

1585 gehören Wolfterode, Hitzerode, Frankenhain und Oberndorf zur Pfarrei, bis auf das wüst gefallene Oberndorf besteht diese Struktur auch noch 1872. Hitzerode gehört 1994 zu Albungen.

Patronat:

Die Grafen von Bilstein schenken dem Kloster Germerode zuerst 1277 ein Drittel, dann 1297 das ganze Patronat. 1527 fallen die Rechte mit der Auflösung des Kloster an die Landgrafen.

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Jakob Helwig 1538-1556

1536 wurde Frankershausen von dem Allendorfer Vikar Johannes Leinebach versehen.

Kirchliche Mittelbehörden:

Archidiakonat Heiligenstadt

Dekanat Allendorf

Juden:

Provinzial-Rabbinat Kassel; 1835: 70; 1861: 96; 1871: 92; 1885: 88; 1895: 67; 1905: 67 (65?); 1932/33: 27 Juden (2,74% der Gesamtbevölkerung); letzte Abmeldung im Mai 1941.

viele Juden wanderten um die Jahrhundertwende nach Eschwege ab;

bereits im 16. Jh Juden erwähnt; Juden zu Beginn des 18. Jhs. wohnhaft; Familie Dörnberg Patrimonialherrschaft.

Berufe: Händler, Kaufleute und Handwerker.

Synagoge 1855 an der Lehmkaute gebaut; 36 Männer- und 21 Frauenplätze; 1938 Innenraum zerstört; 1940 Gebäude abgerissen; zuvor war Betraum in Privathaus genutzt worden.

Schule: jüdische Elementarschule seit Mitte des 19. Jahrhunderts; mangels Schüler wurde die Schule 1922 aufgelöst.

Friedhof in Abterode genutzt.

(alemannia-judaica)

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Wirtschaft:

Ursprünglich überwiegend Landwirtschaft sowie Fuhrgewerbe für Salz- und Weinhandel.

In der Gemarkung befanden sich Reviere des älteren Kupferbergbaus, vorwiegend im 16./17. Jahrhundert (vgl. Kupferhütte)

Mühlen:

In der Gemarkung von Frankershausen befanden sich die Blaumühle , Oberdorfer Mühle, Superintendentenmühl (Waltersmühle), Leppermühle und die Schafhöfer Mühle. Im Dorf selbst existierte die Kühl- oder Kielmühle, die an den Gutshof der Herren von Dörnberg angrenzte, als dessen Zubehör sie galt. Sie wird 1544 erstmals erwähnt. Sie wurde mit dem Wasser der Berka über ein oberschlächtiges Wasserrad betrieben, das 1953 durch eine Turbine ersetzt wurde. Seit 1978 ist sie außer Betrieb.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Frankershausen, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/5729> (Stand: 20.11.2023)