Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Geismar

Stadtteil · 345 m über NN
Gemeinde Frankenberg (Eder), Landkreis Waldeck-Frankenberg 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

4,5 km nordöstlich Frankenberg (Eder)

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf regelhaften Grundrissmerkmalen und geringer Siedlungsdichte an der B 253 von Frankenberg (Eder) nach Bad Wildungen. Teilung des Ortes durch den Heimbach in Ober- und Niederdorf

Ersterwähnung:

1196

Siedlungsentwicklung:

1318 führte der nördliche Siedlungsbereich von Geismar die Bezeichnung Niederndorf. Anfang des 18. Jahrhunderts war diese Unterteilung nicht mehr präsent.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (1249)

Ortsteile:

  • Dorf (1577)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • 1318 führte der nördliche Siedlungsbereich von Geismar die Bezeichnung Niederndorf. Anfang des 18. Jahrhunderts war diese Unterteilung nicht mehr präsent.

Umlegung der Flur:

1922/23, 1925

Älteste Gemarkungskarte:

1842

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3490319, 5659939
UTM: 32 U 490249 5658115
WGS84: 51.074466° N, 8.86081° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

635011040

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 894, davon 563 Acker (= 62.98 %), 163 Wiesen (= 18.23 %), 5 Holzungen (= 0.56 %)
  • 1961 (Hektar): 889, davon 2 Wald (= 0.22 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1577: 67 Hausgesesse
  • 1747: 101 Haushaltungen
  • 1885: 658, davon 640 evangelisch (= 97.26 %), 2 katholisch (= 0.30 %), 16 andere Christen (= 2.43 %)
  • 1961: 885, davon 796 evangelisch (= 89.94 %), 78 katholisch (= 8.81 %)

Diagramme:

Geismar: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1238: Zent Geismar in der Grafschaft Stiffe (-Battenberg)
  • 1265: cometie Geismar (zum Umfang s. Mittelpunktfunktion)
  • 1335: iudicium in Geismar quod vulgariter ungebodinding vocatur
  • 1459 und vollständig 1526/27: gehört das Gericht Geismar zum landgräflichen Amt Frankenberg-Wolkersdorf
  • 1557: Landgrafschaft Hessen, Amt Frankenberg
  • 1577: Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Wolkersdorf, Gericht Geismar
  • 1604: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Frankenberg
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Oberhessen, Amt Frankenberg
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Oberhessen, Amt Frankenberg
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Werradépartement, Distrikt Marburg, Kanton Frankenau
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Oberhessen, Amt Frankenberg
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Frankenberg
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Frankenberg
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Frankenberg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg

Altkreis:

Frankenberg

Gericht:

  • Blutgerichtsbarkeit, Liegenschaftsangelegenheiten, niedere Gerichtsbarkeit
  • 1482 ist das Stadtgericht Battenberg Oberhof für das Gericht Geimar, 1493 und später das Gericht in Frankenberg
  • 1810: Friedensgericht Frankenau
  • 1821: Justizamt Frankenberg
  • 1832: Justizamt Frankenau
  • 1853: Justizamt Frankenberg
  • 1867: Amtsgericht Frankenberg

Herrschaft:

1238 wird die Zent Geismar als Bestandteil der Grafschaft Stiffe-Battenberg bezeichnet, deren Lehnsträger die edelfreien Vögte von Keseberg sind. Im Spätmittelalter ist die Geschichte des Gerichts von Auseinandersetzungen zwischen den Landgrafen von Hessen und dem Erzbischof von Mainz um die Hoheit über dieses Gericht gekennzeichnet. Die Gerichtsrechte werden mehrfach geteilt bzw. verpfändet. Seit 1334 lassen sich die Vögte von Keseberg als Erbburgmannen des Landgrafen auf der neu errichteten Burg Hessenstein nachweisen, wodurch die Postion des Mainzer Erzstifts maßgeblich geschwächt wird. Allerdings müssen die Landgrafen einen Teil ihrer Gerichtsrechte 1348 an des Kloster Haina versetzen. Während bereits 1464 der Mainzer u.a. Anteil am Gericht Geismar an Hessen versetzt wird, kommen die Gerichtsrechte endgültig 1526/27 durch die Auflösung des Kloster Haina an die Landgrafschaft.

Gemeindeentwicklung:

Seit dem 1.7.1971 gehört Geismar als Stadtteil zur Stadtgemeinde Frankenberg.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1238 verkaufen die Grafen Siegfried III. von Battenberg und seine Brüder, die Grafen Widekind II. und Werner II., dem Mainzer Erzbischof Siegfried III. jeweils die Hälfte von Burg und Stadt Battenberg und der Feste Kellerberg, die dazwischen liegenden Städte sowie die Grafschaft Stift (Stiffe), in deren Grenzen die Zent Geismar liegt.
  • 1249 verkauft Alheid gen. Vögtin (advocatissa) von Keseberg mit Zustimmung ihrer Söhne, der Edlen Heinrich, Widekind, Gerlach und Widekind eine Hufe in Geismar am Ende des Dorfes gegen Westen mit 4 Hausstätten (aera) an das Kloster Georgenberg bei Frankenberg für 7 Mark und gelobt Währschaft nach Landesrecht. In der Folge (1259, 1372) erwirbt das Kloster weitere Güter durch Schenkung oder Kauf.
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1196: pastor ecclesie
  • 1240: parrochia Geismariensis (Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, S. 73-74, Nr. 113)
  • Kirche 1829/30 an der Stelle eines älteren baufälligen, gewölbten romanischen Baus errichtet

Patrozinien:

  • Martinus [1343]

Pfarrzugehörigkeit:

vor 1477: Kapelle in Wickersdorf

1252: wird Frankenberg von Geismar getrennt

1577 sind Dörnholzhausen, Allendorf, Ellershausen, Haubern und Dainrode Filialen, 1871 ist Dörnholzhausen eingepfarrt, Allendorf, Ellershausen, Haubern und Dainrode sind Filiale.

1994 sind Dainrode, Dörnholzhausen und Haubern eingepfarrt

Patronat:

1196: Graf Arnold von Schaumburg und Vogt Heinrich von Keseberg, später sind die Vögte von Keseberg allein berechtigt

1393: der letzte Keseberger Heinrich schenkt den Patronat den Johannitern zu Wiesenfeld; Schenkung unwirksam

1409: Johann von Hohenfels, der Ganerbe und Adoptivsohn von Heinrich, wird mit dem Kirchsatz belehnt

1527: Landgrafen von Hessen

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Heusener bis ca. 1530

Reformierter Bekenntniswechsel: 1606(?), 1624 wieder lutherisch.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Stephan, Dekanat Christenberg, Sendbezirk Geismar

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Zum Sendbezirk Geismar gehörten im 15. Jahrhundert: Albershausen, Allendorf, Eder-Bringhausen, Butzbach, Dainrode, Dörnholzhausen, Ellershausen, Geismar, Haubern, Hemmenhausen, Hessele, Oberorke, Sachsenberg, Schreufa, Treisbach, Viermünden.

Zum Gericht Geismar gehörten 1571 neben Geismar die Orte Allendorf bei Frankenau, Dainrode, Ellershausen, Haubern, Dörnholzhausen, Willersdorf, Hof Willershausen und Ederbringhausen.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Geismar, Landkreis Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/1139> (Stand: 27.11.2022)