Historisches Ortslexikon
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- KDR 100, TK25 1900 ff.
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- Fürstentum Waldeck und Pyrmont 1866
Weitere Informationen
Rhoden
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Ortsteil · 297 m über NN
Gemeinde Diemelstadt, Landkreis Waldeck-Frankenberg - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Stadt
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Lagebezug:
10 km nördlich von Bad Arolsen
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Lage und Verkehrslage:
Stadt unmittelbar an der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen (Hochsauerlandkreis und Kreis Höxter) mit geringer Siedlungsdichte und einfachem, unregelmäßigem Grundriss in nordsüdlicher Ausrichtung am Osthang einer älteren Burganlage. Am Südhang jüngere Neustadtanlage. Kirche in der Altstadt in zentraler Lage auf einer Terrasse. Moderne Siedlungsausdehnung entlang der Hauptverkehrsachse nach Süden und Norden.
Chaussee nach Bad Arolsen.
Östlich der Ortslage verläuft die Bundesstraße B 252, die den Ort über die Auf-/Abfahrt Diemelstadt mit der nördlich des Ortes verlaufenden A 44 verbindet. Von der B 252 geht südlich von Rhoden die L 3081 nach Volkmarsen ab.
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Ersterwähnung:
1219
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Siedlungsentwicklung:
Die älteste Siedlung befand sich nördlich von Rhoden im Bereich von Alt-Rhoden. Mit der Anlage der im Schutz der Burg gelegenen befestigten Stadt Rhoden Ende des 13. Jahrhunderts gingen Funktionen der älteren Siedlung auf dieses über. Die Stadt wurde mit Mauern und Türmen befestigt und verfügte über zwei Tore, das Rhoder Tor im Norden und das Detelsheimer (oder Driescher) Tor im Süden. Nach dem 30jährigen Krieg wurden die Mauern erneuert, nach 1784 jedoch wieder abgerissen.
Neustadtgründung südlich der Altstadt Mitte des 17. Jahrhunderts
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Vorbemerkung Historische Namensformen:
Vgl. auch Alt-Rhoden, Burg Rhoden und Rhöda
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Historische Namensformen:
- Rothen, de (1219) [Bestätigung von 1232 Urkunden des Klosters Hardehausen, S. 90-91, Nr. 62, Westfälisches Urkundenbuch 4.1, S. 54, Nr. 79]
- Rothen, in castro (1236) [Kopiar Mitte 16. Jahrhundert HStAM Bestand 133 f Nr. Arolsen 1, fol. 4]
- Rothen, in castro nostro (1237) [Urkunden Kloster Bredelar, S. 56, Nr. 29]
- Roden (1244) [Westfälisches Urkundenbuch Bd. 7: Urkunden des kölnischen Westfalens vom J. 1200 - 1300, S. 253-254, Nr. 568]
- Roden (1294) [Westfälisches Urkundenbuch 4,3, S. 1046-1049, Nr. 2312]
- Roden, tho (1339) [Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1, S. 331-332, Nr. 652]
- Roide, in (1433) [Urkunden Kloster Hardehausen, S. 685, Nr. 1063]
- Raden (1540)
- Rhoden (1733) [HStAD Bestand P 23 Nr. 56]
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Bezeichnung der Siedlung:
- oppidum (1244)
- castrum et oppidum (1294)
- unse borg tho Roden unde das wygbilde dar vore; Stait (1339)
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
- Alt-Rhoden
- Am Jungfernborn
- Detelsheim
- Gashol
- Georgenhof
- Huxmühle
- Im Stock
- Laubach
- Rennebaken
- Steinmühle
- Lusthaus (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
- Schloss Rhoden (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
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Burgen und Befestigungen:
- Die älteste Siedlung befand sich nördlich von Rhoden im Bereich von Alt-Rhoden. Mit der Anlage der im Schutz der Burg gelegenen befestigten Stadt Rhoden Ende des 13. Jahrhunderts gingen Funktionen der älteren Siedlung auf dieses über. Die Stadt wurde mit Mauern und Türmen befestigt und verfügte über zwei Tore, das Rhoder Tor im Norden und das Detelsheimer (oder Driescher) Tor im Süden. Nach dem 30jährigen Krieg wurden die Mauern erneuert, nach 1784 jedoch wieder abgerissen.
- Neustadtgründung südlich der Altstadt Mitte des 17. Jahrhunderts
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Älteste Gemarkungskarte:
1859
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3500719, 5704509
UTM: 32 U 500645 5702667
WGS84: 51.475165° N, 9.009286° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
635008070
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Flächennutzungsstatistik:
- 1885 (Hektar): 2806, davon 1129 Acker (= 40.24 %), 304 Wiesen (= 10.83 %), 936 Holzungen (= 33.36 %)
- 1961 (Hektar): 2801, davon 1143 Wald (= 40.81 %)
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Einwohnerstatistik:
- 1738: 217 Häuser
- 1770: 212 Häuser, 1095 Einwohner
- 1885: 1455, davon 1396 evangelisch (= 95.95 %), 11 katholisch (= 0.76 %), 48 Juden (= 3.30 %)
- 1895: 1384, davon 1317 evangelisch (= 95.16 %), 20 katholisch (= 1.45 %), 47 Juden (= 3.40 %)
- 1961: 1690, davon 1535 evangelisch (= 90.83 %), 136 katholisch (= 8.05 %)
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- 1339 und 1390: Grafschaft Waldeck, Amt Rhoden
- 1537: Grafschaft Waldeck, Amt Rhoden
- 1712: Fürstentum Waldeck, Amt Rhoden
- 1755/57: Fürstentum Waldeck, Amt Rhoden
- bis 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Amt Rhoden
- 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberamt der Diemel (Sitz in Arolsen)
- 1816: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberjustizamt der Diemel (Sitz in Rhoden)
- 1850: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Kreis der Twiste (Sitz bis 1857 in Mengeringhausen, dann in Arolsen)
- 1919-1929: Freistaat Waldeck, Kreis der Twiste
- 1929: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Kreis der Twiste
- 1942: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg
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Altkreis:
Waldeck
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Gericht:
- 1537: Freistuhl Mengeringhausen
- 1816: Oberjustizamt der Diemel (Sitz in der Stadt Rhoden)
- 1850: Kreisgericht Arolsen
- 1868/69: Amtsgericht Arolsen
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Herrschaft:
Seit dem 13. Jahrhundert im Besitz der Grafen von Waldeck, vermutlich ursprünglich als Lehen des Bischofs von Paderborn. 1294 verbünden sich der Kölner Erzbischof und der Bischof von Paderborn gegen den Grafen von Waldeck, da u.a. dessen Bau von Burg und Stadt Rhoden ohne ihre Zustimmung innerhalb des Herzogtums Westfalen geschehen sei. 1339 verschreibt Graf Heinrich IV. von Waldeck seiner Schwiegertochter Mechthild von Braunschweig zur Leibzucht Burg und Stadt Rhoden. Im 14. und 15. Jahrhundert verpfänden die Waldecker Grafen Schloss und Stadt Rhoden mehrfach (vgl. Burg Rhoden). Seit 1452 betrachten die Erzbischöfe von Mainz die Burg Rhoden als an Waldeck verpfändet. 1479 erteilen die Grafen von Waldeck der Stadt das Privileg von der Gerichtsbarkeit der umliegenden Gogrichte befreit zu sein (Abschrift; Hermann Steinmetz, Die Anfänge des Amtes Rhoden, in: Geschichtsblätter für Waldeck und Pyrmont 52 (1960), S. 42-49, hier S. 47).
1508 werden Schloss, Stadt und Amt Rhoden zwischen der Eisenberger und der Wildunger Linie der Grafen von Waldeck gleichmäßig geteilt. Der Zustand besteht noch 1537. 1681 verzichtet Kurmainz auf alle Ansprüche an Rhoden.
Bereits 1244 bezeichnet Graf Adolf von Waldeck Rhoden als oppidum nostrum.
1343 erscheinen officiatus und iudex secularis des Landesherrn neben Bürgermeister, Rat und ganzer Gemeinde zu Roden (HStAM Bestand Urk. 85 Nr. 2060). 1485 urkunden und siegeln Bürgermeister und Rat der Stadt Rhoden (Klosterarchive 7: Die oberhessischen Klöster 3,1, S. 382, Nr. 563).
1658 Privilegierung der Bewohner der Neustadt zu Rhoden durch Graf Georg Friedrich von Waldeck (HStAM Bestand 115/04 Nr. Rhoden 8).
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Gemeindeentwicklung:
Im Zuge der hessischen Gebietsreform wurde Rhoden 1970 der neu gebildeten Gemeinde Diemelstadt angeschlossen. Der Sitz der Gemeindeverwaltung befindet sich in Rhoden.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- vgl. Herrschaft
- 1433 ist ein kurkölnischer Hof in Rhoden (Roide) erwähnt.
- 1304 überträgt der Paderborner Domherr der Stadt Rhoden vor dem Grafen Otto von Waldeck seine in Rennebaken und Rhoden gelegenen Güter. (Westfälisches Urkundenbuch 9,1: Urkunden des Bistums Paderborn 1301-1325, S. 107-108, Nr. 257). Das Stift Paderborn besaß den sogenannten Domhof.
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Zehntverhältnisse:
1339 wird auch der Zehnte am haghi korne Mechthild von Braunschweig verschrieben (vgl. Herrschaft)
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- 1231: Pfarrei (ursprünglich Alt-Rhoden)
- 1735-54: Kirchneubau nach einem Brand 1735 unter Verwendung der Mauern eines im 16. Jahrhundert in gotischem Stil errichteten Vorgängerbaus
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Patrozinien:
- Maria; Bartholomäus
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Pfarrzugehörigkeit:
Bereits 1231 ist Rhoden Pfarrei. Ammenhausen, Dehausen, das Orpethal und seit der Einpfarrung bis 1682 Wrexen gehören zunächst hierher, dann aber zu der 1660 gegründeten Diakonatsstelle in Rhoden, die 1906 wieder aufgehoben wird. Ammenhausen und Dehausen bleiben eingepfarrt bzw. sind Filialgemeinde von Rhoden.
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Patronat:
Das Patronatsrecht besitzt ursprünglich das Domkapitel von Paderborn, dessen Rechte noch 1537 anerkannt werden. Später besetzen die Grafen von Waldeck die Pfarrei.
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Diakonische Einrichtung:
1886 Diakonissen des Waldeckschen Diakonissenhauses Sophienheim, Arolsen, arbeiten im Kindergarten und in der Gemeindepflege
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Bekenntniswechsel:
Einführung der Reformation in der Grafschaft Waldeck ab 1526.
Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Henrich Düvel um 1547
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Kirchliche Mittelbehörden:
15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Diözese Paderborn, Archidiakonat Warburg
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Juden:
Statistik: 1802: 5 Familien; 1826 (12 Familien: (68 Personen); 1847: 70 (15 Familien); 1905: 48; 1925: 26 Seelen (2,00% der Gesamtbevölkerung); 1932/33 keine eigene jüdische Gemeinde im Ort mehr existent; Zusammen mit Wrexen,das 1905 zur Gemeinde gehörten, lebten 1932/33 60 Juden in den beiden Orten.
1765: erste Familie in Finanzliste der Stadt; erster Schutzbrief 1767; 1803 folgte die Aufhebung des Leibzolls, 1814 die des Schutzgeldes. Waldeckische Organisationsedikt vom 28. Januar 1814 stellt Juden den restlichen Bürgern gleich.
Berufe: Mazzenbäckerei im Ort, die waldeckisches Gebiet beliefert; Gemischtwarenhandel
Ort verfügte über Synagoge in der Landstraße 22, erbaut vor 1850; sie war um die Jahrhundertwende baufällig; 1938 wird die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört und das Gebäude niedergebrannt.
Religionsschule (Lehrer zugleich Schächter und Vorsänger); der Friedhof wurde im 18. Jh. am Heithübel (heute: Heidhügel) angelegt, 1878 wurde dieser erweitert; 1924 erste Schändung des Friedhofs, 1966 letzte Belegung.(alemmenia-judaica; alemannia-judaica)
- Kultur ↑
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Schulen:
1650 Volksschule
1855 Fortbildungsschule; 1877 Neubau der Volksschule; 1924 Berufsschule mit gewerblichen und landwirtschaftlichen Klassen
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Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
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Historische Ereignisse:
1476 Überfall und Plünderung der Stadt durch den Grafen von Rietberg
Stadtbrände: 1540, 1632, 1636, 1735, 1753, 1873 und 1900
- Wirtschaft ↑
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Mittelpunktfunktion:
1339 besteht das Amt Rhoden aus Burg und Stadt Rhoden, Altrhoden, Rennebaken, Wethen, Rekene, Recklinghausen, Eilhausen, Ammenhausen, Schmillinghausen, und Pessinghausen. In der Frühen Neuzeit war Rhoden zeitweise Residenzort oder diente als Aufenthaltsort der Grafen von Waldeck (vgl. Burg Rhoden).
1816-1867 ist Rhoden Sitz des Oberamtes der Diemel, das neben Rhoden die Orte Schmillinghausen, Herbsen, Hörle, Ammenhausen, Dehausen, Wethen, Wrexen, Billinghausen, Hesperinghausen, Helmighausen, Neudorf, Kohlgrund, Eilhausen und Brobeck umfasst.
1970 wird Rhoden Sitz der Gemeindeverwaltung von Diemelstadt.
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Wirtschaft:
S. auch Rotshammer
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Rhoden. Waldeckische Ortssippenbücher 51
- Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel: 2. Kreis der Twiste, S. 209-227
- W. Medding/I. Bechert, Artikel Rhoden, in: Hessisches Städtebuch, S. 367-368
- Bockshammer, Grafschaft Waldeck, S. 177-187
- Knappe, Burgen in Hessen, S.130
- Baum, Die evangelischen Geistlichen, in: Geschichtsblätter für Waldeck und Pyrmont 39 (1939), S. 94
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 2, s. 222f
- Berbüsse, Geschichte der Juden in Waldeck. Emanzipation und Antisemitismus vor 1900, S. 41
- Zitierweise ↑
- „Rhoden, Landkreis Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/1700> (Stand: 22.3.2024)