Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Übersichtskarte Hessen
Messtischblatt
5022 Schwarzenborn
Moderne Karten
Kartenangebot der Landesvermessung
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
Historische Karten
Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 53. Schwarzenborn
Gerichtsstätten
Gerichtsplatz in Großropperhausen

Großropperhausen

Ortsteil · 350 m über NN
Gemeinde Frielendorf, Schwalm-Eder-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

8 km nördlich von Neukirchen.

Lage und Verkehrslage:

Dorf mit komplexem Grundriss im weit ausladenden Tal des Ohebachs. Oberdorf mit regellosem Grundriss. Auf einer Geländekante die Reste der ehemaligen Burg. Nach Südosten, an das Oberdorf anschließend, regelhafte Bebauung beiderseits einer teilweise angerartig auseinanderlaufenden Straßenführung auf einem schwach ausgebildeten Feldrücken. In Ortsmitte, direkt auf der Straßenkreuzung stand 1712 eine geleitete Linde (Gemarkungskarte). Am südöstlichen Ortsrand Gutskomplex mit Schloss und Park. Im Norden moderne Wohnsiedlung.

Straßen von Frielendorf und Lenderscheid vereinigen sich am Ortsrand, um sich südöstlich von Großroppershausen nach Seigertshausen und Schwarzenborn wieder zu verzweigen.

Straße von Obergrenzebach.

Ersterwähnung:

1232

Historische Namensformen:

  • Raporgehusen, in (1232) (Helbig, Amt Homberg, S. 24)
  • Ruporgehusen (1248) (UA Ziegenhain)
  • Roporgehusen inferior et superior (1249) (UA Kappel)
  • Roperhusen, de (1289)
  • Rupergehusen (1377) (UA Kappel)
  • Ruppirgishusen (1421) (UA Kappel)
  • Rumphusen (15. Jahrhundert)
  • Roppershausen (1585)
  • Großropperhausen
  • Groß-Ropperhausen
  • Ropperhausen, Groß-

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • Burg Ropperhausen
  • Hofgut:
  • Das noch bestehende Hofgut der von Baumbach mit U-förmigen Wirtschaftsgebäudekomplex am Südost-Ausgang des Ortes, 1711-24 erbauten (Herrenhaus von 1832).
  • Der Gutsbezirk umfaßte 1895: 130 Hektar Ackerland und Gärten, 60 Hektar Wiesen, 79 Hektar Hutung, 148 Hektar Wald.

Umlegung der Flur:

1877/1879

Älteste Gemarkungskarte:

1712

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3526103, 5644991
UTM: 32 U 526018 5643173
WGS84: 50.939593° N, 9.370313° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

634004040

Flächennutzungsstatistik:

  • a) Gemarkung Großropperhausen:
  • 1838 (Kasseler Acker): 1018 stellbares Land, 1165 Wiesen, 40 Gärten.
  • 1885 (Hektar): 1390, davon 427 Acker (= 30.72 %), 428 Wiesen (= 30.79 %), 401 Holzungen (= 28.85 %)
  • 1961 (Hektar): 1416, davon 486 Wald.
  • b) Burgsitz/Schloss Großropperhausen:
  • 1783 umfasste der damals aus 2 Höfen bestehende Burgsitz an Zubehör (Kasseler Acker): 410 Land, 300 Wiesen, 30 Garten, 10 Triesche, 300 Triften und Wüstungen, 1350 Waldungen; ferner gehörten zum Burgsitz: ein Wirtshaus ("Zum toten Ochsen"), ein Brauhaus

Einwohnerstatistik:

  • 1585: 86 Hausgesesse.
  • 1639: keine Angaben. 1681: 40 Hausgesesse.
  • 1783: 112 Häuser, 519 Einwohner.
  • 1783: 4 Schneider, 5 Schuhmacher, 1 Schmied, 1 Schreiner, 1 Fenstermacher, 6 Leineweber, 1 Krämer, 2 Branntweinschenken, 20 Tagelöhner (-innen), 3 Müller.
  • 1834: 777, 1885: 728 Einwohner.
  • 1838 (Familien): 48 Ackerbau, 42 Gewerbe, 63 Tagelöhner.
  • 1861: 769 evangelisch-reformierte, 1 römisch-katholische Einwohner, 1 Mitglied abweichender Sekten, 83 Juden.
  • 1885: 728, davon 681 evangelisch (= 93.54 %), 3 katholisch (= 0.41 %), 44 Juden (= 6.04 %)
  • 1925: 693, 1939: 699, 1950: 925, 1961: 860 Einwohner.
  • 1961 (Erwerbspersonen): 197 Land- und Forstwirtschaft, 146 produzierendes Gewerbe, 20 Handel und Verkehr, 30 Dienstleistungen und Sonstiges.
  • 1961: 860, davon 790 evangelisch (= 91.86 %), 67 katholisch (= 7.79 %)

Diagramme:

Großropperhausen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • Vor 1354 und später: Gericht Roppershausen.
  • 1569 und später: Gericht am Spieß (Frielendorf)
  • 1807-1813: Königreich Westfalen, Departement der Werra, Distrikt Hersfeld, Kanton Frielendorf
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Grafschaft Ziegenhain, Amt Ziegenhain
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Ziegenhain
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Ziegenhain
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Ziegenhain
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Ziegenhain
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Ziegenhain
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis

Altkreis:

Ziegenhain

Gericht:

  • a) Gericht (Groß-)Ropperhausen:
  • Im Bereich einer ehemaligen hersfeldischen Villikation als adliges Gericht im 14. Jahrhundert greifbar. In dieser Zeit sind Teile oder das gesamte Gericht im Besitz des Ritters Ludwig von Heimbach.
  • 1354 sind die von Gilsa Inhaber eines Teils des Gerichts.
  • Um 1376 und später ist das Gericht landgräfliches Lehen der von Gilsa, wobei aber die Hälfte des Gerichts schon seit 1370 von den von Gilsa an Kloster Spieskappel verpfändet ist.
  • 1698 verkaufen die von Gilsa 3 Viertel, 1719 das restliche Viertel von Schloss und Gericht Ropperhausen an die von Baumbach.
  • Die Kompetenz des Gerichts umfasste die hohe und niedere Gerichtbarkeit.
  • Die hohe Gerichtsbarkeit wird den Junkern 1578 streitig gemacht.
  • Sie wird 1591 vertraglich endgültig den Landgrafen zugesprochen.
  • 1591 hat das Gericht seinen Oberhof in Homberg (Efze).
  • 1814: Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit der von Baumbach.
  • Auf eine ehemalige Richtstätte weist der Flurname Galgenstrauch (1 km westlich von Groß-Roppershausen an der Straße nach Obergrenzebach).
  • Zum Gericht gehörten neben Ropperhausen die Ortschaften Kämmershagen, Lanertshausen und Siebertshausen.
  • b) Spätere Gerichtszugehörigkeit:
  • 1822: Justizamt Ziegenhain.
  • Seit 1867: Amtsgericht Ziegenhain.
  • Seit 1945: Amtsgericht Treysa.

Gemeindeentwicklung:

Am 1.1.1974 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Gemeinde Frielendorf, deren Ortsteil Großropperhausen wurde.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Mittelpunkt einer umfangreichen hersfeldischen Villikation, die im 13. Jahrhundert allerdings schon weitgehend in adligen Besitz übergegangen ist.
  • Im Streit mit der Propstei Johannesberg/Hersfeld verzichtet 1232 der Ritter Gerlach Westerschele auf die Villikation der Propsteigüter.
  • Bei den 1249 genannten Patronatsherren Rüdiger, Hartmann und Arnold (vgl. Ortskirche) handelt es sich möglicherweise um die damaligen Besitzer der Villikation.
  • 1334 hat die Pietanz des Klosters Spieskappel Einkünfte in Ropperhausen.
  • 1338 weist der damalige Pleban der beiden Pfarrkirchen am Ort, Bruno genannt Buchsorge, dem Pietanzamt des Klosters Spieskappel testamentarisch die Hälfte seines Besitzes in Ropperhausen zu.

Ortsadel:

Adlige von Roppershausen: 1284-1376 (Helbig, Amt Homberg, S. 113).

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 2 Pfarrkirchen 1249 und 1338 genannt (Classen, Kirchliche Organisation, S. 216; List, Spieskappel, S. 243 mit Anm. 3).
  • 1338 werden beide Kirchen von einem Pleban versehen.
  • 1441 ist die Walpurgiskirche im oberen Teil des Dorfes (Ober-Ropperhausen) Pfarrkirche, die Marienkirche im unteren Teil (Unter-Ropperhausen) Filialkapelle.

Patrozinien:

  • Maria; Walpurgis [1338]

Pfarrzugehörigkeit:

1441 ist die Walpurgiskirche im oberen Teil des Dorfes (Ober-Ropperhausen) Pfarrkirche, die Marienkirche im unteren Teil (Unter-Ropperhausen) Filialkapelle; eingepfarrt sind 1441 ferner die Kapellen von Kämmershagen, Lenderscheid sowie die der späteren Wüstung Hilpertshain, Solnhausen, Rungerode, Bubenhausen und Eilenborn.

Seit 1486 werden beide Ortskirchen nur noch als Filialkapellen geführt.

Nach der Reformation, zuerst 1536, besteht wieder eine Pfarrkiche am Ort, der 1553 Hof Kämmershagen, 1569 Filiale Lenderscheid, 1585 auch Hof Siebertshausen eingepfarrt sind; so noch 1966.

Patronat:

1249 begegnen als Patrone in Unter-Ropperhausen die Herren Rüdiger, Hartmann und Arnold,

1437 Guntram von Gilsa als Patron von Ropperhausen.

1545 waren neben den von Gilsa die von Urff Mitpatrone, nachdem 1536 die von Gilsa allein präsentiert hatten.

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Hersfeld 1513(?)-1544, unbekannt, seit wann evangelisch

Reformierter Bekenntniswechsel: 1605.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Mardorf

Juden:

Provinzial-Rabbinat Marburg; der Gemeinde Frielendorf angeschlossen

1744: 1 jüdische Familie; 1835: 23; 1861: 83 Juden; 1905: 44 Juden; 1932/33: 11 Juden

Eine jüdische Familie war eventuell schon 17. Jahrhundert angesiedelt.

Die Synagoge wurde 1835 errichtet; nach 1938 wird sie zum Wohnhaus umgebaut (Am Kirchberg 16).

Friedhof liegt ca. 300 m nördlich des Ortes, Am Sterkelsberg (alemannia-judaica)

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Gericht (Groß-)Ropperhausen:

Das Gericht (Groß-)Ropperhausen umfasste 1437: Schloss Roppershausen, Lanertshausen (mit Ausnahme der niederen Gerichtbarkeit, siehe dort Gericht), Siebertshausen, Lenderscheid, (Wüstung) Solnhausen, (Wüstung) Schloßrode, (Wüstung) Rungerode, (Wüstung) Lipperode, (Wüstung) Hilpertshain, Kämmershagen, Schachtenbach, (Wüstung) Froschhain (bis 1568), Hof Lore.

Lanertshausen 1591 aus dem Gerichtsverband ausgeschieden.

Wirtschaft:

a) Glashütte (s. d.):

1,5 km östlich von Groß-Ropperhausen ehemalige Glashütte, vermutlich des 15. Jahrhunderts, ergraben;

Dauer des Betriebs unbekannt.

Flurname: In der Glashütte.

b) Schotterwerk (Basaltsteinbruch) (s. d.):

Seit Anfang 20. Jahrhundert Basaltsteinbruch östlich des Ortes (Stormarnwerk),

1913: ca. 140 Beschäftigte;

heute Schotterwerk mit (1986) 45 Beschäftigten.

Mühlen:

1783: 3 Müller (vgl. Statistik). Damals befinden sich im Dorf 2 oberschlächtige Mühlen, die sogenannte Dorfmühle mit 1 Mahlgang und die sogenannte Burgmühle mit 1 Mahlgang.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Großropperhausen, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/4595> (Stand: 18.8.2023)