Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Übersichtskarte Hessen
Messtischblatt
4422 Trendelburg
Moderne Karten
Kartenangebot der Landesvermessung
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
Historische Karten
Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 4. Trendelburg

Weitere Informationen

Sielen

Stadtteil · 136 m über NN
Gemeinde Trendelburg, Landkreis Kassel 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

6,5 km nördlich von Hofgeismar

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit einfachem Grundriss auf ansteigendem Gelände am linken Diemelufer nahe der heutigen Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen (Kreis Höxter). Kirche auf kleiner Kuppe in zentraler Lage. Im Nordwesten tangiert die nach Trendelburg führende K 67 den Ort, auf die die von Süden kommende K 68 stößt.

Ersterwähnung:

1015

Siedlungsentwicklung:

1685 kommt es zum Zuzug von Hugenottenfamilien

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1877-1890

Älteste Gemarkungskarte:

1725

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3526449, 5713215
UTM: 32 U 526365 5711370
WGS84: 51.552798° N, 9.380267° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

633025060

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 817, davon 505 Acker (= 61.81 %), 147 Wiesen (= 17.99 %), 7 Holzungen (= 0.86 %)
  • 1961 (Hektar): 1277, davon 500 Wald (= 39.15 %)

Einwohnerstatistik:

Diagramme:

Sielen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • Um 1334: Amt Trendelburg
  • 1544: Landgrafschaft Hessen, Amt Trendelburg
  • 1568: Landgrafschaft Hessen, Amt Trendelburg
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Amt Trendelburg
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Trendelburg
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Trendelburg
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Höxter, Kanton Trendelburg
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Stadt und Amt Trendelburg
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
  • 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel

Altkreis:

Hofgeismar

Gericht:

  • bis 1822: Amt Trendelburg
  • 1822: Justizamt Hofgeismar
  • 1823: Justizamt Hofgeismar
  • 1867: Amtsgericht Hofgeismar
  • 1879: Amtsgericht Hofgeismar
  • 1968: Amtsgericht Hofgeismar

Herrschaft:

Das Dorf gehört im 13. Jahrhundert zunächst den braunschweigischen Welfen, die es als Lehen ausgetan haben.

Seit dem 13. Jahrhundert werden zahlreiche Güter und Häuser von den Schönebergern als Lehen ausgetan.

1334 überträgt Landgraf Heinrich II. denen von Netra die Hälfte des Dorfes als Burglehen zu Trendelburg.

Burkhard von Schönberg und sein Sohn Heinrich bekunden 1401, dass sie mit Zustimmung des Landgrafen Hermann von Hessen die Hälfte des Dorfes Sielen von Burkhard von Netra gekauft haben. Nach dem Tod des Burkhard soll aber die Dorfhälfte wieder dem Landgrafen ledig fallen. 1429 fallen die Schöneberger Güter an die Landgrafen, die in der Folge die Landesherrschaft durchsetzen können und auch über die hohe Gerichtsbarkeit verfügen.

Laut Salbuch verfügen die Landgrafen 1544 über zwei Meierhöfe mit 1 1/2 Hufen Land und ebensovielen Wiesen. Ferner hat der Landgraf Zins von sechs Häusern, 45 Hühnern die Herbstbede für das Haus Schöneberg und den Rottzins. 1568 kommt der Stiftsbesitz von Helmarshausen hinzu. In der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts gelingt es den Landgrafen die adligen Herren aus ihren Rechten weitgehend zu verdrängen.

Gemeindeentwicklung:

Am 31.12.1970 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Stadtgemeinde Trendelburg zusammengeschlossen, deren Stadtteil Sielen wurde.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Anfang des 11. Jahrhundert übergibt Brun dem Kloster Corvey für sich und seine Frau in Redulfeshus (Wüstung ca. 2 km südwestlich Borgenteich, Kreis Höxter), Sielen (Trendelburg), Smedersen (Wüstung östl. Lauenförde, Kreis Holzminden) und Deisel zehn Famliien. 1192 bestätigt Papst Coelestin III. dem Kloster Herlmarshausen die Privilegien seiner Vorfahren und die Besitzungen u.a. in Sielen. Um 1220 trägt der Ministeriale Wilhelm von Sielen zwei von ihm erworbene Hufen dem Kloster Helmarshausen auf. 1243 überläßt Herzog Otto das Kind, dessen Ministeriale Heinrich von Sielen das Kloster geschädigt hat, diesem neun Hufen mit einer Mühle und den Minsterialen. 1251 überlassen Dietrich und Eberhard Wolf von Gudenberg sowie Hermann und Stephan von Schartenberg ihren Ministerialen Wilhelm von Sielen dem Kloster nach Ministerialenrecht. Die vier Ministerialen verkaufen drei Jahre später ihre Güter dem Kloster. Der Edelherr Konrad von Schöneberg übernimmt hierfür die Bürgschaft. 1373 klagt das Kloster Helmarshausen beim Mainzer Erzbischof über Behinderungen bei der Nutzung ihrer Güter in Sielen durch Amtsleute des Erzbischofs. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts werden die Güter in Sielen dem Landgrafen Hermann dem Älteren verpfändet.
  • 1544 haben die von Stockhausen einen Meierhof mit 1 1/2 Hufen, die von Falkenberg haben vier Meierhöfe, zwei Hofstätten, sieben Kothöfe, zwei Hausstätten, zwei Kotstätten und mehr als fünf Hufen Ackerland, 100 Morgen Wiese und 16 Rauchhühner.

Zehntverhältnisse:

Im 13./14. Jahrhundert ist der Zehnte von den Schönebergern als Lehen ausgetan. 1454 bekennt Landgraf Ludwig von Hessen als Lehnsherr, dass die Rabe von Kanstein den dritten Teil des Zehnten in Sielen mit seiner Erlaubnis verkauft haben (HStAM Bestand Urk. 49 Nr. 821)

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Die Kirche gehört 1192 dem Kloster Helmarshausen.
  • Heutige Pfarrkirche 1838-45 an der Stelle des mittelalterlichen Vorgängerbaus errichtet, 1970 renoviert

Pfarrzugehörigkeit:

Selbstständige Pfarrei ohne Filiale, 1975 aufgehoben und der Pfarrei Eberschütz als Vikariat eingegliedert

Patronat:

Das Patronat gehört 1585 den Grafen später, 1872 den Fürsten von Waldeck

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Pfannkuche ca. 1527-1540

Kirchliche Mittelbehörden:

Bis 1530: Mainzer Kirchenprovinz, Diözese Paderborn, Archidiakonat Helmarshausen, später Brakel

Die protestantische Pfarrei gehörte zur Klasse Trendelburg.

Juden:

Provinzial-Rabbinat Kassel, vormals Filial von Niedermeiser

1835: 38; 1861: 48; 1905: 14 Juden

Sielen war vermutlich seit 1846 eigenständige Gemeinde. Seit 1790 sind Geburten von Juden im Ort nachweisbar.

Die Synagoge lag vermutlich in der Oberen Dorfstraße 92 1/2

Der Friedhof es Ortes wurde 1846/47 angelegt. Er wurde auch von Eberschütz genutzt. Er liegt an der Landstraße Richtung Trendelburg, an der Biegung der Diemel führt links ein Weg nach oben. Zuvor wurde von Sielen der Friedhof in Trendelburg genutzt. (alemannia-judaica)

Kultur

Schulen:

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Wirtschaft:

Überwiegend Landwirtschaft und Leinenweberei

Mühlen:

1243 ist eine Mühle belegt, die dem Kloster Helmarshausen übertragen wird.

Dorf- und Mahlmühle sowie Ölmühle lagen am südlichen Rand des Ortes und wurden beide über oberschlächtige Wasserräder mit dem Wasser der Diemel betrieben. Die Ölmühle wird seit 1953 nicht mehr betrieben, die Dorf- und Mahlmühle brannte 1954 ab

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Sielen, Landkreis Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2093> (Stand: 13.7.2022)