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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 8. Listingen
Gerichtsstätten
Gerichtsplatz in Niedermeiser

Weitere Informationen

Niedermeiser

Stadtteil · 173 m über NN
Gemeinde Liebenau, Landkreis Kassel 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

6,5 km südwestlich von Hofgeismar

Lage und Verkehrslage:

Straßendorf mit einfachem Grundriss und lockerer Bebauung entlang des Ruhrbachs kurz vor der Mündung in die Warme. Kirche in zentraler Lage auf kleinem Hügel. Moderne Siedlungsausdehnung im Süden. Im Ort kreuzt sich die in Nord-Süd-Richtung verlaufende alte Bremer Nebenstraße (L 3211) mit der nach Hofgeismar führenden L 3212

Vorbemerkung Historische Namensformen:

In den Schriftquellen wird zwar bereits um 1081 zwischen minus Meischere und Kirchmeischere unterschieden, doch wird eine Differenzierung in der Folge nicht konsequent beibehalten. Vgl. daher auch Obermeiser.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • Thechelnburg (auf der Techelnburg oder Thetelnburg) ist eine nach dem Zierenb. Salb. von 1571 eine Flurbezeichnung zu Niedermeiser (Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 467).

Umlegung der Flur:

1871-1873

Älteste Gemarkungskarte:

1767

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3521420, 5702784
UTM: 32 U 521338 5700943
WGS84: 51.459257° N, 9.30713° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

633016060

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 1180, davon 659 Acker (= 55.85 %), 54 Wiesen (= 4.58 %), 321 Holzungen (= 27.20 %)
  • 1961 (Hektar): 1180, davon 349 Wald (= 29.58 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1571: 90 Haushaltungen
  • 1585: 85 Haushaltungen
  • 1747: 102 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
  • 1885: 770, davon 751 evangelisch (= 97.53 %), 2 katholisch (= 0.26 %), 17 Juden (= 2.21 %)
  • 1961: 762, davon 684 evangelisch (= 89.76 %), 73 katholisch (= 9.58 %)
  • 1970: 743

Diagramme:

Niedermeiser: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1571: Landgrafschaft Hessen, Amt Schartenberg, Gericht von Malsburg und Spiegel
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Amt Schartenberg
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Zierenberg
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Zierenberg
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Nieder-Meisser
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Stadt und Amt Zierenberg
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
  • 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel

Altkreis:

Hofgeismar

Gericht:

  • 1571: Gericht Schartenberg
  • bis 1822: Amt Zierenberg
  • 1822: Justizamt Grebenstein
  • 1867: Amtsgericht Grebenstein
  • 1879: Amtsgericht Hofgeismar
  • 1968: Amtsgericht Hofgeismar

Herrschaft:

Um 1200 gehört der Ort zum Herrschaftsbereich der Schartenburg und gelangt mit diesem zu Beginn des 13. Jahrhunderts in die Hände der Grafen von Dassel, die ihn als mainzisches Lehen erhalten. Ihre Rechte gehen jedoch an den Bischof von Paderborn und die Landgrafen von Hessen verloren. Bis ins 16. Jahrhundert kommt es wiederholt zu Auseinandersetzungen um das Gericht der Spiegel von Desenberg, zu dem Niedermeiser gerechnet wird. Die Spiegel erhalten vor allem Unterstützung vom Mainzer Erzbischof. 1523 wird der hessische Anteil des Amtes an die von der Malsburg verpfändet.

1571 und 1585 haben die Landgrafen von Hessen die Hälfte der hohen und niederen Gerichtsbarkeit inne, die von Spiegel und Malsberg je ein Viertel.

1787 verzichten die Malsburger auf ihren Anteil an der Hohen und Niederen Gerichtsbarkeit zugunsten der Landgrafen von Hessen.

Gemeindeentwicklung:

Am 1.4.1972 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil der neuen Stadtgemeinde Liebenau eingegliedert.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Um 1081 bestätigt Erzbischof Siegfried I. von Mainz dem Kloster Hasungen Besitz in Niedermeiser. Besitz des Klosters ist 1350 zu Pacht an Konr. Schoncher ausgetan, der hier ein Gebäude errichtet. Besitz ist auch noch 1467 vorhanden.
  • 1126 überträgt Bischof Dietrich II. von Münster heimgefallene Erbgüter zu Niedermeiser dem Kloster Abdinghof.
  • 1336 tritt Abt Reinbold von Helmarshausen der Kirche zu Mainz für deren Schutz u.a. die Hälfte der Klostergüter in Niedermeiser ab.
  • 1571 befindet sich die niedere Gerichtsbarkeit zur Hälfte im Besitz von Hessen und zur Hälfte im Besitz derer von Malsburg und Spiegel
  • 1583 gehörte denen von Malsburg 1/4 der hohen Obrigkeit
  • 1787 erwirbt Hessen die Anteile derer von Mlasburg an der niederen und hohen Gerichtsbarkeit
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1464 Pleban
  • Einfacher klassizistischer Saalbau mit Walmdach von 1774 an spätgotischem Westturm mit rundbogigem Westportal

Patronat:

1585 gehört Zwergen zum Pfarrbezirk von Niedermeiser. Die protestantische Pfarrei der Klasse Zierenberg hat als Filial Zwergen.1983 kommt Haueda als Tochtergemeinde hinzu.

Klöster:

  • Das Patronatsrecht besitzen 1585 die Grafen von Waldeck.

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Johann Braunstein ca. 1536 bis ca. 1571, war bis 1535 Chorherr in Hofgeismar

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archidiakonat St. Marien zu Hofgeismar

Juden:

1812: 39 Familien; 1835: 23; 1861: 77; 1905: 14 Juden; Sielen, Liebenau und Eberschütz Filialorte.

Im Ort befindet sich eine jüdische Volksschule wie auch einen jüdischen Betsaal. Die Gebäude werden daher veräußert.

1927 lebt nur noch eine jüdische Familie im Ort

Friedhof im Ort, der von 1850-1929 genutzt wurde. Bis zur Anlage des Friedhofs wird der in Meimbressen genutzt.

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mühlen:

Neben der Fuchsmühle gab es in der Dorfgemarkung zwei weitere Mühlen:

Die Erste, Wasser- oder Dorfmühle lag südwestlich von Niedermeiser und wurde mit dem Wasser des Ruhrbachs über ein oberschlächtiges Wasserrad betrieben. 1945 wurde der Betrieb eingestellt.

Die Zweite oder Ölmühle lag ebensfalls südwestlich von Niedermeiser am Ruhrbach und wurde mit dessen Wasser über ein oberschlächtiges Wasserrad bis 1930 betrieben.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Niedermeiser, Landkreis Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2087> (Stand: 26.7.2022)