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4521 Liebenau
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KDR 100, TK25 1900 ff.
Urkataster+
Liebenau
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 8. Listingen

Weitere Informationen

Liebenau

Stadtteil · 143 m über NN
Gemeinde Liebenau, Landkreis Kassel 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Stadt

Lagebezug:

7 km westlich von Hofgeismar

Lage und Verkehrslage:

Kleinstadt mit ellipsenförmigem Grundriss und rippenartigem Straßennetz in Insellage zwischen der Diemel im Norden und einem von ihr abgeleiteten Mühlgraben im Süden, dicht an der heutigen Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen. Kirche in zentraler Lage der Altstadt. Jüngere Wohnbebauung nördlich der Diemel. Im Süden verläuft die nach Hofgeismar führende L 3210, eine Verbindungsstraße führt nach Körbecke.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Hofgeismar/Hümme – Warburg ("Diemeltalbahn I") (Inbetriebnahme der Strecke 6.3.1849, 6.2.1851).

Ersterwähnung:

1293

Siedlungsentwicklung:

Die ehemalige Burg im Nordwesten der Stadt ist 1572 verfallen, die beiden Stadttore (Geismarer oder Mühlentor im Süden und das Diemel- oder Mergenauer Tor im Norden) abgebrochen. Die von Pappenheim errichten zwischen 1754 und 1758 einen Herrensitz im Bereich der ehemaligen Burg Liebenau (Auf der Burg 1)

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • opidum (1293)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

Umlegung der Flur:

1871

Älteste Gemarkungskarte:

1723

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3519715, 5706842
UTM: 32 U 519633 5704999
WGS84: 51.495792° N, 9.282824° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

633016050

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 760, davon 445 Acker (= 58.55 %), 42 Wiesen (= 5.53 %), 70 Holzungen (= 9.21 %)
  • 1961 (Hektar): 760, davon 216 Wald (= 28.42 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1585: 96 Haush. (Der ökonomische Staat)
  • 1747: 92 Haush. (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
  • 1773: überwiegend Ackerbauern, darunter auch 1 Bäcker, 3 Schuster, 1 Schmied, 1 Schlosser, 2 Schneider, 1 Küfer, 4 Schreiner, 1 Hutmacher, 1 Drechsler, 1 Maurer, 1 Korbmacher, 1 Schäfer, 21 Leinweber, 24 Tagelöhner und -innen, 1 Wirt, 1 Müller
  • 1885: 660, davon 615 evangelisch (= 93.18 %), 9 katholisch (= 1.36 %), 5 andere Christen (= 0.76 %), 31 Juden (= 4.70 %)
  • 1961: 784, davon 619 evangelisch (= 78.95 %), 147 katholisch (= 18.75 %)
  • 1970: 731 Einwohner

Diagramme:

Liebenau: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1467-1570: Landgrafschaft Hessen, Amt Liebenau
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Amt Grebenstein (Der ökonomische Staat)
  • 1614: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Grebenstein
  • 1742: Landgrafschaft Hessen, Amt Hofgeismar
  • 1764: Landgrafschaft Hessen, Stadt und Amt Liebenau (der zuständige Rentmeister wohnt in Grebenstein)
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Grebenstein
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Stadt Liebenau
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Nieder-Meisser
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Hofgeismar
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
  • 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel

Altkreis:

Hofgeismar

Gericht:

  • Gericht 1570 vom landgräflichen Schultheißen zusammen mit Bürgermeister und Rat (Schöffen) in Anwesenheit der von Pappenheim als Pfandinhaber der halben Stadt. Ansprüche der Pappenheimer auf Gerichtshegung werden 1680 endgültig abgewiesen.
  • 1821: Justizamt Hofgeismar
  • 1822: Justizamt Hofgeismar
  • 1867: Amtsgericht Hofgeismar
  • 1879: Amtsgericht Hofgeismar
  • 1968: Amtsgericht Hofgeismar

Herrschaft:

1293 trägt der kölnische Ministeriale Hermann von Desenberg, genannt Spiegel, seine Burg und Stadt Liebenau mit allem Zubehör, ausgenommen 16 Hufen, mit denen er von dem Landgrafen des Hessenlandes belehnt ist, dem Grafen Otto von Waldeck zu Lehen auf. Liebenau befindet sich allerdings nur kurz in seinen Händen. 1300 ist Werner von Westerburg mit anderen Besitzer von Liebenau als Lehnsmann der Grafen von Waldeck. 1323 verkauft Werner von Westerburg mit Zustimmung seiner Mutter und Erben die Hälfte von Burg und Stadt Liebenau an den Ritter Herbold von Pappenheim. Das gemeinsame Haus der Pappenheimer und Westerburger ist 1334 an Ludolf Spiegel erblich ausgetan. 1343 verkauft Werner von Westerburg dem Herbold von Pappenheim die Hälfte zweier Ställe vor der Brücke der Burg, deren andere Hälfte Herbold schon besaß. 1356 öffnen Werners Söhne dem Bischof von Paderborn ihren Teil von Burg und Stadt Liebenau und räumen ihm ein Vorkaufsrecht, das 1359 eingelöst wird.1384 tritt Kurt Spiegel als Pfandinhaber einer Hälfte von Liebenau vom Bischof von Paderborn auf. 1395 verzichtet der Graf von Waldeck auf seine Rechte an Liebenau zugunsten von Paderborn. Der Bischof erwirbt im Jahr darauf die Pappenheimische Hälfte, gibt sie diesen aber wieder als Pfand aus. Damit war Liebenau eine Stadt des Bistums Paderborn. 1454 öffneten die Spiegel Schloss und Stadt dem Erzbischof von Mainz. 1467 endgültig dann 1478, tritt Paderborn Stadt und Schloss an Hessen ab. Erst 1597 verzichtet Paderborn auf alle Besitzrechte aus der Herrschaft Schöneberg am Reinhardswald und in den Städten Liebenau und Trendelburg. Die von Pappenheim bleiben jedoch im Besitz der Pfandschaft über die halbe Stadt. Die Landgrafen übertragen 1483 den Malsburgen die ehemals Spiegelsche Pfandhälfte. Malsburg und Pappenheim verwalten als Pfandbesitzer Liebenau bis 1556 gemeinsam, bis der Landgrafen 1556 Hermann von Malsburg seine Pfandschaft entsetzt.

Stadt- bzw. Hofrecht von 1294 mehrfach von späteren Stadtherren erneuert, zuletzt 1359.

Bürgermeister und Ratleute 1366

Bürgermeister und 5 Ratleute 1453

Stadtsiegel 1393

Gemeindeentwicklung:

Am 1.2.1971 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss der Stadt Liebenau mit den Gemeinden Grimelsheim, Haueda, Lamerden und Ostheim zur neuen Stadtgemeinde Liebenau. Zu deren weiterer Entwicklung s. Liebenau, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Liebenau.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Vgl. Herrschaft

Zehntverhältnisse:

1773 haben die Pappenheimer den Hauptfeldzehnten inne

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • ecclesia (1294)
  • Pfarrer (1338)
  • Im Kern mittelalterliche, im 18. Jahrhunert umgestaltete Chorturmkirche. Turm und Schiff aus dem 13. Jahrhundert, letzteres in gotischer Zeit und 1750 erweitert und umgebaut.
  • Vor dem Mergenauer Tor befand sich eine Marienkapelle (vgl. Mergenau)

Patrozinien:

  • Johannes Baptista (der Täufer)

Pfarrzugehörigkeit:

1394 gehört Liebenau als Filial zu Ostheim im paderb. Archidiakonat Warburg, 1464 ist Liebenau der namensgebene Pfarrort. 1585 ist Ostheim dann Filialort von Liebenau. Auch 1747 ist Liebenau eigenständige Pfarrei der Klasse Grebenstein mit dem Filial Ostheim, ebenso 1872 und 1994. 1983 wird die evangelische Haueda als Vikariatsgemeinde eingegliedert

Patronat:

Das Patronat ist1394 hessisches Lehen der Groppe von Gudenburg. Der Landgraf zieht es jedoch 1398 ein und erwirbt 1412 Ansprüche der Herren von Hohenfels. 1585 ist es im Besitz der Landgrafen.

1423 und 1440 vergibt Mainz das Patronat an die Wölfe und die Herren von Gudenburg, nach deren Aussterben 1534 an die von der Malsburg.

Diakonische Einrichtung:

1951 - 1960 Schwesternstation (Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Liebenau v.O. Pfarrarchiv Liebenau)

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Ritter ca. 1525-1575, von Adam Krafft "vor der bauren aufruor" eingesetzt

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archidiakonat St. Marien zu Hofgeismar

Juden:

Filialort von Niedermeiser

1835: 36; 1861: 39; 1905: 17 Juden

Im Ort waren Juden vermutlich bereits Ende des 14./Anfang des 15. Jahrhunderts ansässig.

1920 und 1921 wurden im Ort 13 Beerdigungen auf eigenem Friedhof durchgeführt; ein einzelner älterer Grabstein von 1791. Er liegt Am Hopfenberg. (alemannia-judaica)

Kultur

Schulen:

1537 Stadtschule; 1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Historische Ereignisse:

1465 Zerstörung durch hessische Truppen, Kriegsschäden 1632, 1633, 1637 und 1639, 1549 Großbrand, 1890 und 1909 Hochwasser

Wirtschaft

Wirtschaft:

Ackerbaustadt; 1766 Landzunftbrief für Filz- und Hutmacher; im 19. Jahrhundert Spinnerei und Leineweberei; 1925 Molkerei, Käsefabriken, Viehhandel

Mühlen:

1356 existiert bereits eine Mühle zu Liebenau vor dem Geismarischen Thore.

Herrschaftliche, mit zwei unterschächtigen Wasserrädern mit zwei Mahl- und 1 Schrotgang versehene Mühle 1773 (Alter Steinweg 2). Ehemals in Pappenheimer Besitz, dann städtisch, seit 1750 landgräflich. Im 19. Jahrhundert wieder in Pappenheimer Besitz, 1895 Neubau

Markt:

Freier Markttag auf Sonntag (1393)

3 Jahrmärkte (Lätare, Sonntag vor Johannis baptist., 1. Advent) [1612)

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Liebenau, Landkreis Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2081> (Stand: 29.4.2023)